Jenseits des Tellerrands

Der Münchner Dieter Scholz fährt im Konvoi durch Westafrika

Während wir in München auf den Schnee warten, kämpfen die Münchner Abenteurer in Westafrika mit den unfassbaren Sandmengen.	Foto: privat

Während wir in München auf den Schnee warten, kämpfen die Münchner Abenteurer in Westafrika mit den unfassbaren Sandmengen. Foto: privat

München · Manche würden sagen: Das ist verrückt. Andere sehen es so wie Dieter Scholz aus München: Es ist ein Abenteuer. Eigentlich ist alles ganz einfach. Eigentlich. Ein gebrauchtes Auto kaufen, drei unvergessliche Wochen, Auto verkaufen, heimfliegen. »Seit Jahrzehnten ohne Probleme«, berichtet der Abenteurer.

Weitere Artikel zum Thema:
Münchner Abenteurergruppe ist wieder gesund zurück
Artikel vom 04.02.2018: Auf Goldsuche in Afrika
So seh ich das! Zum Thema: »Jenseits des Tellerrands«
Artikel vom 16.12.2017: Samstagsblatt-Redakteur Carsten Clever-Rott über eine Reise zu sich selbst

Apropos Abenteuer: Das Abenteuer besteht darin, quer durch scheinbar endlose Wüstengegenden zu fahren. Afrika, immer noch ein geheimnisvoller Kontinent. Für Dieter Scholz inzwischen weniger geheimnisvoll. Er war schon 1974 im nahen Osten unterwegs und 1979 in Westafrika. Seitdem zieht es den Abenteurer immer wieder dorthin, bevorzugt im Winter. Am 26. Dezember bricht er wieder mit einer Reisegruppe in München auf. Zwar ist im europäischen Winter auch überall sonst auf der nördlichen Hemisphäre Winter und dazu gehören auch Nord- und Westafrika. Doch die Tagestemperaturen erreichen hier bis zu 35 Grad. Wenig winterlich. Die Route erstreckt sich von Marokko aus entlang der Küste nach Süden über Mauretanien bis Guinea-Bissau.

Es ist kein Wettrennen und trotzdem eine Herausforderung. Nach vielen Fahrten geht Scholz entspannt, aber konzentriert an die Sache heran. Zwar sagt er: »Diese Tour soll vor allem Spaß machen. Hierbei geht es nicht darum, wer als Erster ankommt. Viel mehr ist der Weg das Ziel. Andere Länder und Kulturen entdecken«, doch es lauern auch Gefahren auf der Strecke, die nach Möglichkeit von vornherein ausgeschlossen und wenigstens auf ein Minimum reduziert werden sollen. Die Erfahrung hat gezeigt: Fehler werden sofort bestraft.

»Gebiete, die eventuell unsicher sein könnten, liegen mehrere hundert Kilometer weiter östlich in der Sahara«, weiß Scholz. »Mit Begleitung sind wir etwa 15 Fahrzeuge, was auch zur Sicherheit beiträgt. Auf allen bisherigen Reisen wurden wir immer besonders freundlich empfangen und immer wieder eingeladen. Der Konvoi wird streckenweise von Gendarmerie und Militär begleitet.«

Mechaniker und Dolmetscher geben zusätzlich Sicherheit, das Ziel auch unversehrt zu erreichen. Man muss nicht Indiana Jones sein, um sicher ans Ziel zu kommen. Ganz im Gegenteil. Die Gruppen sind immer gut durchmischt, Männer wie Frauen fahren mit und sie sind im Münchner Alltag nicht die großen Draufgänger und Abenteurer – auch wenn sie im Westen Afrikas mehr und mehr zu solchen werden. So berichtet eine frühere Teilnehmerin: »Immer wieder kamen Sandstürme auf. Mal stärkere, mal schwächere.

Auch stecken geblieben ist jeder von uns mal. Aber da haben wir die Seile ausgepackt und uns wieder rausgezogen.« Dieter Scholz bestätigt: »Nach der Einweisung ist die Fahrt für jeden Autofahrer problemlos zu bewältigen.« Problematisch wird es, wenn Einzelne sich nicht an die Disziplin in der Gruppe halten. Deswegen schaut sich Scholz jeden potenziellen Teilnehmer genau an.

Überhaupt ist das Thema Sicherheit für Frauen besonders wichtig. Auch da hat die ehemalige Mitreisende ihre Erfahrungen gemacht: »Ich habe mich während der Reisen nicht ein einziges Mal unsicher gefühlt.« Bedenken? Unnötig, findet sie. Es ist für beinahe alle Fälle vorgesorgt.

Die Gruppe, die jetzt an Weihnachten startet, bricht mit sieben Fahrzeugen in München auf. Von dort geht es nach Italien und auf der Fähre übers Mittelmeer nach Marokko. Ein besonderes Highlight wird die Suche nach Gold werden, verspricht Dieter Scholz. »Wir werden in der Sahara nach Gold graben. In Mauretanien wurde schon viel Gold gefunden und so versuchen auch wir unser Glück«, kündigt er an. Und wenn die Suche ohne Erfolg bleibt? Egal, materieller Reichtum ist nicht das Ziel dieser Reise.

Obwohl der heute 71-Jährige in seinem Leben gutes Geld verdient hat, sind ihm das Abenteuer und das Erleben der Natur wichtiger. Diese Erfahrung hat er schon früh gemacht. Damals hat Scholz schwere Zeiten durchlebt. Bereut hat er es nie. Sein Leben bezeichnet er selbst als unstet, doch seine Willensstärke, die ihm manches Mal auch Steine in den Weg legte, brachte ihm den Erfolg. Als Autohändler im Export war er erfolgreich. Diese Erfahrung hilft den Reiseteilnehmern heute beim An- und Verkauf ihrer Fahrzeuge.

Dieter Scholz legt Wert darauf, keine exorbitanten Beträge zu verschleudern. Die Autos, die sich die Teilnehmer im Vorfeld gekauft haben, machen sie in Guinea-Bissau wieder zu Geld. Insgesamt liegen die Reisekosten bei rund 2.500 Euro – kein Pappenstiel, aber für drei Wochen auf Tour ein realistischer Preis. Abstriche müssen die Abenteurer beim Komfort machen. Geschlafen wird in Hotels, auf Campingplätzen, des Öfteren auch im Auto in freier Natur.

»Diese Reisen sind die Freude meines Alters«, sagt Scholz, der im Sommer ähnliche Touren nach Asien macht. Dabei tritt er nicht als Reiseveranstalter auf, sondern gibt anderen die Möglichkeit, ihn zu begleiten. Es ist eine Leidenschaft, die ihn nicht mehr loslässt – und die er gerne mit anderen teilt. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 15.12.2017
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...