Fragwürdige Diskussion im Gemeinderat

Unterhaching · Herausforderung pariert

Unterhaching · Wie ein kleiner Stein eine Lawine ins Rollen bringen kann, zeigte sich jüngst auf der Sitzung des Gemeinderats in Unterhaching.

Jetzt wird gebaut: Fasanenschule

Eine zunächst harmlos scheinende Anfrage von Bernard Maidment (FDP) drohte letztlich die Sitzung zu eskalieren und brachte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) auf die sprichwörtliche Palme. Allein Grünen-Chefin Dr. Christine Helming ist es im Grunde zu verdanken, dass es am Ende doch zu einer einvernehmlichen Abstimmung kam. Was war geschehen?

Auf dem Tagespunkt stand wieder einmal der Neubau der Grund- und Mittelschule am Sportpark. Diesmal ging es um die Fortführung der Ausschreibungsverfahren, um die Vergabe von Aufträgen mit einer Gesamtsumme von rund 4,3 Millionen Euro: von der Dachabdichtung über die Gebäudeautomation/Küche bis hin zu Elektroarbeiten, dem Gerüstbau, den Heizungs- und Sanitärinstallationen. Bürgermeister Panzer zeigte sich optimistisch: Die Arbeiten vor Ort gingen vom Keller Richtung Bodenplatte gut voran, man sei intern bemüht, alle ­Ausschreibungen zu koordi­nieren. Da hakte Bernard Maidment ein und bat um eine konkrete Darstellung der Kosten. Ob es sich beispielsweise um eine Bodenheizung handele oder auch von welcher Küche die Rede sei. »Ein paar Details wären schön«, so Maidment, der immerhin auch Mitglied des Bauausschusses ist. Sein Parteikollege Peter Hupfauer knüpfte an: »Es wäre auch sinnvoll, ein paar Ansichten oder Bilder zu bekommen«. Panzer betrachtete dies als Herausforderung und parierte. Man habe die Schule im vergangenen Jahr in fünf Sitzungen gründlichst behandelt, nie habe jemand nach einer Küche gefragt.

Warum dann jetzt? »Wenn Ausschreibungen laufen, berichten wir über die Qualitäten«. Und an Hupfauer gerichtet: »Das führt jetzt wieder zu Verzögerungen, das ist ihre Taktik. Wir bauen bereits, wir planen nicht mehr und stimmen darüber ab, ob wir ausschreiben«. Das Fass zum Überlaufen brachte vermutlich Walter Herrmann (CSU): Natürlich sei klar, dass man eine Heizung bräuchte. Es ginge dem Kollegen Maidment doch lediglich ­darum, ob man entweder Kunststoff- oder Holzfenster einbaue. »Diese Info könnten Sie uns doch geben!«.

Panzer wies zurecht: »Wozu reden wir eigentlich im Bauausschuss darüber und stimmen ab? Dann setze ich jetzt den Tagespunkt ab, die Ausschreibungen werden zurückgestellt«. Man könne doch nicht ernsthaft wieder von ganz vorn anfangen! Nach kurzer Überlegung fuhr Panzer dann doch fort: »Wenn ihr wirklich wissen wollt, welche Ausschreibung für welche Fenster, dann werde ich jetzt die entsprechenden fünf bis sechs Ordner holen lassen«. Zuvor könnten schon mal die Bauausschreibungen eingesehen werden, die lägen sofort vor, so Panzer.

Das langte, jetzt platzte Christine Helming der sprichwörtlichen Kragen. »Das passiert mit dieser Fraktion jetzt schon zum zweiten Mal«, schimpfte die Grünen-Chefin. Man müsse sich doch wohl nicht den Abend mit Akten um die Ohren schlagen, nur weil die FDP nicht in der Lage sei, sich gegenseitig zu informieren und weiter: »Das ist doch lächerlich!«. Angesicht einer drohenden weiteren Verzögerung des Schulneubaus lenkte der gesamte Gemeinderat ein – und stimmte endlich doch für die Fortführung der Ausschreibungsverfahren. Kohnke

Artikel vom 07.02.2012
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