Lokalpolitiker gegen Verlegung der bayerischen Polizei-Hubschrauberstaffel

Oberschleißheim/München · Mehr Fluglärm am Ort?

Die Bundespolizei ist bereits vor Ort. Nun soll auch die Landespolizei kommen. Foto klein: BA-Vorsitzender Markus Auerbach, BA-Vorsitzende Antonie Thomsen. Fotos: Hubschrauberstaffel d. bayrischen Polizei/Hartl/Archiv

Die Bundespolizei ist bereits vor Ort. Nun soll auch die Landespolizei kommen. Foto klein: BA-Vorsitzender Markus Auerbach, BA-Vorsitzende Antonie Thomsen. Fotos: Hubschrauberstaffel d. bayrischen Polizei/Hartl/Archiv

Oberschleißheim-Feldmoching-Hasenbergl-Milbertshofen · »Der Hubschrauberlärm betrifft rund 50.000 Menschen in den Stadtbezirken Milbertshofen-Am Hart und Feldmoching-Hasenbergl, tagsüber und mehrmals in der Nacht.«

Hubschrauberlandeplatz der Landespolizei Bayern
Neuer Landeplatz: Hubschrauberstaffel der Landespolizei Bayern in Oberschleißheim
Hubschrauberlandeplatz Schleißheim: Luftrechtliche Genehmigung erteilt

Das befürchtet jedenfalls Markus Auerbach (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl, falls die Hubschrauberstaffel der bayerischen Polizei vom jetzigen Standort am Flughafen München im Erdinger Moos zum Sonderlandeplatz Oberschleißheim an der A 99 verlegt wird. Dieser soll ausgebaut werden: Die Hubschrauberstaffel der Bundespolizei ist seit 1964 dort und bekommt auf Beschluss des Deutschen Bundestages schon jetzt einen Neubau – die Erdarbeiten sind derzeit in vollem Gange, die Fertigstellung der Gebäude ist für Ende 2014 geplant. Direkt daneben möchte der Freistaat Bayern Neubauten für die Hubschrauberstaffel der Landespolizei errichten, unter anderem weil durch die stetige Zunahme des Flugverkehrs am Flughafen München eine weitere Verschlechterung der Bedingungen für die bayerischen Polizei-Hubschrauber im Erdinger Moos zu befürchten sei. Das bayerische Innenministerium hat bereits zahlreiche Flugplatzstandorte in Bayern prüfen lassen, doch der einzige, der in Betracht komme, sei Oberschleißheim. Deshalb will der Freistaat dort eine moderne Anlage für die bayerischen Polizei-Hubschrauber bauen. Dafür läuft derzeit ein luftverkehrsrechtliches Genehmigungsverfahren bei der Regierung von Oberbayern. Antragsteller ist das Staatliche Bauamt München 1 in Vertretung des bayerischen Innenministeriums.

Lokalpolitiker Auerbach vom Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl würdigt ausdrücklich »die Verdienste der Polizeihubschrauberstaffel Bayern um das Wohl und um die Sicherheit der Allgemeinheit.« Deren Hubschrauber sind dem Staatlichen Bauamt München 1 zufolge vornehmlich zur Gefahrenabwehr und zur Rettung von Menschenleben im Einsatz. Die Staffel führt neben rund 500 Einsätzen zur Strafverfolgung im Jahr etwa 1000 Vermisstensuchen durch, und zwar in unwegsamem Gelände. Auch im alpinen Bereich helfen die bayerischen Polizei-Hubschrauber regelmäßig bei der Suche und Bergung von Vermissten oder in Bergnot geratenen Bergsteigern. Zudem übernimmt die Staffel Verletztentransporte und wird bei Großbränden, Lawinen, Muren oder Hochwasser eingesetzt zur Evakuierung und Rettung von Menschenleben.

Doch die Lokalpolitiker in Feldmoching-Hasenbergl glauben, dass die bayerischen Polizei-Hubschrauber sehr wohl an ihrem jetzigen Standort im Erdinger Moos bleiben könnten und lehnten deshalb den geplanten Umzug nach Oberschleißheim ab. »Es könnten rund 23 Millionen Euro im bayerischen Staatshaushalt eingespart werden«, so Auerbach. Und dem Hasenbergl, das nur 500 Meter von dem Hubschrauber-Sonderlandeplatz in Oberschleißheim entfernt sei, der Nordhaide und Teilen des Harthofs, Feldmochings und der Lerchenau könne Hubschrauberlärm erspart werden. Auerbach geht davon aus, dass sich die bayerischen Polizei-Hubschrauber vom geplanten Standort Oberschleißheim aus »auf möglichst direktem Weg« zu den Einsatzorten im Süden bewegen werden und nicht auf den geplanten An- und Abflugbahnen. Denn »im Notfall zählen Minuten«, argumentiert Auerbach. Das bedeute, dass die Stadtteile im Münchner Norden oft überflogen würden. Es sei im Durchschnitt allein mit drei Hubschrauberflügen pro Nacht zu rechnen. Die Lärmemission sei gewaltig: »Der Hubschrauber emittiert am Rotor einen Pegel von 132 Dezibel (A)«, betonte der Stadtteilpolitiker.

Joachim Walzik, Leiter der Polizeihubschrauberstaffel Bayern am Flughafen München, versichert: »Wir wollen möglichst wenig Belastung für die besiedelten Gebiete im Münchner Norden und in Schleißheim. Wir suchen uns Routen, die dazwischen liegen.« Die Fliegerstaffel der Bundespolizei in Oberschleißheim fliege schon seit Jahrzehnten diese Routen, die Hubschrauberstaffel der Landespolizei wolle diese ebenfalls benutzen. Zudem erfolge Start und Landung eines Hubschraubers, wie bei den Verkehrsmaschinen am Münchner Flughafen, generell nach Westen oder nach Osten, je nach Windrichtung. Ziel sei es, den Flugbetrieb so leise wie möglich zu gestalten, betont Walzik. Dazu fliege man den EC 135, das sei der leiseste Hubschrauber in seiner Gewichtsklasse. Die Staffel brauche einen Standort im Großraum München, der langfristig gute Einsatzbedingungen liefere. Oberschleißheim biete dazu gute Chancen. Ferner hoffe man auf Synergieeffekte durch den gemeinsamen Flugbetrieb von Landes- und Bundespolizei. Die bayerische Polizeihubschrauberstaffel habe derzeit im Schnitt fünf Einsätze in 24 Stunden, das heißt zehn Flugbewegungen. Auf das ganze Jahr gerechnet seien das rund 3200 Flüge, berichtet Walzik.

Die Stadtteilpolitiker im Stadtbezirk 11 Milbertshofen-Am Hart schätzen die Situation ganz anders ein als im Nachbarbezirk und stimmten der geplanten Ansiedlung der bayerischen Polizei-Hubschrauber in Oberschleißheim zu. »Wir brauchen sie in der Nähe von München«, betonte die Bezirksausschussvorsitzende Antonie Thomsen (SPD). Es bestehe die Notwendigkeit, die Staffel in Oberschleißheim anzusiedeln. Ob das tatsächlich mehr Lärm bedeute, werde sich erst noch herausstellen. »Wir können nicht so tun, als ob wir sie nicht brauchen. Diese Verhinderungstaktik, dass man Dinge, die man braucht, verhindern will, führt uns nicht weiter«, stellte die Stadtteilpolitikerin aus Milbertshofen klar. Wenn auch vielleicht der Einzelne die Flieger-Staffel der Landespolizei nicht brauche, »die Gesellschaft braucht sie.«

In Oberschleißheim selbst regt sich Protest. Zwar empfinde man die dort seit 1964 angesiedelte Fliegerstaffel der Bundespolizei nicht als Belastung, das sei »in erträglichem Rahmen«, erklärte Erste Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler (SPD) auf Anfrage. Doch die geplante Ansiedlung der bayerischen Polizei-Hubschrauber in dem 11.000 Einwohner großen Ort sei ein »zusätzliches Lärmpotential, das an die Grenze geht, was die Bürger ertragen können«, betonte Ziegler. Lärm sei gesundheitsschädlich. »Wir wehren uns gegen die Ansiedlung.« Deshalb habe man im Vorfeld der Anhörung zu dem Projekt einen Rechtsbeistand eingeholt. Die offizielle Stellungnahme muss der Gemeinderat Oberschleißheim erst noch abgeben.

Die Grünen im Landkreis München warnen eindringlich vor der geplanten Verlagerung der Polizei-Hubschrauberstaffel Bayern vom Flughafen München nach Oberschleißheim. Es drohe über Oberschleißheim und dem Münchner Norden Fluglärm durch 3500 Flüge von lauten Polizeihubschraubern, rund um die Uhr, auch direkt über den Wohngebieten. »Die Verlegung der Hubschrauber-Staffel erfolgt ohne Not: Am Flughafen München ist genug Platz«, betont Markus Büchler, Sprecher der Grünen im Landkreis München. Der Umzug sei noch zu verhindern. Wally Schmidt

Artikel vom 29.11.2011
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