Werkbank statt Warten

Freimann · Lernwerkstatt für junge Flüchtlinge auf Gelände der Bayernkaserne eröffnet

Innerhalb ihrer sechswöchigen Ausbildung lernen die jungen Flüchtlinge vier verschiedene Handwerkszweige kennen. Beraten werden sie dabei von professionellen Handwerkern.	Foto: ch

Innerhalb ihrer sechswöchigen Ausbildung lernen die jungen Flüchtlinge vier verschiedene Handwerkszweige kennen. Beraten werden sie dabei von professionellen Handwerkern. Foto: ch

Freimann · Der Platz vor der Lernwerkstatt in Halle 36 füllt sich allmählich. Im Inneren herrscht bereits reges Treiben. Das Rattern einer Säge dringt aus dem Inneren der alten Gemäuer auf das Gelände der Bayernkaserne.

An Werkbänken wird innen schon eifrig gearbeitet. Junge, unbegleitete Flüchtlinge lernen hier den Umgang mit Akkuschrauber, Schraubenzieher, Pinsel und Co. Mit Rat und Tat zur Seite stehen ihnen dabei professionelle Handwerker.

Die Lernwerkstatt ist auf Initiative der Münchner Handwerksfirmen entstanden. »Es gibt viele junge Flüchtlinge, die im Ausbildungsalter sind, auf die Weiterbearbeitung ihres Verfahrens warten und Langeweile haben«, sagte Hans-Ulrich Möbius vom Verein Lernwerkstatt Halle 36 in seiner Eröffnungsrede.

24 junge Menschen sollen hier sechs Wochen lang an vier Ausbildungsstätten ausgebildet werden. Somit haben sie die Chance, ihre Wartezeit sinnvoll zu nutzen, eigene Potenziale zu entdecken und verschiedene handwerkliche Berufe praxisnah kennenzulernen. In der Lernwerkstatt gibt es die Zweige Elektrotechnik, Heizung/Sanitär/Klima, Malerarbeiten und Trockenbau. »Die Halle ist groß genug, da kann man noch einiges machen«, so Möbius. Dabei stehe die Lernwerkstatt auf den drei Säulen: Stadt (Kommunalreferat), Stadtjugendamt und Handwerk. »Die Hauptaufgabe des Projektes ist es, Jugendlichen zu zeigen, welche Möglichkeiten sie haben«, ergänzte Georg Schlagbauer, Stadtrat und Präsident der Handwerkskammer München. »Das ist eine große Chance für unsere Stadt«, sagte die Dritte Bürgermeisterin Christine Strobl. Schließlich verberge sich hier großes Potenzial.

Darüber hinaus könne auf diesem Weg der Kontakt zu den Neuzugezogenen verbessert werden, ergänzte sie. Derzeit leben in München etwa 3.500 junge Flüchtlinge, die ohne Angehörige hergekommen sind. Mit weiteren jungen Flüchtlingen werde gerechnet. Im November vergangenen Jahres wurde damit begonnen, die Halle herzurichten. Diese diente vorher lange Zeit als Lagerraum und blieb anschließend unbenutzt. Pro Jahr sollen sieben Kurse stattfinden. Möbius: Ein Kursus mit 24 Teilnehmern, der von sechs Personen betreut wird, koste rund 20.000 Euro. Geplant seien sieben Kurse pro Jahr. Finanziert wird die Lernwerkstatt durch Mitgliedsbeiträge und Sponsoren. »Wir würden uns freuen, wenn sich auch die Handwerkskammer beteiligt«, sagte Möbius augenzwinkernd in Richtung Gerd Schlagbauer.

Einer, der weiß, wie es ist, in München neu anzufangen ist Burim Hazrolli vom gleichnamigen Bauunternehmen und Mit-Initiator der Lernwerkstatt. Mit 16 Jahren kam er aus dem Kosovo nach München, mit 21 Jahren gründete er sein eigenes Unternehmen. »Die erste Zeit war sehr schwer so ohne Familie«, sagte er. Jetzt hat Hazrolli drei Unternehmen und beschäftigt 60 Leute. »Ich möchte den Jugendlichen zeigen, dass man nur mit Arbeit weiterkommt.«

Das Modellprojekt sucht nun dringend noch Mitglieder für den Verein und vor allem ehrenamtliche Ausbilder, die Zeit und Interesse haben, mit jungen Flüchtlingen zu arbeiten.

Der Verein hofft auf Unterstützung von Handwerksmeistern und Berufsschullehrern im Ruhestand sowie Auszubildenden im dritten Jahr. Ausbilder erhalten eine angemessene Aufwandsentschädigung, so der Verein. Nähere Infos gibt es unter www.lernwerkstatt-halle36.de und unter Telefon 01 76/ 14 20 79 04. Christine Henze

Artikel vom 23.06.2015
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