Die helfenden Hände

Die aktuelle Situation in der Notaufnahmestelle in Ebersberg

In Deutschland angekommen: Ferras Milish zeigte sich  begeistert von der Fürsorge, mit der er in Ebersberg aufgenommen wurde. 	Foto: Martina Fink

In Deutschland angekommen: Ferras Milish zeigte sich begeistert von der Fürsorge, mit der er in Ebersberg aufgenommen wurde. Foto: Martina Fink

Ebersberg · Kein anderes Thema dominiert die Gesellschaft und die Nachrichtenwelt so sehr, wie das Thema Asylbewerber. Schon seit einigen Monaten kommen Asylsuchende aus der ganzen Welt, nach ihrer Erstaufnahme in München, auch im Landkreis Ebersberg an.

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Die alte Turnhalle in der Dr.-Wintrich-Realschule in Ebersberg ist eine der Notunterkünfte. Wird Wohnraum in anderen Gemeinden des Landkreises frei, ziehen die Asylbewerber um. Auch in der Stadt Ebersberg leben zurzeit schon einige Asylbewerber in festem Wohnraum. In der Seerose wohnen etwa 30 junge Männer in Zwei- bis Sechsbettzimmern. Im roten Haus an der Grundschule wohnen circa 20 Asylbewerber.

Wie sieht es aber in der Notunterkunft der Dr.-Wintrich-Turnhalle aus? Da es sich hier um eine Durchgangsunterkunft handelt, wohnen immer 10 bis 48 Asylbewerber dort. Bis jetzt leben die jungen Männer im Schnitt vier bis sechs Wochen dort. Um die soziale Ruhe zu gewährleisten, werden dort immer nur Männer untergebracht. Die Turnhalle ist mit abgehängten Bauzäunen in vier Areale unterteilt worden. In jedem Bereich stehen Stockbetten für zwölf Personen zur Verfügung. Jeder Asylbewerber hat einen Spind, einen Stuhl und einen Platz am Tisch.

Wenn man zum ersten Mal die Halle betritt, ist man erstaunt über die Ruhe und Ordnung, die dort herrscht. Da die Turnhalle Notunterkunft ist und auf dem Schulgelände der Dr.-Wintrich-Realschule steht, gibt es einen Sicherheitsdienst. Immer zwei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der Firma Munich Security Services sind rund um die Uhr anwesend.

Um die Sicherheit und Ruhe zu gewährleisten wurden unter anderem Zeitpläne eingeführt. Diese Pläne sind in Absprache mit den Asylbewerbern und den Mitarbeitern des Landratsamtes erarbeitet worden. Es gibt eine Nachtruhe und feste Ruhezeiten am Tage. Diese nutzen die jungen Männer zum Lesen, Musikhören, Telefonieren, aber auch um sich gegenseitig oder alleine einige Sprachkenntnisse anzueignen. Um Streitigkeiten untereinander zu vermeiden, sind die meist jungen Männer auch zu Putzdiensten eingeteilt. Joe, dem Objektleiter, ist dies sehr wichtig: »Nur wenn alle zusammen für Ordnung sorgen, ist es möglich Ruhe und Sicherheit unter so vielen Menschen aus den verschiedensten Kulturen zu gewährleisten«.

Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes helfen aber auch bei alltäglichen Fragen. So bei der Handhabung eines Staubsaugers und das Wechseln des Staubsaugerbeutels. Bei der Ankunft werden den Männern auch gezeigt wie die Waschmaschinen zu bedienen sind, die den Asylbewerbern in der Turnhalle zur Verfügung stehen. Im Mittelgang der Halle stehen immer Ständer mit frischgewaschener Wäsche. Manu, eine der Sicherheitsmitarbeiterinnen, stellt dazu fest: »Diese Sonderleistungen erbringe ich gerne. Nur wenn die jungen Männer hier im Alltag zurechtkommen, kann ich Ordnung und Sicherheit gewährleisten«.

Auch das selbständige Kochen muss gelernt sein. Alle Asylbewerber müssen sich grundsätzlich selber versorgen. Dafür steht auf dem abgegrenzten Bereich des Schulhofes ein Container als Kochbereich zur Verfügung. Mit den drei Herden mit jeweils vier Kochplatten kann es da bei Vollbelegung schon mal richtig eng werden. Aber auch hier ist es sauber und aufgeräumt. Jeder spült sein eigenes Geschirr ab und auch der Müll wird im Anschluss richtig sortiert.

Da die Sicherheitscrew rund um die Uhr anwesend ist, sind sie die ersten Ansprechpartner für die Asylbewerber. Und das in allen Belangen: Es wird bei Übersetzungen und Sprachproblemen geholfen, bei Orientierungsproblen wird mit Hilfe von Stadtplänen der Weg zum Amt, zum Arzt oder zum Supermarkt gezeigt. Auch für persönliche Probleme, oder einfach nur als Gesprächspartner stehen sie zur Verfügung. Damit leisten die Sicherheitsfachkräfte einen wichtigen Beitrag zur Asylbewerberhilfe vor Ort. Die Mitarbeiter des Landratsamtes stehen dem Sicherheitsdienst dazu rund um die Uhr bei Fragen und Problemen zur Verfügung. Aber auch viele Organisationen, wie der Verein der Ausländerhilfe, die Kirchen und der Helferkreis für Asylsuchende in Ebersberg sind neben dem Landratsamt als offizielle Stelle in die Betreuung der Asylbewerber involviert. Viele Aufgaben werden dabei ehrenamtlich von Ebersberger Bürgern selbst, sowie Kirchen und Vereinen übernommen. Bereits über 100 Bürger aus Ebersberg und der Umgebung engagieren sich bei Behördengängen und Anträgen, geben regelmäßig Sprachunterricht, begleiten bei Arztbesuchen. Aber auch etwas Ablenkung vom Alltag wird geboten: So oragnisierten die Ehrenamtler vom Helferkreis gemeinsame Spieleabende, Kleiderspenden, Fußballspiele und Feste, geben Kochunterricht und essen zusammen, gehen Kegeln und haben einfach Spaß miteinander.

Ein Koordinations-Team, das sich aus einem Netzwerk der katholischen wie auch der evangelischen Gemeinde und dem katholischen Kreisbildungswerk Ebersberg zusammensetzt, trifft sich alle zwei Wochen zum Austausch. Dabei wird geplant, welches die nächsten Schritte in der Begleitung und Integration der Asylsuchenden sowie der Unterstützung der Ehrenamtlichen sind.

Sollten auch Sie sich ehrenamtlich engagieren wollen, so melden Sie sich beim Helferkreis für Asylsuchende unter helferkreis_asyl_ebe@gmx.de per E-Mail oder telefonisch zu erreichen über das Pfarrbüro, Tel. 08 092 / 85 33 90.

Von Stefan Dohl

Artikel vom 11.12.2014
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