Wenn die Flut kommt

Unterhaching · Schutz vor Jahrhunderthochwasser

eim Pfingsthochwasser diesen Jahres kam diese Hannibal-Pumpe zum Einsatz, die pro Minute 15.000 Liter Wasser absaugen kann.	Foto: Kreisbrandinspektion

eim Pfingsthochwasser diesen Jahres kam diese Hannibal-Pumpe zum Einsatz, die pro Minute 15.000 Liter Wasser absaugen kann. Foto: Kreisbrandinspektion

Unterhaching · Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und Felder: Ein Horrorszenario für alle Anrainer des Hachinger Bachs. Erst zu Pfingsten musste gegen Wassermassen gekämpft werden.

Was passiert aber im Falle eines so genannten Jahrhunderthochwassers, wie zuletzt 1940? Welche Maßnahmen gäbe es zum Schutz der Bürger? Damit befasst sich eine Studie, die jetzt erstmals vor dem Gemeinderat in Unterhaching präsentiert wurde.

In Auftrag gegeben hatten diese die fünf Anrainerkommunen des zwölf Kilometer langen Baches: Oberhaching, Taufkirchen, Unterhaching, Neubiberg und Perlach. Verfasser der Studie ist das Ingenieursbüro Steinbacher-Consult. Die bislang gewonnenen Erkenntnisse für den Bereich Unterhaching erläuterte jetzt Geschäftsführer Stefan Steinbacher erstmals vor der Öffentlichkeit. Zur Sitzung gekommen waren auch etwa 50 besorgte Bürger, denen später Rederecht vor dem Gremium eingeräumt wurde. Die finanzielle Aufwendung der nötigen Maßnahmen bezifferte Steinbacher für die Flur von Unterhaching mit 900.000 Euro netto. Darin enthalten seien beispielsweise die Kosten zum Bau für Deiche, Schutzmauern, Rückhaltebecken oder auch die Ausweisung von Überflutungsgebieten. Nicht enthalten seien etwa Wartungskosten oder mögliche Belastungen durch Grundstückserwerb. Mit einem so genannten »HQ100«, also einem Jahrhunderthochwasser, sei rein statisch gesehen nur einmal im besagten Zeitraum zu rechnen, erläuterte Steinbacher. Seine Antwort auf Bürgermeister Wolfgang Panzers (SPD) Frage, welche Stärke das Pfingsthochwasser gehabt habe, sorgte für allgemeine Besorgnis. »Das Hochwasser im Juni bewegte sich nur zwischen HQ20- und 30«, so der Ingenieur.

Der Hachinger Bach sei ein stark grundwassergespeistes Gewässer. Auch noch jetzt, beinah ein halbes Jahr später, seien die Grundwasserstände dort noch immer sehr hoch. Viele der anwesenden Bürger sahen aber genau darin das hauptsächliche Problem für viele Wohngebiete. Diese seien nicht vom oberflächlichen Hochwasser, sondern vom steigenden Grundwasser betroffen. Ein Bürger berichtete, dass er sich bereits 1999, 2010 und jetzt 2013 mit seinem vollgelaufenen Keller zu plagen hatte. Seine Sorge: dass der Grundwasserspiegel durch die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen sogar noch steigen könnte. Steinbacher wies jedoch darauf hin, dass zunächst nur die Betrachtung des Oberflächenhochwassers Gegenstand der Studie gewesen sei, die Grundwasserthematik sei ausgeklammert worden. Das sorgte für Unverständnis.

Mit Nachdruck forderten einige Bürger, das Thema Grundwasser explizit noch in die Studie aufzunehmen. Anhand von zahlreichen Grafiken und Tabellen verdeutlichte Steinbacher mögliche Schutzmaßnahmen: umdeichte Rückhaltebecken am Mühlweg und der Tegernseer Landstraße, eine Hochwasserumleitung in Unterhaching und ein Rückhaltebecken in Unterbiberg. Die entstehenden Kosten müssten gerecht verteilt werden. Und: »Wenn man sich für eine Maßnahme entscheidet, muss Grundbesitz vorliegen«, betonte der Experte. Die Gemeinden hätten entsprechende Gespräche mit den Eigentümern zu führen. Das Wohl des Einzelnen sei hier gegen das Wohl aller sorgfältig abzuwägen. Der Wertminderung eines Hauses folge die Wertsteigerung und Sicherung anderer.

Als große Herausforderung für die Zukunft betitelte denn auch Panzer das interkommunale Projekt. Zunächst müsse ein Gesamtbild erstellt werden, dann könnten entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Bis zum Jahresende solle die Studie abgeschlossen sein. »Es wird zudem ein Treffen aller betroffenen Anliegergemeinden geben müssen«, sagte Panzer. Weitere und detaillierte Informationen zur Hochwasser-Studie gibt es auf der Homepage der Gemeinde Unterhaching. Sämtliche Grafiken sind dort zusammengefasst: www.unterhaching.de K. Kohnke

Artikel vom 28.11.2013
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