Im Münchner Norden kann Architektur bezaubern und verstören

Münchner Norden · Lebensräume und Alpträume

Kleiner Bagger schwebt an großem Bagger: Die Abrissarbeiten am Wasserturm in der Dahlienstraße stellten die Baufirma immer wieder vor besondere Herausforderungen. Foto: em

Kleiner Bagger schwebt an großem Bagger: Die Abrissarbeiten am Wasserturm in der Dahlienstraße stellten die Baufirma immer wieder vor besondere Herausforderungen. Foto: em

Das Gesicht des Münchner Nordens verändert sich. Schneller als die Menschen, die die Seele des Nordens bilden. Damit sie eine veränderte Stadtarchitektur mit Leben füllen können, brauchen sie Informationen darüber, was geschieht um sie herum. 2008 war das eine ganze Menge …

Begonnen hat es gleich mit einem Paukenschlag: Die Stadt verkündete Anfang Januar stolz, sie habe das Gelände der Bayernkaserne gekauft und werde dort 2.500 neue Wohnungen bauen. Doch damit hatte sie die Rechnung ohne den Haushaltsausschuss der Bundesregierung gemacht. Dort verweigerten etliche Abgeordnete die Zustimmung, wollten sie von anderen Münchner Grundstücksentscheidungen abhängig machen. Jetzt, genau ein Jahr später, ist die Zustimmung endlich da.

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Wenig später hatten wir dann nicht über die sichtbaren Folgen neuer Architektur zu berichten, sondern deckten als erstes Münchner Medium besonders »ruchbare« auf: Der U-Bahnhof Oberwiesenfeld »stinkt« vielen Benutzern. Der Grund: Das Holzschutzmittel, mit dem die Schwellen der Gleise bearbeitet worden sind. Messungen haben ergeben, dass Gesundheitsgefährdungen nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden können. Das Holzschutzmittel wird in Zukunft nicht mehr angewendet – doch beim Bahnhof Oberwiesenfeld tut man sich schwer, die Geruchsbelästigung in den Griff zu bekommen.

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Erfreulicheres für alles Sinne bot die Eröffnung von Münchens schönstem Einkaufszentrum, dem Mira auf der Nordheide, im Frühjahr. Die ungewöhnliche Architektur, die innen von harmonisch geschwungenen Formen und sanften Naturfarben dominiert wird, außen aber kräftige Farbakzente setzt, die sich im Auge des Betrachters ständig ändern, sobald er sich bewegt, machen es zum Hingucker. Bleibt für das kommende Jahr zu wünschen, dass sich das Mira mit der Fertigstellung des Außenbereichs samt versprochenem Brunnen noch mehr zum lebendigen Stadtteilzentrum entwickelt.

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Während es in der Stadt immer heller und sommerlicher wurde, mussten wir, wieder als erstes Medium der Stadt, über düsteres berichten: Über die menschenunwürdigen Zustände in den maroden Containern der Asylbewerberunterkunft in der Waldmeisterstraße. Nach monatelangem Hin und Her hat nun endlich auch die Regierung von Oberbayern ein Einsehen: Die Unterkunft wird in einem Monat geschlossen. *** Aufsehenerregend im positiven Sinne ist dagegen die Architektur der neuen Spielstätte des Deutschen Theaters in Fröttmaning. Bevor wir Sie im Herbst zum Premierenstück hinter die Kulissen blicken ließen, gaben wir im Sommer den Blick frei auf das, was sich unter den Zeltplanen verbirgt.

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Der Blick zurück auf die Veränderungen der Stadtlandschaft im Münchner Norden endet mit einem Abschied: Der ehemalige Wasserturm in der Dahlienstraße steht nicht mehr. Jahrelang hatte sich eine Bürgerinitiative dafür eingesetzt, das eigenwillige architektonische »Wahrzeichen« der Lerchenau zu retten und für kulturelle Zwecke zu nutzen. Nach vielen Diskussionen ließ sich die Stadt am Ende doch nicht überzeugen und bestimmte, dass eine kleine Wohnanlage auf das Gelände kommen wird. Hier hat einmal nicht die Kreativität gewonnen – über mutigere Gegenbeispiele 2009 wollen wir gerne berichten! em

Jahresrückblicke der Münchner Wochenanzeiger

Artikel vom 29.12.2008
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