Anlässlich des 50. Todestags des Münchner Kunstgewerblers und Kunstmalers Theodor Gämmerler (1889–1973) widmet das Bezirksmuseum »einem der führenden bayerischen Krippenkünstler des 20. Jahrhunderts« (Th. Huber) die erste museale Werkschau.
Nach einer Ausbildung an der königlichen Kunstgewerbeschule absolvierte Theodor Gämmerler ein Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München. 1917 war er Mitbegründer des Münchner Krippenvereins. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts galt sein Interesse vor allem dem zeitgenössischen Theater, das wesentliche Einflüsse auf ihn ausübte. Die zahlreichen künstlerischen Anregungen und das in Bühnenbau und Lichttechnik erworbene Know-how setzte Gämmerler zunächst im Marionettenspiel um und schuf ein umfangreiches privates Zimmertheater mit Marionetten. Darüber hinaus arbeitete er als Bühnenbild- und Figurenschöpfer am ›Münchner Marionettentheater‹, das in jenen Jahren zur künstlerischen Münchner Unterhaltungskultur zählte.
Zu den frühesten bekannte Krippenarbeiten Theodor Gämmerlers zählen der Wiederaufbau und die Neugestaltung der etwa 1,20 Meter großen beweglichen Holzfiguren der ältesten Krippe Bayerns an der Jesuitenkirche St. Michael in München.
In den Folgejahren wandte er sich mehr und mehr der Krippenkunst zu und beschäftigte sich intensiv mit dem Aufbau einer Jahreskrippe der Marianischen Männerkongregation an der benachbarten Bürgersaalkirche. Über Jahrzehnte schuf er dafür rund 200 Krippenbilder mit umfangreichen Bühnenbauten, Kulissen, Hintergrundbildern, Figuren, Tieren und Finimenti. Gämmerlers hoher künstlerischer Anspruch, seine handwerkliche wie gestalterische Fertigkeit wurden bald auch über seine Heimatstadt München hinaus geschätzt und verhalfen dem Krippenkünstler zu hohem Ansehen. Das dokumentiert ein Fernsehbeitrag zur Weihnachtszeit 1959. Wohl im Zusammenhang mit der Olympiade 1972 erhielt Gämmerler den ersten und einzigen Auftrag seiner Heimatstadt München. Er inszenierte die biblische Herbergssuche des heiligen Paars vor heimischer Kulisse auf dem alten St. Jakobsplatz am Anger. Im Hintergrund das alte Zeughaus, in dem sich heute das Stadtmuseum befindet, das neben Marionetten auch diese Krippe verwahrt.
Theodor Gämmerlers Einfluss auf die Krippenkunst des 20. Jahrhunderts ist in Fachkreisen unbestritten. Seine Einzelkrippen, Dioramen und umfangreichen Jahreskrippen waren über Süddeutschland verstreut und neben München, z. B. auch in Aschaffenburg, Walldürn, Haar bei München, Bamberg, Bad Tölz und Dachau zu finden. Einige wenige befinden sich in musealen Sammlungen. Manches ging über die Jahrzehnte verloren oder ist verschollen. Neben der Arbeit an der ältesten Krippe Bayerns in St. Michael gilt die umfangreiche Jahreskrippe der Bürgersaalkirche in München als sein Hauptwerk.
Seit 2013 präsentiert das Bezirksmuseum Dachau die sog. Dachauer Heimatkrippe, ein Spätwerk des Krippenkünstlers als Dauerleihgabe. Gämmerler fertigte die Guckkastenkrippe Mitte des 20. Jahrhunderts für einen Dachauer Handwerksmeister an. Dafür versetzte er das biblische Weihnachtsgeschehen in die Landschaft des Dachauer Mooses. Anstelle der Hirten warten einheimische Bauersleute in ihrer Festtagstracht dem Christuskind auf. In den filigran gearbeiteten, farbig gefassten Krippenfiguren zeigen sich die unübertroffene Meisterschaft und ausgereifte Schnitzkunst Theodor Gämmerlers, wie auch die hohe Perfektion seiner Frau Wilgefortis in der Kostümierung der beweglichen Figuren. Als weitere Besonderheit wurde die Kleidung nicht, wie sonst üblich, kaschiert, womit die Figuren veränderbar blieben. Um die Aufstellung und Lichtinszenierung der Dachauer Krippe kümmerte sich das Ehepaar Gämmerler selbst.
Seine letzten Lebensjahre ab 1968 verbrachte das Ehepaar Gämmerler in Schönbrunn (Gde. Röhrmoos) im Dachauer Land, wo beide auch begraben sind.
Das Bezirksmuseum Dachau (Augsburger Str. 3) zeigt die Ausstellung „Bayerische Krippenkunst - Theodor Gämmerler und seine Zeit” bis 28. April.
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-17 Uhr / Sa, So, Feiertag 13-17 Uhr;
geschlossen am 24., 25. und 31.12. sowie am 10.2, 13.2., 29.3. und 30.3.
Rahmenprogramm zur Ausstellung unter www.dachauer-galerien-museen.de.