„Hwan-yeonghabnida” hieß es vor kurzem an der Mittelschule an der Wiesentfelser Straße in Aubing. Das ist koreanisch und heißt „herzlich willkommen”. 23 Schulleiter und Lehrer aus Südkorea waren zu Besuch an der Münchner Bildungseinrichtung, die für ihre Leistung schon viele Auszeichnungen bekommen hatte. Wie man Schüler zu Höchstleistungen anspornt, das brauchten sich die Gäste aus Asien nicht erklären lassen. Das südkoreanische Bildungssystem ist äußerst leistungsorientiert und das Land liegt in den PISA-Studien regelmäßig in der Spitzengruppe.
Rektorin Elsbeth Zeitler und ihr Team, zu dem an diesem Tag auch der ehemalige Schulleiter Jürgen Walther zählte, hatte ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt. Dabei wurden vor allem die von den Gästen im Vorfeld erwünschten Schwerpunkte wie „Berufsorientierung”, „Gewaltvermeidung”, „Praxisunterricht” und das Schulsystem allgemein in den Mittelpunkt gerückt.
Nach der Führung durch das Schulhaus durften die Gäste in verschiedenen Klassen hospitieren. „Wir haben vor allem Stunden ausgesucht, bei denen die Sprache nicht so wichtig ist”, erklärte Elsbeth Zeitler. Schließlich sprachen die Gäste kein Deutsch.
In der Lernwerkstatt, die Lehrerin Stefanie Batmaca betreute, übten die Schüler beispielsweise selbständiges Lernen. Die Fünftklässler bekamen dazu selbsterklärendes Material. Eine halbe Stunde wurde im Fach „Deutsch” und eine halbe „Mathematik” gelernt. Dabei mussten die Kinder still sein und versuchen auch ohne Fragen die Übungen zu bearbeiten. Am Schluss bewerteten sie sich und ihre Leistungen selbst. „Das ist bei uns ein ganz neues Konzept. Es funktioniert erstaunlich gut und den Kindern macht es Spaß”, freute sich Batmaca.
Eifrig notierten sich die Gäste die vielen Beobachtungen. Ihnen musste der Besuch der deutschen Schule äußerst fremdartig vorgekommen sein. Keine Schuluniform, kein Pauken und Halbtagesunterricht ist die Regel. „In jeder Jahrgangsstufe gibt es nur eine Ganztagsklasse”, informierte Zeitler die staunenden Gäste. Für junge Südkoreaner wäre die viele Freizeit undenkbar. Hier möchten fast alle Kinder studieren und lernen dafür buchstäblich Tag und Nacht.
Das sieht an der Aubinger Schule anders aus. Hier endet die Schullaufbahn der meisten mit einem Ausbildungsvertrag in der Tasche – und damit die passende Lehre gefunden wird, gibt es eine ganze Reihe von vorbereitenden Projekten und Praktika. „Die Schüler betreiben sogar eine eigene Schülerfirma”, wurde den Gästen erläutert.
Sehr interessiert zeigten sich die Besucher darüber, wie die Deutschen die Herausforderung meistern, nicht Deutsch sprechende Kinder in den Unterricht zu integrieren. „Bei uns gibt es nur 0,1 Prozent an interkulturellen Schülern”, übersetzte Dolmetscher Jungrong Park. Bei 600 Schülern wären das gerade drei aus anderen Ländern.
Trotz der vielen Unterschiede – manches war in beiden Ländern dann doch gleich. Alle stöhnten gleichermaßen über die vielen administrativen und bürokratischen Aufgaben. „Es wird immer mehr”, stöhnte Zeitler und die Südkoreaner nickten zustimmend. Nach einer bayerischen Brotzeit ging es weiter nach Nürnberg. Auch Frankfurt und Stuttgart hatten die Südkoreaner auf ihrer Bildungsreise für Schulleiter und Lehrkräfte besucht.