Derzeit werden die kleineren mit einem Kran in den Turm hoch gezogen

Haidhausen · 60 Glocken in Mariahilf geweiht

Es gibt auch eine »ökumenische« Glocke. Sie wurde gestiftet von der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannes. Auf dem Foto: Pfarrer Markus Gottswinter und Doris Desnoës, Pfarrerin von St. Johannes.

Es gibt auch eine »ökumenische« Glocke. Sie wurde gestiftet von der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannes. Auf dem Foto: Pfarrer Markus Gottswinter und Doris Desnoës, Pfarrerin von St. Johannes.

Au/Haidhausen · Letzten Sonntag war ein großer Tag für die Pfarrei Mariahilf: Pfarrer Markus Gottswinter konnte beim Gottesdienst 60 funkelnagelneue Glocken weihen. In Reih und Glied, der Größe nach geordnet, standen sie im Mittelgang des Kirchenschiffes.

München hat wieder ein Carillon

Bald werden sie in der unteren Glockenstube des Turms zusammen mit den fünf großen Läuteglocken in der oberen Stube das wohl interessanteste Instrument Münchens bilden: ein Carillon. Pfarrer Gottswinter: »Es war ein bewegender, aber auch fröhlicher Gottesdienst. Und es war für mich natürlich etwas ganz Besonderes.« Mattgolden glänzend, mit Buchsgrün und Schleifen geschmückt, zogen die Glocken, hergestellt in der niederländischen Gießerei »Royal Eijsbouts«, die Blicke der Gläubigen auf sich. In aller Ruhe konnte man die einzelnen Aufschriften und die Namen der Spender lesen. Es sind Firmen dabei, Gruppen, Paare und Einzelpersonen. Auch die letzte der Glocken, die noch keinen »Besitzer« gefunden hatte, wird jetzt eine Aufschrift bekommen. Eine Spenderin entschied sich spontan im Laufe des Gottesdienstes, 10.000 Euro für das große Exemplar zu spenden. Die Glocke wird die Aufschrift »Für meine Eltern« tragen. Die Namen will die großzügige Spenderin vorerst noch geheim halten.

In den nächsten Tagen werden alle Glocken bis auf die fünf oder sechs größten mit einem Kran in den Turm hochgezogen und im Glockenstuhl in der zweiten Glockenstube montiert. Für das Gewicht der größeren, die größte ist die 2,2 Tonnen wiegende »Paulanerin«, gestiftet von der Paulaner Brauerei, ist der Kran nicht ausgelegt. Sie werden am 8. Oktober mit Hilfe von Flaschenzügen und zwölf Rössern der Brauerei nach oben gehievt.

Und dann kann man sie über dem ganzen Viertel klingen hören? So schnell geht es leider nicht. Zum einen muss der Spieltisch eingebaut und die Traktur, also die Seilzüge zwischen den Stäben, die der Carillonneur mit der Faust schlägt und den Glocken, montiert werden. Und es fehlt auch noch Geld: etwa 75.000 Euro. Pfarrer Gottswinter: »Leider hat der Bronzepreis in den letzten Monaten sehr stark angezogen, so haben uns die Glocken 50.000 Euro mehr gekostet als ursprünglich veranschlagt. Des Weiteren fehlt auch noch das Geld für die Automatik und einen Übungsspieltisch, denn natürlich kann man nicht am eigentlichen Carillon üben.« Und es werden auch noch Paten für einige Balken des Glockenstuhls gesucht. Da die Pfarrei jedoch in weniger als zwei Jahren 425.000 Euro für das Glockenspiel zusammen hatte, ist dem Pfarrer um den Restbetrag nicht bange. »Wie der Papst immer einen Kardinalskandidaten im Herzen trägt, so trage ich auch den einen oder anderen Kandidaten für Spenden im Herzen«, meint er verschmitzt.

Wenn nichts unvorhergesehenes dazwischen kommt, soll es zur kommenden Maidult, zwei Jahre früher als geplant, soweit sein: 65 Glocken werden dann über der Au erklingen! Vorher wird Erzbischof Reinhard Marx eine der Glocken stellvertretend für alle anderen noch einmal weihen und sogar salben, wie es bei Glocken für die Liturgie Brauch ist.

Welcher Carillonneur das Instrument zum ersten Mal spielen darf, ist noch geheim. Fest steht allerdings jetzt schon, dass das Mariahilf-Carillon Bayerns größtes Glockeninstrument sein wird.

Gabriele Heigl

Artikel vom 27.09.2011
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