Interview mit Peter Söltl

»Die Unternehmer können sich auf uns verlassen«


Peter Söltl hat die Entwicklung der Münchener Nord-Rundschau lange begleitet und mitgestaltet

Die Gründerzeit der weiß-blauen Stadtteilzeitungen ist lange vorbei, aber in dieser Gründerzeit hat es so einen wie Peter Söltl auch nicht gegeben. In den 50er Jahren gab es das Wirtschaftswunder. Mehr und mehr Geschäfte öffneten ihre Ladentüren. Um auf sich aufmerksam zu machen, schalteten sie ganz selbstverständlich Anzeigen. Mit der Zeit veränderte sich der Bedarf und die Anzeigenblätter warben selbst aktiv um die Kunden. Als Peter Söltl 1970 zur Münchener Nord-Rundschau kam, war es seine Aufgabe Anzeigenkunden zu gewinnen.

Münchner Wochenanzeiger: Mit dem Außendienst sollten die Umsätze gesteigert werden. Dafür waren Sie bei der Nord-Rundschau.

Peter Söltl: Nicht nur dafür. In der ersten Zeit habe ich auch im Vertrieb gearbeitet. Wir haben die Zeitungen aus der Druckerei bekommen und sie zu den Trägern gebracht. Beilagen konnten damals noch nicht maschinell eingesteckt werden. Das haben auch die Träger gemacht. Und wir vom Vertrieb mussten vorher die Beilagen extra ausfahren.

Münchner Wochenanzeiger: Und Ihre Arbeit im Außendienst?

Peter Söltl: Die habe ich immer gerne gemacht. Du warst ein gern gesehener Fachmann in den Geschäften. Schon damals wussten die Inhaber, dass sie sich auf ehrliche Beratung verlassen können. Wir wollten Partner der Geschäfte im Münchner Norden sein und das haben wir auch erreicht.

Münchner Wochenanzeiger: Wie groß war das Team, mit dem sie die Nord-Rundschau gemacht haben?

Peter Söltl: Wir hatten drei Büroangestellte und das war eigentlich »das Haus«; der Verleger Rudolf Forst und ich, und Gabriele Forst mit zwei Mitarbeiterinnen, damals noch in der Knorrstraße. Davor hatte Franz Eichmann ein Blatt übernommen, die »Milbertshofener Rundschau«, und ausgebaut zur Münchener Nord-Rundschau, die wiederum später sein Schwiegersohn Rudolf Forst übernommen hat. Rudolf Forst war der Erste, der bei der Nord-Rundschau Kundenberatung sehr erfolgreich angeboten hat.

Münchner Wochenanzeiger: Wie sah diese Arbeit aus?

Peter Söltl: Wir haben die Geschäfte besucht, von denen wir wussten, dass Werbung in der Nord-Rundschau für sie sinnvoll ist. Also lokale Ladengeschäfte mit Waren und Dienstleistungen für den Endverbraucher. Meine wichtigste Aufgabe war, Kunden in Gestaltung, Preis und Platzierung zu beraten.

Münchner Wochenanzeiger: Das geht so natürlich nur bei Geschäften vor Ort. Gab es damals schon Großkunden?

Peter Söltl: Das steckte damals noch in den Kinderschuhen. Großkunden hatten die Anzeigenblätter gerade für sich entdeckt. Der größere Teil unserer Arbeit spielte sich weiterhin bei den lokalen Geschäften ab. Unsere Titel bestanden aus vielen kleinen lokalen Anzeigen, ohne Redaktion. Wir haben teilweise auf 20 Seiten nur eine Viertelseite Text veröffentlicht. Das geht heute nicht mehr.

Münchner Wochenanzeiger: Trotzdem hat man es sich doch nicht leicht gemacht?

Peter Söltl: Nein, sicher nicht. Man musste schon Fachkompetenz haben und vor allem die Kunden gut beraten. Unser Ziel war nie die schnelle Mark, sondern die erfolgreiche Zusammenarbeit. Unsere Kunden sollten von der Werbung in der Nord-Rundschau profitieren.

Münchner Wochenanzeiger: Das haben Sie fast ein ganzes Berufsleben lang gemacht, immer für die Nord-Rundschau?

Peter Söltl: Ursprünglich war ich gelernter Offset-Drucker, später Drucktechniker in einer größeren Druckerei. Mein früherer Kollege Rudolf Forst hat mir bereits in jungen Jahren die Möglichkeit als Mitarbeiter bei der Münchener Nord-Rundschau gegeben.

Münchner Wochenanzeiger: Sie haben die Entwicklung der Zeitung hautnah miterlebt. Wo liegen für Sie die größten Unterschiede zwischen 1970 und heute?

Peter Söltl: Zum einen hat sich der Wettbewerb bei unseren Kunden gravierend verändert. Des weiteren kann man sich eine Wochenzeitung ohne lokale Berichterstattung gar nicht mehr vorstellen. Dadurch dass wir mehr und mehr lokalen Text in unserer Zeitung veröffentlichen, sind wir für den Leser noch interessanter geworden. Damit konnte und kann man auch heute noch Anzeigenkunden überzeugen. Anfangs bin ich noch selbst auf dem Fußballplatz gewesen und habe Sportredaktion geschrieben. Rudolf Forst war auch Erster, der Anzeigen in Rubriken unterteilt hat. Bis dahin war alles kunterbunt, zum Beispiel standen Kfz-Anzeigen bei Mietgesuchen oder unter »Verschiedenes«.

Münchner Wochenanzeiger: Sie haben über Jahre gut und eng mit Rudolf Forst zusammengearbeitet. Dann kam der Tag, an dem er sich aus dem Geschäft zurückzog.

Peter Söltl: Sein Rückzug hatte leider gesundheitliche Gründe. Wir hatten uns immer gut verstanden und unsere persönliche Freundschaft hatte bis zu Herrn Forsts Lebensende Bestand. Mit Familie Bergmaier konnte ich meine Arbeit für die Münchener Nord-Rundschau in leitender Position fortsetzen.

Münchner Wochenanzeiger: Sie haben an der Entwicklung der Nord-Rundschau mitgewirkt. Was halten Sie von dem, was daraus geworden ist?

Peter Söltl: Das Erscheinungsbild heute ist viel besser als früher. Aber auch der Anspruch nach lokalen Inhalten wird noch stärker erfüllt – sowohl bei den Anzeigen als auch bei den redaktionellen Beiträgen. Früher war unser ausschließlicher Lesestoff Anzeigen. Heute werden wir nicht zuletzt wegen unserer lokalen Berichterstattung gelesen.

Mit seiner sympathischen Art und seiner Fachkenntnis erwarb sich Peter Söltl das Vertrauen seiner Kunden.
Mit seiner sympathischen Art und seiner Fachkenntnis erwarb sich Peter Söltl das Vertrauen seiner Kunden. Foto: cr





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