Künstlerin und Linkshänderin laden zum Stricken im Park ein

Giesings Maschen

Andrea Unterstraßer (l.) und Agnes Maria Forsthofer (r.) mit Philomena und  Katharina (Mitte) präsentieren eine Strickverzierung am Stein.	Foto: bus

Andrea Unterstraßer (l.) und Agnes Maria Forsthofer (r.) mit Philomena und Katharina (Mitte) präsentieren eine Strickverzierung am Stein. Foto: bus

Giesing · Freitagnachmittag wird gestrickt, gehäkelt oder gewebt. Aber nicht zu Hause, sondern zusammen im Park. Die Strickkünstlerinnen Andrea Unterstraßer und Agnes Maria Forsthofer treffen Gleichgesinnte zur Wollverarbeitung an der Steinspirale beim Spielplatz im Weißenseepark.

Entspannt sitzt man ab

15.00 Uhr zusammen, genießt den sonnigen Feierabend, schwatzt und strickt. Blumen werden gehäkelt, Bänder und Zweige entstehen mit der Strickliesl, aus alten Wollresten werden tolle Flickerl und große bunte Flächen. »Früher habe ich als Künstlerin nur im Atelier gearbeitet«, erzählt Andrea Unterstraßer. »Mit zwei Kindern wurde die Zeit für große Werke knapper. Da kam ich auf das Arbeiten mit Wolle, denn dabei kann man schnell Kreationen umsetzen.« Im Sommer und Winter geht Sie heute gerne aus der eigenen Kunstinsel hinaus. Die Menschen kommen nicht mehr nur zu ihr in die Galerie, sondern sie und die Kunst gehen unter die Leute. Guerilla Knittin, so heißt der Stricktrend im Freien, der aus Städten wie San Francisco, London und Rotterdam nach Giesing gekommen ist. Viele sagen auch Urban Knitting. Laternenmaste werden umgarnt, Bäume ummantelt, Gitter und Hindernisse oder Metallstreben von Sitzbänken mit der Strickliesl verziert.

Letztes Jahr hat Andrea mit den Ramersdorfern am Karl-Preis-Platz gewollwerkelt. Dabei wurde das Denkmal dort, der Blockwalzer, liebevoll mit einer Kugelkette aus bunten Wollelementen und einer besonderen Mütze ausgestattet. Auch 24 Strickelemente für die Adventszeit entstanden in Zusammenarbeit mit einer Kindereinrichtung. Nun sind Alt und Jung eingeladen, noch bis zum 5. Juli immer freitags an der kostenlosen Aktion »Giesing strickt im Park« teilzunehmen. Wie lässt sich eine Idee in eine Kreation aus Wolle transformieren? Arbeiten kann man dabei sogar mit den Händen, aber auch jede Art von traditioneller Strick- und Stickkunst mit traditionellen oder bekannten Mustern ist erwünscht. Bäume und Steine sollen eingewoben und verziert werden. Vielleicht bekommt ein Ast auch Anhänger, die um Konservendeckel gewoben sind. Die witzigsten Ergebnisse werden im Weißenseepark und beim Bürgerfest am 12. Juli gezeigt. Auch ohne Anmeldung, Stricknadeln und Wolle kann jeder mitmachen – fast alle Materialien sind da. Wer schon jetzt neugierig ist und nicht bis zum Sommerfest warten möchte, darf bereits diese Woche auf Spurensuche in und rund um die Giesinger Stadtbibliothek gehen. Denn hier an der Tegernseer Landstraße waren die Strickkünstler schon unterwegs. Die Bücherei in der St.-Martin- / Ecke Tegernseer Landstraße ist geöffnet am Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 10 bis 19 Uhr und am Mittwoch von 14 bis 19 Uhr.

Am Freitag, 12. Juli, brummt der Park dann von circa 14 bis 20 Uhr. Das große Fest findet auf der Festwiese bei jedem Wetter statt. Auf dem Programm stehen unter anderem vielfältige Musik-, Tanz- und Theatereinlagen von Giesinger Gruppen; zahlreiche Info- und Aktionsstände von Stadtteileinrichtungen; Zumba, ein lateinamerikanischer Bewegungstanz und indischer Tanz zum Mitmachen; das Kinderprogramm der Spiellandschaft Stadt e.V. mit Hüpfburg, die auch Freitagnachmittag regelmäßig am Spielplatz sind; Führung über den zweiten Bauabschnitt des Weißenseeparks durch das Baureferat; Spiele der interkulturellen Straßenfußball-Liga«buntkicktgut«; Ausstellungen der Projekte »IC-Point« (wir berichteten über die Foto-, Video- und Webschulung) und »Gesunde Schulen« sowie ein Live-Konzert zum Abschluss. Für das leibliche Wohl sorgt die Mittelschule an der Perlacher Straße mit einem Catering. Kurz gesagt, ein Tag für alle zum Zuschauen, Mitmachen und Wohlfühlen. Veranstalter ist das Quartiersmanagement der Sozialen Stadt Giesing.

Verstrickungen auch auf dem Hans-Mielich-Platz

Mit dem Be- und Einstricken von städtischen Pflanzen und Objekten ist es dann aber nicht einfach vorbei. Die Co-Initiatorin Agnes Maria Forsthofer von den »KulturVerstrickung des Linkshänder e.V.« verrät: »Schon Linkshänder und Rechtshänder stricken sehr unterschiedlich. Auch in fast jeder Kultur wird anders gestrickt und es gibt viele Varianten, seine eigene Herkunft zu zeigen. So werden altes Wissen und neue Ideen nahtlos miteinander zur Kulturverständigung verstrickt. Deshalb kann das Stricken zur Stadtentwicklung dienen. Nach dem Bürgerfest am 12. Juli soll sich »Giesing strickt im Park« als Kulturexperiment weiterentwickeln«, so Agnes Maria Forsthofer. Die bekannte Linkshänderin und gebürtige Auerin Agnes Maria setzt das Verstricken auf dem Hans-Mielich-Platz zum Weltlinkshändertag am 13. August fort. Am allerliebsten würde sie dabei Linksstrickerinnen aus unterschiedlichen Ländern kennenlernen, die ihr neue Techniken zum Nachmachen beibringen. Auch hier ist jede Strickbegeisterte willkommen. bus

Artikel vom 25.06.2013
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