Kulturhaus am Hanns-Seidel-Platz soll als Erstes realisiert werden – Baubeginn in drei Jahren

Neuperlach · Ein Entwurf, der sich von anderen weit abhebt

So könnte der künftige Innenhof am Hanns-Seidel-Platz aussehen, mit einem Platz, der als Freilichtbühne genutzt werden kann. Foto: Formfest – Daniel C. Wolf

So könnte der künftige Innenhof am Hanns-Seidel-Platz aussehen, mit einem Platz, der als Freilichtbühne genutzt werden kann. Foto: Formfest – Daniel C. Wolf

Neuperlach · Wie bekannt erhielt der Entwurf des Architekturbüros SPACIAL SOLUTIONS Prof. Dieterle Architekt BDA zusammen mit Brandhoff & Voss Landschaftsarchitekten den ersten Preis des Ideenwettbewerbs für den Hanns-Seidel-Platz. 23 höchst unterschiedliche Ideen hatte das 19-köpfige Preisgericht zu beurteilen. Nur ein Entwurf verzichtete auf jegliches Hochhaus, andere spielten geradezu mit Form und Stellung von Hochhäusern auf der Fläche.

Wie geht es weiter mit dem Hanns-Seidel-Platz?

Die Ausführungen des Leitenden Baudirektors Theo Bauernschmidt vom Planungsreferat am Montag zeigten, wie wichtig der Jury Lage, Ausgestaltung und Akzentuierung des Marktplatzes war, aber auch der Lärmschutz. Gänzlich geschlossene Gebäudefronten oder gar ein 78 Meter hohes Haus, das wie eine Mauer den Innenraum des Geländes an einer Seite begrenzt, wurden entworfen. Der Siegerentwurf überrascht damit, dass man aus dem Sperrengeschoss der U-Bahn eine untere Ebene mit Gastronomie und Geschäften erreicht, über der der Marktplatz liegt. Zugleich gelangt man weiter gehend in das Untergeschoss des Kulturhauses, das sich unter dem langgestreckten Gebäude am Busbahnhof quer hervorschiebt. Der Marktplatz liegt direkt am Übergang zum pep.

Elfstöckiges Hochhaus

Wie bei anderen Entwürfen auch, akzentuiert ein Hochhaus, hier elfstöckig, diese Stelle zentraler Bedeutung. Bei SPACIAL SOLUTIONS leitet das Hochhaus die Besucher in das Innere hinein zum Marktplatz und weiter eine elfstufige Treppe hinauf, die als Bühne vielseitig bespiel- und nutzbar ist – als Freilufttheater ebenso wie als Biergarten. Oben angekommen erreicht man die große zentrale Grünfläche. »Auf ihr kann man ebenso Picknick machen wie Fußball spielen«, erklärte Prof. Roland Dieterle, der Büroinhaber, die Idee. Die Winkelbauten am Rand der Grünfläche enthalten im Erdgeschoss Einzelhandelsflächen und in den Obergeschossen Büros (an der Thomas-Dehler-Straße) und gegenüber Wohnungen, Pentwohnungen und Dachgärten. Die geforderte Kindertagesstätte liegt am Busbahnhof und das Hotel im gegenüberliegenden Gebäude an der Von-Knoeringen-Straße. Auch an den vom BA 16 geforderten Friedensbrunnen wurde gedacht: Wasser »als starker Bestandteil und verbindendes Element fließt entlang der Westwand der Treppe in das Untergeschoss und ist von den umlaufenden Balkonen sehr gut zu sehen«, erläutert Dieterle.

Einprägsames Konzept

»Es war schnell klar, dass es ein starkes, einprägsames Konzept für einen so heterogenen Ort braucht. Wir wollen ein Stück Urbanität schaffen, zu der sich jeder hineingezogen und eingeladen fühlt und die in die Umgebung ausstrahlt», so Dieterle. Lärmschutz, Durchlässigkeit, logische Anordnung der Funktionsbauten und der Wegeverbindungen, Betonung des Marktplatzes, das viele Grün und die Umsetzbarkeit in einzelnen Bauabschnitten überzeugten die Jury. Sie empfahl dem Auslober des Wettbewerbs, der RREEF Investment GmbH (Eschborn), den Siegerentwurf unter Beachtung der im Protokoll genannten Aspekte den weiteren Planungen zugrunde zu legen sowie die Verfasser einzubeziehen. Weil sich dieser Entwurf von den anderen weit abhebt, entschied die Jury einstimmig, keinen zweiten Preis, sondern zwei dritte Preise zu vergeben. Sie könnten allenfalls mit einzelnen Elementen noch zum Zuge kommen. Bauernschmidt stellte klar, dass auf jeden Fall noch ein Wettbewerb zur Ausgestaltung des kulturellen Bürgerzentrums vorgesehen ist. Einen Termin konnte er noch nicht sagen. Er könne kommen, sobald der Bebauungsplan klar ist. Zuvor müsse die Funktionalität des Siegerentwurfs geklärt werden. Das sei jetzt der nächste Schritt. Eine Bebauung des Hanns-Seidel-Platzes könne allerfrühestens in drei Jahren beginnen. Dabei stehe das Bürgerzentrum im Fokus, es soll zuerst realisiert werden.

Positive Stimmen

Für Stadträtin Beatrix Burkhardt ist der Sieger-Entwurf »ein Beispiel für eine offene und lichte Gestaltung des Areals, was besonders durch die Durchlässigkeit der einzelnen Abschnitte und die Verzahnung der Innenflächen erreicht wird. Durch die grüne Mitte, die Freitreppe und die Anordnung des Marktplatzes werden unterschiedliche Nutzungen ermöglicht, was ja die ursprüngliche Planung war, um Neuperlach Zentrum zu einem belebten und von der Bevölkerung angenommenen Platz zu machen«. Burkhardt betonte, dass »das Hochhaus (im Nordwest-Eck) sowohl als optischer Hinweis auf das Zentrum wirkt als auch als Verbindung zu den umliegenden Gebäuden.« »Es ist ein Entwurf, der sich so richtig vernetzt in die vorhandene Umgebung, auch zur U-Bahn hin. Der Ideenreichtum mit Biergarten und Bühne, die Dachgärten, das viele öffentliche Grün und die logische Verbindung zwischen pep und dem Marktplatz, der ja zum Teil unter dem Dach des Kulturhauses ist, überzeugt«, findet BA-16-Vorsitzende Marina Achhammer.

Angela Boschert

Artikel vom 24.03.2010
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