Bücherbus der Münchner Stadtbibliotheken hält ab sofort auch im Hasenbergl

Hasenbergl · Viel Lesestoff auf Rädern

Stadträtin Heide Rieke, Bezirksausschussvorsitzender Markus Auerbach sowie BA-Mitglied und Initiatorin Dorothea Brückel-Maget (von links).	Foto: ws

Stadträtin Heide Rieke, Bezirksausschussvorsitzender Markus Auerbach sowie BA-Mitglied und Initiatorin Dorothea Brückel-Maget (von links). Foto: ws

Hasenbergl · »Ein ganzer Bus voller Bücher«, freut sich eine Zehnjährige. Solch ein Fahrzeug hat sie noch nie gesehen: Der Bücherbus der Münchner Stadtbibliotheken ist blau lackiert und wirkt von außen zumindest ein bisschen wie ein Reisebus, allerdings fehlen die Seitenfenster. Doch er hat es buchstäblich in sich:

»Kulturzentrum 2411« an der Blodigstraße

An den Innenwänden sind lauter Regale mit Büchern, Zeitschriften, CDs, DVDs und Hörbüchern – insgesamt sind es rund 5000 Medien. Sitze gibt es gar keine, nur ein paar kleine Bänke, wo man ein bisschen in der Lektüre schmökern kann.

Ein Elfjähriger nimmt Platz und hat indes einen ganz anderen Wunsch: »Kann ich mitfahren?« Doch der Bibliothekar verneint. Der Bücherbus hält montags zwei volle Stunden lang an der Blodigstraße: von 17 bis 19 Uhr. Die Mitteltür steht immer – ganz einladend für die Passanten – weit offen. Von innen kann man jedoch wie ein Fahrgast in einem richtigen Linienbus auf einen Knopf neben der Tür drücken. Dumm nur, dass in diesem Fall die Tür nicht auf geht, sondern zu. Dann ist man im Bücherbus sozusagen unter sich. Kleineren Kindern kommt das Knopfdrücken als Spielzeug gerade recht. Die größeren können Brettspiele, Micky-Maus-Heftchen und vielerlei altersgerechte Bücher aussuchen. Für Jugendliche und Erwachsene gibt es neben Sachbüchern zahlreiche Regale mit Krimis und Romanen.

Die kleinen und großen Besucher sind durchweg begeistert von dem neuen Angebot. Kein Wunder, sind sie alle doch auf Entzug: Ende August 2010 musste die Stadtbibliothek Hasenbergl an der Blodigstraße dicht machen, kurz danach wurde das alte Ladenzentrum weggerissen. Mit Sack und Pack zog damals die Stadtbücherei Hasenbergl vorübergehend in die Räume der Stadtbibliothek Harthof an der Parlerstraße. Wer Lesestoff oder andere Medien braucht, muss also einen viel weiteren Weg zurücklegen als früher. Da kommt der Bücherbus gerade recht: Am Rosenmontag hatte er Premiere am Hasenbergl. Jede Woche zur gleichen Zeit macht er nun an der Blodigstraße Halt. Die Ausleihe ist kostenlos für alle. Das ist eine Besonderheit.

Normalerweise muss jeder Nutzer einer Stadtbibliothek in München eine Ausleihgebühr bezahlen. Schüler, Studenten und Rentner bekommen eine Ermäßigung. Im Bücherbus ist hingegen alles kostenlos. Die Ausleihzeit beträgt die üblichen vier Wochen. Die Haltestelle befindet sich schräg gegenüber der ehemaligen Bibliothek, am früheren Taxistand in der Blodigstraße. Und gleich noch eine gute Nachricht hat Siegfried Kalus, Chef der Fahrbibliotheken der Münchner Stadtbibliothek, parat: Der Bücherbus werde solange am Hasenbergl Halt machen, »bis die neue Stadtbibliothek (an alter Stelle) wiedereröffnet wird.« Das soll voraussichtlich im Frühjahr 2012 sein. Dann will die Stadt den geplanten viergeschossigen Neubau – künftig die Neue Mitte des Hasenbergls – eröffnen. Dort wird es Platz für einen Bürgersaal, die Volkshochschule und die geplante große Stadtbibliothek Hasenbergl-Harthof geben. Den jetzigen Standort an der Parlerstraße am Harthof will die Stadt auflösen, wenn der neue Kulturbau an der Blodig-/Dülferstraße in Betrieb ist. Die Bauarbeiten für das neue Ladenzentrum und den angrenzenden Kulturbau haben kürzlich begonnen.

Unter den ersten Besuchern des Bücherbusses waren auch Politiker aus dem Stadtteil: allen voran Dorothea Brückel-Maget (SPD) vom Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl. Dem Engagement der Stadtteilpolitikerin ist es zu verdanken, dass das etwas andere Gefährt nun jeden Montagnachmittag an der Blodigstraße steht. Brückel-Maget hatte im vergangenen Oktober die Haltestelle für den Bücherbus initiiert und der Bezirksausschuss den Antrag unterstützt. Denn ohne den Bücherbus, so die Befürchtung der Politikerin, würde wohl der eine oder andere Bürger auf die Ausleihe woanders ganz verzichten und die Ausleihzahlen gingen zurück. »Es ist schnell gegangen«, resümierte Brückel-Maget erfreut. »Ich habe bei den Münchner Stadtbibliotheken mit meinem Antrag offene Türen eingerannt. Die konnten das gut unterbringen und haben die Notwendigkeit gesehen.« Für sich persönlich hätte sie ziemlich schnell etwas in den vielen Regalen gefunden: den Krimi »Im freien Fall« des italienischen Autors Gianrico Carofiglio.

Stadträtin Heide Rieke (SPD) suchte hingegen gar nicht erst in den Regalen, sondern fragte sofort nach dem neuesten Buch von Krimi-Schriftstellerin Donna Leon. Doch Pech gehabt, »die Bestseller sind gut ausgeliehen«, sagte eine Mitarbeiterin des Bücherbusses. Der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach) hätte sich persönlich unter den 5000 Medien in dem blauen Gefährt für den Roman »Die Vermessung der Welt« von Daniel Kehlmann entschieden. Gefragt seien derzeit – laut Siegfried Kalus – insbesondere Mystery-Romane und Krimis, berichtete der Bibliothekar. Seine Kollegin ergänzte: »Wir haben Seniorinnen, die äußerst blutrünstige Krimis lesen.«

Weitere Bücherbus-Standorte im Münchner Norden sind in Freimann der Carl-Orff-Bogen (donnerstags von 17 bis 19 Uhr) und am Lerchenauer See die Lassallestraße (donnerstags von 14.30 bis 16.30 Uhr). Wally Schmidt

Artikel vom 15.03.2011
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