Surfer-Paradies München: Zwischen Mythos und Realität

München · Gesucht: Die perfekte Welle

Petra Offermanns beim Surfen an der Floßlände, „als das noch ging“, so ihr Kommentar. Foto: agentur-milchstrasse.de

Petra Offermanns beim Surfen an der Floßlände, „als das noch ging“, so ihr Kommentar. Foto: agentur-milchstrasse.de

München · München gilt als die Hauptstadt des Surfens: Die Welle am Eisbach ist Kult, bei schönem Wetter stehen 30 Brettlfans Schlange, die an der ein Meter hohen Welle ihr Können zeigen. Das Schauspiel ist längst auch ein Touristenmagnet, mit dem auch die Stadt wirbt.

Surfen am Eisbach

Und es soll auch Leute geben, die an die Isar ziehen, damit sie jeden Tag Wellenreiten gehen können. So ist es nicht erstaunlich, dass jetzt zum zweiten Mal das Munich Surffestival“ stattfindet: vom 4. bis 7. August in der Alten Kongresshalle und weiteren Orten. „Ein Mikrokosmos des Surfens mitten in der Stadt“ soll es sein und „gleichzeitig das einzig echte Festival für Wellenreiter in Deutschland“. „Keine andere Stadt in Deutschland genießt urbanes Surfen so sehr wie München“, erklären die Veranstalter von HHonolulu Events, „und um das zu erhalten und Brettsportlern und solchen, die es werden wollen, eine Plattform zu bieten, wird Stadtsurfen auf dem Surffestival in allen Facetten geboten.“

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Nicht nur die rund 40 Aussteller werden den Münchnern am Freitag und Samstag Neues aus der Szene präsentieren; auch Surf-Künstler stellen ihre Werke in einer der ersten Ausstellungen dieser Art auf dem Festivalgelände aus. Aktiv werden können die Besucher beim Surf-Yoga, Tarp-Surfing, im Skatepark oder in Shaping- und Repair-Workshops, die kostenlos angeboten werden. Eröffnet wird das Surffestival schon am Donnerstagabend mit der Filmpremiere von Rip Curls „First Love“. Der Eintritt zum Surffestival ist kostenlos. Nur die Filmpremiere am Donnerstagabend im Atelier Kino kostet 7,50 Euro Eintritt, die Party in der Alten Kongresshalle am Samstagabend 8 Euro. „Die Deutsche Surfszene kann auf den Festivals immer mehr zusammenrücken, um etwa für die Rettung der Welle an der Floßlände zu kämpfen. Und genau das liegt HHonolulu Events am Herzen – deswegen freue ich mich schon sehr auf das Munich Surffestival“, meint Björn Richie Lob, Regisseur und Produzent des Kinofilms „Keep Surfing“ über die Münchner Eisbachsurfer.

Für den ältesten „Surfspot“ Münchens, an dem das „Riversurfen“ erfunden wurde, an der Floßlände in Thalkirchen, kämpft auch die Interessengemeinschaft Surfen (IGSM) in München. „Wir warten seit Wochen darauf, dass da wieder was geht“, erklärt Petra Offermanns von der IGSM. Denn die Wassermenge sei zum Wellenreiten derzeit zu niedrig. Die etwa sechs Kubikmeter Wassermenge, die für die Flöße ausreicht, sei zum Surfen zu wenig. So bleibt als urbane Alternative nur der Eisbach am Haus der Kunst, aber „der ist für Anfänger zu gefährlich“, sagt Offermanns. Doch trotz des Schildes „Nur für erfahrene Surfer“ lässt sich so mancher Surf-Frischling nicht abbringen von seiner Passion. „Es ist nur nur eine Frage der Zeit, bis dort was passiert“, meint Offermanns.

Das Surfen in München boomt, nicht zuletzt wegen Veranstaltungen wie dem Surffestival. Das Problem dabei: „Es gibt nicht genügend Plätze für alle“, sagt Offermanns. Sie surft deshalb mittlerweile „am liebsten im Winter am Eisbach, bei gut 1,5 Grad“, mit drei bis vier anderen hartgesottenen Brettlfans. 1.000 Surfer gibt es in München, schätzt Offermanns. Doch den Mythos Münchens als urbanes Surfmekka sieht sie am Schwinden: „Früher hatte München zehn Wellen, aber unter anderem wegen der Isarrenaturierung sind eigentlich nur noch zwei übrig“. Dafür rüsten andere auf in Sachen coole Trendsportart: „Überall gibt es Bestrebungen, mit viel Aufwand neue Wellen zu bauen, etwa in Nürnberg oder im Allgäu“, erzählt Offermanns, „und in München hätte man von Natur aus, ohne viel Energieverschwendung, die besten Voraussetzungen“. Die IGSM hätte auch viele Ideen, „wie man mit wenigen Mitteln an verschiedenen Stellen wieder mehr Wellen erzeugen könnte, etwa an der Wittelsbacherbrücke.“

Die Stadt unterstützt die IGSM und das Surfen in München. Trotzdem stehen dem grenzenlosen Wellenreiten in der Stadt noch technische Probleme im Wege. Etwa in Sachen Floßlände, die auch das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU), daneben für die Eisbachwelle zuständig, als ideale Anfängerwelle einstuft. Im Auftrag des Oberbürgermeisters verhandelt das RGU derzeit mit den Stadtwerken, damit möglichst bald wieder genug Wasser für eine surfergeeignete Welle durch den Kanal fließe, erklärt Sprecherin Katrin Zettler auf Anfrage. „Die Stadtwerke möchten aber die Wasserkraft zur umweltfreundlichen Energiegewinnung nutzen“. Um nun genau zu wissen, wie viel die SWM für die Welle abzweigen müssen, hat im Juni die Bundeswehr-Uni im Auftrag des RGU eine Untersuchung durchgeführt.

Das Ergebnis werde derzeit geprüft, so das RGU. „Wir sind aber optimistisch“, betont Zettler, „dass man möglichst noch diese Saison wieder an der Floßlände surfen kann“. Die Saison geht laut Offermanns bis Ende September. RGU und Stadtwerke wollen nun „möglichst schnell“ eine „kurzfristige“ Lösung für die Floßlände finden, im Winter soll dann ein langfristiges Konzept erarbeitet werden – damit München weiterhin die Hauptstadt des urbanen Surfens bleibt! Von Michaela Schmid

Artikel vom 28.07.2011
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