Der Münchner Norden sucht talentierte Sänger. Morgen Entscheidung

Die Superstars aus dem Hasenbergl

Aylyn Aygodan ist ein echtes Hasenbergler Kind. Fotos: clash

Aylyn Aygodan ist ein echtes Hasenbergler Kind. Fotos: clash

Ein schüchternes „Dankeschön“ kommt von Nadege, das Publikum jubelt, später stellt sich heraus, dass die 16-Jährige als eine von acht Künstlern in die Endausscheidung gekommen ist. Auch sie ist am Sonntag beim Finale des Wettbewerbs „Hasenbergl sucht den Superstar“ dabei und bei einem Sieg winkt ein Plattenvertrag und damit eine großen Zukunft in der Musikbranche.

Im angeblichen „Glasscherbenviertel“ im Norden der Landeshauptstadt soll die RTL-Glitzerwelt aus dem Fernsehen in ein Bierzelt unweit der Panzerwiese übertragen werden. Geht das? Es glitzert zwar nicht ganz so schön, wie im TV-Studio, aber ja, es funktioniert. Der Stadtteil zeigt, dass er viel mehr kann als sein Image glauben lässt.

Verantwortlich dafür, dass sich an diesem Mittwoch Nachmittag das Bierzelt des „Bürgerfests am Hasenbergl“ in eine große Castingbühne verwandelt hat, sind in erster Linie drei Personen: Rainer Großmann, der „Stadtteilbürgermeister“ des Hasenbergls, Erika Fellner, BA-Mitglied in eben jenem Stadtbezirk 24 und Helmut Frey. Letzterer sang in den Achtziger Jahren selbst viele Schlager. Seine Hits trugen Titel wie „Engel lügen nicht“, „Nachts gehörst du mir“ oder „Sag niemals nie“. Später hatte Frey, der einige Jahre selbst im Hasenbergl gelebt hat, und in dieser Zeit „die sehr freundliche Atmosphäre und herzliche Nachbarschaft“ zu schätzen gelernt hat, vor allem Texte geschrieben.

Unter anderem für Nino de Angelo, Karel Gott, das niederbayerische Cowgirl Nicki, und, ja auch für ihn, Dieter Bohlen. Zuletzt schrieb er die deutschen Texte zur Filmmusik des „Königs der Löwen“. Und jetzt will Frey die Superstars aus dem Hasenbergl fördern. Wer am morgigen Sonntag den Endausscheid gewinnen wird, darf anschließend zusammen mit dem immer noch blonden Schlagerbarden und Produzenten eine Platte aufnehmen.

Doch soweit ist es an diesem Mittwochabend noch nicht. Zunächst müssen die 26 Kandidaten noch die zwei Vorentscheids-Runden überstehen. Nacheinander betreten die angehenden Künstler die Bühne, hören sich von Frey noch einige Tipps an, kriegen ein Mikrofon in die Hand, sagen mehr oder weniger unsicher ihren Namen und den Titel ihres Liedes. Und dann gehört die Bühne plötzlich ihnen.

Für die meisten an diesem Nachmittag ist es eine große Bühne, vielleicht sogar eine zu große. Kaum jemand schafft es, den Platz tatsächlich auszufüllen. Wobei dies sicherlich nicht am mangelndem musikalischen Talent liegt, sondern eher an der Unerfahrenheit der Konkurrenten.

Doch sowohl Helmut Frey als auch Erika Fellner, die beide den Contest am Nachmittag moderieren, machen allen Teilnehmern Mut und so stehen um 18 Uhr die 16 Teilnehmer des Halbfinales fest. Pünktlich ist man fertig geworden, was Fellner mit einem gewissen Stolz erfüllt: „Das ist alles super gelaufen. Wir haben den Zeitplan eingehalten, die Bands und Sänger sind begeistert!“

Tatsächlich überwiegt auch bei den gerade ausgeschiedenen Teilnehmern die Freude, zum ersten Mal im Leben auf einer großen Bühne aufgetreten zu sein. Für die 16 Weitergekommenen wird es aber jetzt erst spannend: Langsam füllt sich das Zelt richtig, langsam wird es auch dunkler und irgendwann betritt Jürgen Ortlieb die Bühne.

Der bekannte Moderator wird durch den Abend führen und beschwert sich erst einmal, dass er nicht genügend Applaus vom Publikum bekommt. Den kriegen allerdings alle danach auftretenden Kandidaten. Sogar richtig viel. Und den Applaus nutzen sie auch als zusätzliche Motivation: Alle Teilnehmer sind im zweiten Durchgang deutlich besser als noch am Nachmittag. Aus fast jeder musikalischen Stilrichtung ist etwas dabei, jeder im Zelt kann sich mit mindestens einer musikalischen Darbietung identifizieren und anfreunden.

Eine Teilnehmerin sorgt derart für Gänsehaut, dass das Jury-Mitglied Franco Rizzo ihr spontan anbietet, auf seiner Platte mitzusingen. Ute Kaiser aus Erding legt soviel Verve in ihr selbstgeschriebenes Lied „Worte schnell gesagt, genauso gemeint“, dass für einige Minuten das ganze große Zelt die Luft anhält.

Wer allerdings den großen Plattenvertrag mit Frey gewinnt, entscheidet sich erst am Sonntag ab 18 Uhr auf dem Volksfestplatz am U-Bahn-Halt Dülferstraße. Der Eintritt kostet fünf Euro. Von Filippo Cataldo

Im Finale

Alexandra Hoffmann aus Germering, sie singt „seit ich sprechen kann“. Im Halbfinale brillierte sie mit einem Cover von Shakiras „Whenever, wherever“.

Aylyn Aygodan sieht gut aus - am „guten Wasser und der guten Luft“ liegt das ihrer Meinung nach. Im Finale wird sie wohl wieder englischen Text mit türkischen Melodien präsentieren.

Die Lollipops „sind auch im Finale dabei, da können sie sich einen lutschen“, so meinte zumindest Jürgen Ortlieb.

Seit mittlerweile fünf Jahren singt die 16-jährige Nadege Fundschler - im Vorentscheid „Impossible“ von Christina Aguilera.

Als perfekte Nicki-Imitatorin zeigte sich Sonja Sutter, die aus Niederbayern kommt, „aber in Minga arbeitet“.

„Fallin’ in Love Again“ war im Vorentscheid das Motto von Onyx, die wie Helmut Frey aus Ludwigsfeld stammen.

Den „Hasenbergl-Blues“ spielte Evelyn Dobner. Mal schauen, ob am Sonntag wieder Janis Joplin auf dem Spielplan steht.

„Erst seit drei Jahren“ hat Ute Kaiser aus Erding Respekt vor ihrer Stimme. Das aber zurecht, soviel Soul und Emotion liegt in ihren Songs.

Los geht’s am Sonntag um 18 Uhr, der Eintritt beträgt 5 Euro.

Artikel vom 29.07.2004
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