Veröffentlicht am 11.08.2009 09:39

Trauerarbeit mit Hilfe der Pferde

Neben Entspannung können auch Übungen auf dem Pferd dabei helfen, Trauer zu verarbeiten. (Foto: ar)
Neben Entspannung können auch Übungen auf dem Pferd dabei helfen, Trauer zu verarbeiten. (Foto: ar)
Neben Entspannung können auch Übungen auf dem Pferd dabei helfen, Trauer zu verarbeiten. (Foto: ar)
Neben Entspannung können auch Übungen auf dem Pferd dabei helfen, Trauer zu verarbeiten. (Foto: ar)
Neben Entspannung können auch Übungen auf dem Pferd dabei helfen, Trauer zu verarbeiten. (Foto: ar)

Auf dem Karlsfelder Araberhof Heidegger läuft seit April 2008 ein landkreisweit einzigartiges Projekt: Kinder und Jugendliche, die einen nahen Angehörigen – Geschwisterkind, Vater oder Mutter – verloren haben, können bei den Pferden Trauerarbeit leisten. Initiiert wurde das Projekt vom „Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche (Lacrima) in München, unter der Trägerschaft der Johanniter Unfallhilfe.

Nicht bearbeitete Trauer kann bei Kindern zu inneren Blockaden, Aggressionen, Entwicklungsrückschritten bis hin zu psychischen und physischen Selbst-Schädigungen führen. Oft ist es für Kinder aber schwierig, jemanden zu finden, mit dem sie über den schmerzlichen Tod ihrer Angehörigen sprechen können. Freunde ziehen sich eher zurück, weil sie nicht wissen, wie sie mit der Trauer umgehen sollen, Elternteile sind oft mit ihrer eigenen Trauer zu beschäftigt. Die Trauerreitgruppe in Karlsfeld ist eines von fünf Gruppenangeboten, die den Kindern und Jugendlichen aus München und den Landreisen des weiteren Umlandes helfen sollen, ihre Trauer angemessen zu verarbeiten. Mittlerweile besuchen acht Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren alle zwei Wochen den heimeligen Araberhof, der neben den Pferden auch einen Esel, zwei Ziegen, Hunde und ein Schwein beherbergt.

„Die Kinder kommen zusammen mit ihren Betreuern und ihren Eltern auf den Hof“, erklärt Janette Piller, Sozial- und Hippopädagogin und Betreiberin des Araberhofes. Während die Eltern gesondert betreut werden, findet für die Kinder und Jugendlichen die Trauerreitgruppe statt. Diese folgt gewissen Ritualen wie einem „Kerzenritual“, bei dem jeder Anwesende eine Kerze entzündet und sagt, wen er weshalb verloren hat. Mit Hilfe von „Trauerreitkarten“ werden verschiedene Themen aufgegriffen. Aber nicht alle Kinder möchten gerne über ihre Trauer sprechen. „Manche blocken auch ab und möchten einfach nur zur Ruhe kommen“, erklärt Janette Piller. In den Trauerreitgruppen sind meistens ein bis zwei Kinder gemeinsam bei einem Pferd. Neben der Pflege der Pferde werden auch Führtrainings und verschiedene Übungen auf dem Pferd durchgeführt. „Besonders gerne gehen die Kinder und Jugendlichen aber in die Natur“, erzählt Janette Piller über ihre Erfahrungen. Bei der anschließenden Abschlussrunde haben die Trauernden noch einmal die Gelegenheit, über ihre Gefühle während des Reitens zu sprechen und ihre Wünsche für den nächsten Termin zu äußern.

Die Teilnahme an der Trauerreitgruppe ist für die Kinder kostenlos. Wer einen nahen Angehörigen verloren hat und Hilfe bei der Verarbeitung der Trauer oder den Kontakt zu Kindern, die die gleiche Erfahrung gemacht haben, möchte, kann sich an Lacrima-München ( www.lacrima-muenchen.de ) wenden.

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