Zum 12. Mal starten die »Truderinger Wüstenfüchse« zur Rally

Trudering · Die Wüste ruft

Peter Kluge startet am Samstag mit Sohn Benjamin nach Tunesien zu einer Rally durch die Sahara.	Foto: Föll/Privat

Peter Kluge startet am Samstag mit Sohn Benjamin nach Tunesien zu einer Rally durch die Sahara. Foto: Föll/Privat

Trudering · Zum zwölften Mal startet Peter Kluge aus Trudering am kommenden Wochenende zu einer Wüstenrally in die Sahara. Eigentlich hat er sich auf die »Libya Rally Raid« gefreut, eine der härtesten Amateurrallys in der 5.000 Kilometer weiten Sandwüste mit einzigartigen Kathedraldünen in Höhe von bis zu 600 Metern. Bisher war er nur in Tunesien unterwegs gewesen. Doch am 15. Februar hat Libyen bekannt gegeben, dass keine Bürger des Schengenraums mehr einreisen dürfen, die Gefahr islamistischen Terrors sei zu hoch.

Peter und Benjamin Kluge

»Aber letztendlich werden wir erst bei unserer Ankunft in Tunis erfahren, ob die Rally nun in Libyen oder Tunesien stattfindet«, erklärt Kluge. Ein Mitarbeiter des Organisationsteams sei mit seinem Motorrad ins Grenzgebiet vorgefahren »und wenn der reinkommt, fahren wir auch rein!« Nerven hat der Truderinger. Gelassen erzählt er, wie er zu seinem abenteuerlichen Hobby kam: »Mich haben die Bilder von der Rally Dakar immer fasziniert, die Staubwolken hinter den Fahrzeugen. Dann hab’ ich mir ein Mitsubishi Profi-Rally-Auto gekauft und bin mit meiner Frau zur ersten Rally gefahren. Ich war noch nie einen Allrad gefahren, noch nie Offroad, hatte keine Ahnung was mich erwartet, aber ich habe den 1. Platz bei den Amateuren belegt.«

Seine Frau Vera begleitete ihn sechs Mal, zum zweiten Mal ist nun sein 25-jähriger Sohn Benjamin dabei. »Meine Frau mag nicht mehr, es ist ihr zu anstrengend«, sagt Kluge, sein Sohn grinst. »Nach unserer letzten gemeinsamen Rally hat sie ihre Turnschuhe im Sand vergraben und gesagt, dass sie nie wieder mitfährt. Naja, es war so, dass wir über eine Nor-Return-Düne mussten. Die heißt so, weil man da zwar irgendwie runterkommt, aber niemals wieder hoch. Wir hatten im Camp schon gehört, dass sich der Versorgungs-Unimog dort überschlagen hatte. Wir haben ihn dann auch gesehen. Nur sechs Fahrer haben sich getraut über die Düne zu fahren. Ich auch. Aber keiner von uns ist abends im Camp angekommen. Mein jetziger Toyota Landcruiser HZJ71 verbraucht in der Stadt etwa zwölf Liter Sprit, dort waren es 40 Liter. Wir hingen fest. Erst am nächsten Morgen haben wir Benzin bekommen. Das war die Königsrally meiner Frau!«

Extreme Bedingungen

Ja, es sei schon ein extremer Sport. Das Auto habe zwar Klimaanlage, aber die könne man nicht einschalten, weil man sich dann erkälte. So steigen die Temperaturen im Wageninneren schon mal auf 60 °C an. »An einem Tag haben Vera und ich mal zwölf Liter Wasser getrunken«, erinnert sich Kluge. Von der Landschaft bekäme man nicht viel mit. »Man ist die ganze Zeit damit beschäftigt, anhand des Roadbooks die richtige Strecke einzuhalten«, erklärt Benjamin. Die Seiten des Roadbooks sind jeweils in drei Spalten eingeteilt. In der ersten stehen die Koordinaten bestimmter, markanter Punkte, in der zweiten ist eine Skizze der Stelle, wo man abbiegen oder eine Düne überqueren muss, in der dritten Spalte sind Bemerkungen oder Symbole, z.B. ob es sich um eine Gefahrenstelle handelt. Dann ist ein Ausrufezeichen oder manchmal sogar einen Totenkopf abgebildet. »Es besteht aber nie wirklich Gefahr, man wird von dem Organisationsteam immer wieder aufgesammelt«, sagt Kluge.

Früher musste man, wenn man liegen geblieben war, zu einer vereinbarten Uhrzeit Signalraketen in verschiedenen Farben abfeuern, heute ruft man einfach per Satellitentelefon an. »Es ist schon aufregend, aber man ist auch froh, wieder in der Zivilisation anzukommen«, erklärt Benjamin. Ob er einmal das Hobby seines Vaters allein weiterführen wird, weiß er noch nicht. Die große Leidenschaft kann er mit seinem Vater nicht teilen. Und was macht Mutter Vera in der Zeit ohne ihre Männer? »Ich genieße die Ruhe – und hoffe, dass sie heil wieder kommen!« S.Föll

Münchens Sportler und sportliche Talente

Artikel vom 02.03.2010
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