Albrecht Ackerland über Machos

München - „Da schau her“

Die Freizügigkeit ist ein wichtiges Gut: Das predige ich schon lange. Wir brauchen eine Welt, in der jeder das machen kann, was er will. Solange er keinem damit schadet. Folgt man dieser Philosophie, ist eines nicht möglich: Gegelte Haare und offene Hemden zur Schaustellung der Brustbehaarung. Denn: Es erzeugt bei mir Übelkeit und schadet somit. Ich bin sicher nicht allein damit, eine solche Körperreaktion beim Anblick mancher Männer zu bekommen. Bei Frauen gibt es sicher ähnliche Stilunfälle, die unbedingt zu unterlassen sind. Dazu aber vielleicht ein anderes Mal.

(Nicht nur) Urlaubsfeeling am Kulturstrand in München

Der oberste Knopf eines Hemdes darf freilich offen bleiben, der zweite von mir aus auch noch. Macht ein offener dritter, vierter, fünfter Knopf einen Mann zum Macho? Oder erst, wenn Haarbüschel herausquellen? Wann ist ein Mann ein Macho?

Ein Lexikon erklärt: Das Wort „Macho“ bezeichnet in der Umgangssprache einen Mann, der sich stark an den traditionellen Bildern der männlichen Geschlechterrolle orientiert. Im Sinne dieses Männlichkeitsverständnisses ist es ein sich übertrieben männlich gebender Mann.“

Nun gut, wenn einer unbedingt will, dann soll er doch. Außer eben es erzeugt Übelkeit. Und die bekommt man ziemlich schnell, wenn man derzeit über die Corneliusbrücke radelt. Dort haben es die sogenannten „Urbanauten“ wieder geschafft, ihre Strandbar betreiben zu dürfen. Nach viel Gelulle im Stadtrat und im KVR durften sie zum zweiten Mal Sand auf dem Isarbalkon aufschütten und ihre Buden aufbauen. Nun verkaufen sie wieder norddeutsches Industriebier in kleinen Flaschen für 3,50 Euro, lassen dazu Bands oder einen DJ dudeln und nennen das dann Kultur – denn nur das Kultur-Gefasel hat überhaupt die Genehmigung ermöglicht.

Eine Frechheit, eine Mogelpackung. Aber: man muss ja nicht hingehen. Nur vorbeiradeln muss man eben manchmal. Und dann stehen sie da in Massen: Die mit gegelten Haaren und bis zum Nabel geöffnetem Hemd. Ich warte auf den Tag, an dem am Kulturstrand die Kultur ankommt. Sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn er gekommen ist. Bis dahin nehm’ ich die Reichenbachbrücke.

Artikel vom 14.06.2007
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