Ein Raum für die Kultur

Das Haidhausen-Museum ist seit 40 Jahren eine Institution im Viertel

Hermann Wilhelm hat das Haidhausen-Museum in der Kirchenstraße vor 40 Jahren gegründet. Für historisch Interessierte im Viertel ist es längst mehr als ein Geheimtipp.	Foto: js

Hermann Wilhelm hat das Haidhausen-Museum in der Kirchenstraße vor 40 Jahren gegründet. Für historisch Interessierte im Viertel ist es längst mehr als ein Geheimtipp. Foto: js

Haidhausen · Wer sich einmal mit der Geschichte Haidhausens beschäftigt hat, weiß: Das heutige In-Viertel sah früher ganz anders aus.

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Einblicke in das Stadtteilleben vergangener Tage, in dem Kleingewerbetreibende, aber auch Tagelöhner und sogenannte Lumpensammler das Straßenbild prägten, bietet das Haidhausen-Museum in der Kirchenstraße 24. Doch die Institution ist nicht nur ein Geheimtipp für historisch Interessierte, sondern bietet auch kulturellen Gruppen des Viertels Raum – und zwar schon seit 40 Jahren.

An die Anfänge seines Museums erinnert sich Hermann Wilhelm noch gut. »Das war 1977, damals war ich noch keine 30«, sagt der heute 69-Jährige. Anlässlich der Haidhauser Stadtteil-Kulturwoche – übrigens der ersten Veranstaltung in München dieser Art – habe er gemeinsam mit Anwohnern im ehemaligen Sanierungsbüro der Stadt in der Milchstraße eine Ausstellung zur Geschichte seines Viertels organisiert.

»Die Resonanz war sensationell«, berichtet Wilhelm. Allein in der ersten Woche seien rund 1.000 Besucher gekommen. »Da haben wir uns gedacht, wenn das so gut ankommt, machen wir ein Museum draus«, erzählt Hermann Wilhelm mit einem Schmunzeln. Dieses Stadtteilmuseum leitet er nun schon seit vier Jahrzehnten.

Nach der Zusage der Stadt, das Projekt zu fördern, habe man in der Kirchenstraße 24 die Räume der ehemaligen Bäckerei und Melberei Graf angemietet, erzählt Wilhelm. Hier, zwischen der Pfarrkirche St. Johann Baptist und dem Haidhauser Friedhof, befindet sich das Museum heute noch immer. Das Material der Ausstellungen stammt größtenteils aus Archiven. Entdeckt hat Wilhelm dabei auch viel Wissenswertes über den Alltag der Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten in Haidhausen lebten. Der Stadtteil habe damals zu den ärmeren Gegenden gezählt, sagt er: »Hier waren Handwerker, Kleinbetriebe und Tagelöhner, die keine Erlaubnis hatten, sich innerhalb der Stadtmauern niederzulassen.«

Befasst hat sich der Museumsgründer aber auch mit Haidhausen unter Adolf Hitler. Seine preisgekürte Ausstellung »Nationalsozialismus im Münchner Osten« sei Anfang der 1980er Jahre das erste Projekt in München zu NS-Geschichte auf Stadtteilebene gewesen. Bei den Museumsbesuchern sei diese Thematik immer auf großes Interesse gestoßen, berichtet Hermann Wilhelm: »Zu den Ausstellungen zu Georg Elser und der Brauerei-Dynastie Schülein standen die Leute Schlange bis auf die Straße.«

Genutzt wird das Museum außerdem von alteingesessenen Haidhausern für kulturelle Zwecke. Seit 30 Jahren trifft sich hier zum Beispiel der Damenchor »Silberner Mond«, benannt nach der ehemaligen Kultkneipe in der Breisacher Straße, in der sich seinerzeit kein geringerer als der Regisseur Rainer Werner Fassbinder den ein oder anderen Absacker genehmigte. Auch Vertreter des russischen Kulturzentrums MIR kommen regelmäßig im Haidhausen-Museum zusammen.

Zum Jubiläum zeigt das Haidhausen-Museum noch bis Sonntag, 4. Februar, die Ausstellung »Das Gedächtnis von Haidhausen – ein Rückblick im Spiegel der Münchner Presse 1977-2017«. Außerdem gibt es von Sonntag, 17. Dezember, bis Sonntag, 4. Februar, im Gasteig (Rosenheimer Straße 5) eine Jubiläumsausstellung mit bislang unveröffentlichtem Bildmaterial aus dem Viertel. Julia Stark

Artikel vom 16.11.2017
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