Unterhaching · Aus dem Leben eines Haching-Fans

Redakteur Benjamin Schuldt ist seit 1996 Fan der SpVgg Unterhaching.

Redakteur Benjamin Schuldt ist seit 1996 Fan der SpVgg Unterhaching.

Unterhaching · Der Bayern-Fan ist erfolgsverwöhnt, der Löwen-Fan eher frustriert. Und beim Haching-Fan überwiegt der Stolz, einen Verein zu unterstützen, der sich als besserer Dorfclub seit Jahrzehnten im Profifußball behauptet hat. Dennoch ist vielen selbst ernannten Experten nicht geläufig, dass Unterhaching kein Stadtteil von München ist.

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Oder, dass der Ort nicht »Unterhachingen« heißt. Nur eins weiß jeder noch: »Ihr habt doch damals gegen Leverkusen gewonnen.«

Fans der Spielvereinigung (Ja! Es gibt sie wirklich!) betrachten sich als Elite unter den Fußballanhängern in und um München. Wie 100.000 andere den Bayern hinterherlaufen? So viele Siege und Titel feiern, dass es irgendwann zwangsläufig langweilig sein muss? Oder sich den Giesingern hingeben? Untermieter beim großen Nachbarn sein, seit zehn Jahren vergeblich auf die – gefühlt überfällige – Rückkehr ins Oberhaus hoffen?

Nein! Wir sind Hachinger – und das ist gut so! Wir verbringen unseren Samstagnachmittag in einem Stadion, wo man weder an den Toiletten noch beim Bierholen lange anstehen muss. Wo das Parkhaus keine 10 Euro kostet und die Eintrittskarten wie in der guten alten Zeit zehn Minuten vor dem Anpfiff am Kassenhäuschen gekauft werden können.

Den permanenten Nervenkitzel im Abstiegskampf braucht der Hachinger wie die Luft zum Atmen, dass die besten Spieler nicht lange im Sportpark bleiben – ja mei, das ist woanders auch so. Dass der Gürtel immer enger geschnallt werden muss, sorgt für Sorgenfalten. Aber Geld zu haben, das wäre ja langweilig.

Und langweilig wird es in Unterhaching nie: Spielt die Mannschaft zu gut, ist es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass es in der Tabelle schnell wieder nach unten geht. Doch dann wachsen die Spieler auf dem Rasen über sich hinaus, ringen übermächtige Gegner nieder. Und dann fährt man am letzten Spieltag nach Heidenheim, feiert eine eigene Niederlage, weil die Konkurrenz auch verloren hat und Haching ein weiteres Mal dem Tod von der Schippe gesprungen ist. »Hey, was geht ab? Die Vorstadt steigt niemals ab!«, singt der ganze Fanblock. Dann schlägt das Hachinger Herz.

bs

Artikel vom 11.02.2015
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