Nach Wien, Salzburg und Klagenfurt findet Ina Loitzl nun Gelegenheit, im Digital Art Space in der Amalienstraße 14 ihre CUTOUT Walltattoo-Performance im Affenkostüm zu realisieren. Dafür ist nach schwarz, gelb und violett die Farbe Pink an der Reihe – passend zum Logo des Kunstraumes, zum positiven Denken auch innerhalb der Münchner Kunstszene, aber auch zum Thema Kunst und Weiblichkeit.
Ina Loitzl bleibt bei dieser Performance vier Mal stationär vor Ort zwei Viertel über Nacht, mietet sich im Digital Art Space ein mit schwarzem Wuschelsweater, Maske, Fellpranken und -füßen – schlicht einem Gorilla sehr ähnlich. Arbeitet dort von Anfang an als Affe – der Digital Art Space dient als Käfig. Gleichzeitig laufen parallel nonstop, auch während ihrer Abwesenheit, zwei Videos.
Ein Kurzfilm zur sensiblen Thematik: Wie sehr machen sich KünstlerInnen in der Kunst zum Affen, wie prekär ist oft die Lebenssituation, wie beeinflusst ihre Mutterschaft ihren Lebenslauf? Ein Angestelltenverhältnis böte viel mehr Schutz. Schlussendlich bietet Ina Loitzl auch ihre Arbeit als Auftrag an. Möchte eventuell jemand so ein Walltattoo in seiner Wohnung? Why not? Pay the artist now! Ina Loitzl bringt gehäkelte Bananen mit konkreten Sprüchen: „Pay the artist now” – ein Aufruf, der bei ihrer vierten Performance-Ausstellung auch Gehör bekommt. Es gibt ein Honorar – ihre erste sechswöchige Aktion in Wien musste sie noch mit Kunst bezahlen. „No free art work any more”, „Women Art”, „Art is Worth” lauten die Schlagwörter und sie spielt natürlich auch auf die Guerilla Girls an.
Allerdings ist sie der Affe – spricht nicht, sondern agiert als Tier. Rahmen mit bisherigen Grafiken werden arrangiert – am Boden, an den Wänden – Bananen verteilt, echte Nahrung ebenso, Folienreste und Schmutz und Taue wie in einem echten Zoo machen den Raum zum Zooschaufenster. Die PassantInnen werden zu den VoyeurInnen – und ZeugInnen einer sich kontinuierlich weiter entwickelnden grafisch-raumbezogenen Arbeit. Das Atelier wird zum Zoo.
Wie alles begann, erklärt die Künstlerin selbst: „Der Showroom im Wiener U-Bahnhof Karlsplatz erschien mir ideal für eine Performance. Der Plan war zunächst, dass ich aus dem langen schwarzen Rechteck aus Klebefolie durch die CUTOUTS eine neue Form entstehen lassen würde, nämlich ein raumfüllendes Walltattoo in schwarz-weiß. Durch die Verortung des Showrooms an diesem speziellen Ort mit seinen vielen Passanten würde ich aber außerdem täglich vor einem großen Publikum live zu sehen sein. Mit diesem Gedanken drängte sich mir erstmals die Idee eines Käfigs in einem Zoo auf. Von da war es nicht mehr weit, bis ich für meine Performance einen Affen assoziierte: Menschenähnlich, eingesperrt, beobachtet. Von hier spann ich den Gedanken weiter zu einer Überspitzung – zur KünstlerIn, die sich für die Kunstwelt zum Affen macht, in Ausstellungen beobachtet wird, im Kunstbetrieb eingesperrt und bestenfalls noch menschenähnlich ist.”
Bei der feierlichen Startschusseröffnung im Digital Art Space in München am Donnerstag, 23. Januar, wird es ein Kurzgespräch mit der Kuratorin Karin Wimmer zu dem Konzept mit Ina Loitzl geben.
Der zweite Temin, am Dienstag, 11. Februar, ruft auf, Bananen mit Fragen zu beschriften und dadurch das Gespräch zwischen Kuratorin und echtem Affen anzukurbeln.
Der dritte Termin, am Mittwoch, 19. Februar, sieht eine Videoaufnahmesituation vor, bei dem die Künstlerin gelaust werden kann. Und während dieser „Care Aktion” können KollegInnen von ihren schrägsten Erfahrungen im Kunstbusiness erzählen. Diese Aktion wird gefilmt und für die Finissage verwendet. Und auch Ina Loitzl erzählt von ihren.
Bei der Finissage am Dienstag, 11. März, werden das Output oder auch zusätzliche Statements gezeigt. Ina Loitzl nimmt die Grafiken einen Tag zuvor schon ab und schläft dann ein letztes Mal im Käfig, bevor sie um Mitternacht doch in die nahe Pension übersiedelt. Die pinken Grafiken werden eingerahmt und wären verkäuflich.
Die Guerilla Girls sind eine feministische Künstlergruppe aus den USA, die seit 1985 mit Aktionen auf die Ungleichbehandlung von Frauen im Kunstgeschäft aufmerksam machen. Dabei benutzen sie Gorillamasken, um anonym bleiben zu können.
Ina Loitzl dankt Karin Wimmer für die Einladung und dem Digital Art Space und der Stiftung für die künstlerische, räumliche und finanzielle Unterstützung.