Sanierung Sankt Paul: eine Million von der Pfarrgemeinde

Zentrum · Teurer Kraftakt

Eine Million Euro muss die Pfarrgemeinde für die Dachsanierung von Sankt Paul aufbringen. »Ein enormer Kraftakt« laut Pastoralreferent Schäfert. 	Foto: scy

Eine Million Euro muss die Pfarrgemeinde für die Dachsanierung von Sankt Paul aufbringen. »Ein enormer Kraftakt« laut Pastoralreferent Schäfert. Foto: scy

Zentrum · 252 Treppenstufen führen zur Aussichtsplattform der Kirche Sankt Paul. Tausende von Besuchern zieht es Jahr für Jahr dort hinauf, wenn der Zugang während des Frühlings- und Oktoberfestes möglich ist.

Wer Interesse hat, seinen Namen auf einer dieser Stufen zu lesen, hat jetzt die Gelegenheit dazu. Denn die Pfarrgemeinde vermittelt so genannte Treppen-Patenschaften. Voraussetzung ist eine Spende von mindestens 100 Euro. Das ist nicht nur eben mal eine schöne Idee, sondern eine dringende Notwendigkeit. Denn Sankt Paul kann jeden Euro gut gebrauchen: Für die Dach- und Fassadensanierung, die bis 2017 vorgenommen wird, muss die Pfarrei eine Million aus eigenen Stücken aufbringen. »Das ist, wie man sich vorstellen kann, ein enormer Kraftakt«, sagt Ulrich Schäfert, Pastoralreferent und stellvertretender Kirchenverwaltungsvorstand. »Ohne großzügige Spender ist das kaum zu stemmen.«

Insgesamt soll die Sanierung 6,3 Millionen kosten – 5,3 Millionen werden von der Erzdiözese München und Freising übernommen. Normalerweise ist die Regel, dass die jeweilige Pfarrei ein Drittel der finanziellen Mittel für solche Maßnahmen aufbringt. Doch hier wurde eine Ausnahme gemacht, was, wie Schäfert sagt, daran liegt, dass die Gemeinde nicht besonders groß sei. Die Zahl der Katholiken im Einzugsgebiet ist tatsächlich erheblich geschrumpft. Waren es im Jahr 1960 noch 12.600, so sind es heute nur noch 2.400 Katholiken. Doch die Bedeutung von Sankt Paul ist wie eh und je unbestritten. »Die Kirche ist nicht nur ein prägender Fixpunkt der Oktoberfest-Silhouette, sondern ein architektonisches und religiöses Wahrzeichen Münchens, eines der markantesten Gotteshäuser unserer Stadt überhaupt«, sagt Oberbürgermeister Christian Ude, der die Schirmherrschaft für die Sanierung übernommen hat. Das monumentale Bauwerk müsse vor dem Verfall bewahrt werden, was aber nur mit Hilfe von Spendengeldern zu schaffen ist. Deshalb appelliert er an die Bürger. »Die Pfarrei kann die Summe in Höhe von einer Million unmöglich aus eigener Kraft aufbringen«, sagt Ude.

Natürlich tut die Pfarrei, was sie nur kann. Unter anderem werden Benefizkonzerte veranstaltet. Auch stehen erste Kooperationen mit Wiesnwirten und Schaustellern an, die eine besonders enge Bindung zu Sankt Paul haben. »Einige haben hier sogar geheiratet«, berichtet Schäfert. Unter anderem kursiert die Idee eines Wirtes, fünf Cent pro verkaufter Mass für die Sanierung zu sammeln. Zudem beschränken sich die Baupatenschaften nicht ausschließlich auf Treppenstufen. Es kann unter anderem auch eine Stadtbauteil-Patenschaft übernommen werden, beispielsweise für Wasserspeier ab 1.000 Euro und Kreuzblumen ab 500 Euro.

Das erste Gerüst steht bereits

Nun steht das erste Gerüst, bald beginnen die Arbeiten im ersten von drei Bauabschnitten. Die Schäden, die behoben werden müssen: Die Natursteinfassade weist Risse und verrostete Armierungen auf, durch die Blechdeckung der Türme tritt Wasser ein, das Ziegeldach ist schadhaft und undicht – es soll mit Ziegeln nach historischer Vorlage vollständig neu eingedeckt werden. Die Sanierungsarbeiten werden unter der Leitung der Architekten Hadersbeck & Munding und der Maßnahme- und Kostenträgerschaft des Referats Bauwesen der Erzdiözese durchgeführt. Während der gesamten Bauzeit bleibt das Innere der Kirche für die Besucher zugänglich. Über 50.000 Besucher kommen jährlich allein um die Kirche zu besichtigen, davon gut 6.000 während des Oktoberfestes. Doch nicht nur für Touristen ist die denkmalgeschützte Paulskirche attraktiv. Insbesondere während der Woche kommen nach Feierabend oder in ihrer Mittagspause unter anderem viele Geschäftsleute vorbei, um Einkehr zu halten.

Zudem finden hier nicht nur die Gläubigen aus dem Viertel, sondern auch verschiedene Gruppen Heimat, etwa die Kroatischsprachige Katholische Mission, die Nigerias Catholic Community, eine Taizé-Gruppe sowie monatlich die Trauerpastoral der Erzdiözese. Auch ist die Gemeinde Gastgeberin der Interreligiösen Runde und nimmt teil an der Langen Nacht der Museen und der Musik.

Erhalt der Kirche »lohnende Aufgabe«

»Es ist eine lohnende Aufgabe, die Paulskirche zu erhalten, denn sie bedeutet so vielen Menschen etwas. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir das Geld zusammenbekommen«, so Schäfert. Am Sonntag, 29. Januar, gestaltet Schäfert die Gottesdienste um 11 Uhr und um 20.15 Uhr übrigens jeweils mit einer Bildbetrachtung zu den Wasserspeiern. Und wer mehr über das architektonische Juwel erfahren möchte, der ist herzlich eingeladen zu einer kostenlosen Führung mit Ulrich Schäfert am Samstag, 4. Februar, um 15 Uhr, Treffpunkt vor der Kirche. Spenden können unter dem Stichwort »Außensanierung« auf das Konto 2 14 47 51 der Katholischen Kirchenstiftung St. Paul bei der Liga-Bank München, BLZ 75 09 03 00, eingezahlt werden. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 24.01.2012
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