Lärmgeplagte Anwohner der Tram St. Emmeram trafen sich

Bogenhausen · Fährt sie zu schnell?

Von links: Kurt Lorenz, Ursula Stroell und Michael W. Ulbig beklagen die Lautstärke der Tram St. Emmeram. Stadtrat Robert Brannekämper moderierte das Anwohnertreffen der Lärmgeplagten.		Fotos: hgb

Von links: Kurt Lorenz, Ursula Stroell und Michael W. Ulbig beklagen die Lautstärke der Tram St. Emmeram. Stadtrat Robert Brannekämper moderierte das Anwohnertreffen der Lärmgeplagten. Fotos: hgb

Bogenhausen · Seit Dezember 2011 fährt die Straßenbahn vom Effnerplatz nach St. Emmeram in Oberföhring. Immer mehr Bürger nutzen die Tram, die Fahrgastzahlen hatten bereits nach wenigen Wochen den Prognosewert für 2015 der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) erreicht.

Bogenhausens »Cosima-Tram«

Eine Befragung eines Instituts im Auftrag der MVG ergab vor kurzem: 92 Prozent der Kunden sind »zufrieden« oder »sehr zufrieden«. Unzufrieden, verärgert, ja wütend sind einige Anwohner der Cosimastraße, die monieren, dass die Tram zuviel Lärm verursache. Doch laut den Stadtwerken würden die gesetzlichen Lärm-Grenzwerte eingehalten, teils »sogar deutlich unterschritten«. Die Tram sei viel zu laut, man könne nachts »nur noch drei Stunden schlafen«, beschwert sich eine Anliegerin. Moniert wird allseits: Die Züge beschleunigen stark, fahren folglich sehr schnell, müssen dann vor der nächsten Haltestelle heftig abbremsen. Würden sie langsamer fahren, wäre laut Kritikern der Lärmpegel niedriger. Bei einem Treffen von Anwohnern wurde jetzt geklagt: Autos dürfen auf der Cosimastraße 50 fahren, die Tram aber Tempo 60. »Oft fahren die Züge sogar noch schneller«, behauptet Ursula Stroell, mit Kurt Lorenz die Initiatorin der Zusammenkunft.

Ihre Aussage untermauert sie mit einem Handy-Foto vom Tachometer einer Straßenbahn, stadtauswärts auf Höhe der Beckmesserstraße aufgenommen. Die rote Nadel steht bei 62. Auch Tempo 65 und mehr habe sie schon gesehen. »Die Straßenbahn fährt sogar mit Tempo 70, und zwar auf dem leicht abschüssigen Abschnitt vor der Wendeschleife in St. Emmeram.« Das sei keine Schätzung, er sei mit seinem Auto parallel zur Tram gefahren und habe die Geschwindigkeit auf der digitalen Anzeige in seinem Wagen abgelesen, erklärte ein Mann. Um solche Angaben handfest belegen zu können, unterstützen die Anwohner einen Vorschlag von Michael W. Ulbig: »Die beste und kostengünstigste Lösung ist, mit Radarmessungen an verschiedenen Standorten zu unterschiedlichen Zeiten zu beweisen, wie schnell eine Tram fährt, und dann zu berechnen, wie lang der Bremsweg beim gestoppten Tempo ist.

Über diese Schiene müssen wir aktiv werden und attackieren, um eine Temporeduzierung zu erreichen.« »Das ist eine gute Idee, das ist ohne großen Aufwand machbar«, meinte Robert Brannekämper, Stadtrat und CSU-Fraktionschef im Bezirksausschus, der um einen Sitz im Landtag kämpft. Er moderierte die Runde, war zugleich Sachverständiger und Unterstützer. »Mit diesen Zahlen kann man gar nichts anfangen, das hat mir ein Ingenieurbüro bestätigt«, kommentierte er die Messergebnisse zu Schall und Erschütterungen vom April und September 2012, plädierte dafür, »den Kampf mit der MVG nochmals aufzunehmen«.

Nur 18 Lärmgeplagte kamen zu dem Anwohner-Treffen

Brannekämper meinte, die Stadt reagiere nur auf Druck, »freiwillig machen die nie was«. Sonst hätte sie, auch eine Erkenntnis von Brannekämpers Fachleuten, »einen Lärm dämmenden Unterbau gewählt. Der kostet aber pro Meter 1.000 Euro, für die drei Kilometer Cosimastraße also drei Millionen«. Hohe Kosten schreckten auch die Versammelten ab, denn der finanzielle Aufwand für ein Lärmgutachten ist immens. Schall- und Erschütterungsmessungen an drei Standorten kosten laut dem Stadtrat fast 12.000 Euro. Stroell, Tram-Gegnerin der ersten Stunde, zum Treffen: »Ich bin enttäuscht, dass nur so wenig gekommen sind.« Knapp 80 Gleichgesinnte waren informiert. Anwesend waren aber nur 18 Personen. Entlang der Tram-Trasse in der Cosimastraße wohnen etwa 4.000 Menschen in erster und zweiter Gebäudelinie, weitere 4.000 in dritter und vierter Reihe.

Helmut G. Blessing

Artikel vom 29.01.2013
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