Immer dienstags und donnerstags herrscht Hochbetrieb im Caritas-Zentrum München-West und Würmtal. Dann öffnet die Kleiderkammer ihre Türen für Hartz-IV-Empfänger, mittellose Senioren und Familien, die von Sozialhilfe leben. Rund 30 bis 40 Besucher zählt die Kleiderkammer an jedem Öffnungstag.
Die insgesamt 351 Einrichtungen und Dienste des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e.V. sind in 25 Caritas-Zentren mit ganz unterschiedlichen Angeboten eingebunden. Darunter befinden sich Altenheime, Behinderteneinrichtungen, Kindergärten, Stellen für Gemeindeorientierte Soziale Arbeit oder auch Sozialpsychiatrische Dienste.
Das Zentrum an der Pippinger Straße beherbergt unter anderem die größte Caritas-Kleiderkammer in München. Auf rund 200 Quadratmetern gibt es eine beachtliche Auswahl von Kleidern aller Art von der Babyausstattung bis zu XXL-Größen, dazu Schuhe und ausgewählte Spielsachen und Kuscheltiere. Erfreulich für die Bedürftigen: Hier kann man nicht nur in aktueller Saisonware stöbern, sondern findet gleichfalls Sommer- wie Winterware unter einem Dach.
„Klienten, die sich bei uns Kleider aussuchen dürfen, kommen zuallererst in unsere Beratung. Dort stellen wir auch die Bedürftigkeit fest und übergeben ihnen ein Caritas-Ausweis“, erzählt Sabine Müller, Fachdienstleiterin für Soziale Dienste.
Gegen einen kleinen Obolus von einem Euro pro Kleidungsstück können sie sich einkleiden und ihren Familien Stücke mitnehmen. „Wir möchten die Dinge nicht einfach nur herschenken, damit unsere Klienten nicht dieses Almosengefühl haben. Außerdem sollte sich unsere Kleiderkammer refinanzieren. Dazu tragen die Geldbeträge bei“, erklärt Müller das Konzept der Einrichtung.
Im Juli 2004 öffnete die Kleiderkammer erstmals. „Am Anfang waren wir uns unsicher, ob überhaupt jemand kommt“, berichtet die Initiatorin und Organisatorin. Doch die Nachfrage war riesig. Und so war bald das gesamte Dachgeschoss mit Kleidungsstücken voll. In einem separaten Kellerraum werden die Baby- und Kindersachen angeboten.
„Ohne die unersetzbare Mitarbeit unserer Ehrenamtlichen könnten wir den Betrieb nicht aufrecht erhalten“, meint Müller. Und Petra Reichstein, auf geringfügiger Basis bei der Caritas beschäftigt, ergänzt: „Wir brauchen viele helfende Hände. Zum einen zum Überwachen der Ausgabe. Aber vor allem auch beim Einsortieren der neuen Ware.“ Die zur Zeit vier beschäftigten Ehrenamtlichen fühlten sich für die Kleiderkammer verantwortlich. Dabei seien die Arbeitsbedingungen im nicht isolierten Dach nicht leicht. Mit Hilfe der Kirchengemeinde St. Quirin konnten zumindest die anfänglichen Wäscheleinen durch Kleiderstangen ersetzt und notwendiges Mobiliar angeschafft werden.
Im Sommer sei es meist unerträglich heiß, im Winter frören die Ehrenamtlichen. „Es macht trotzdem viel Spaß, hier zu arbeiten. Und einen großen Vorteil hat die fehlende Isolation doch auch. Unsere Kleider bleiben stets gut durchgelüftet. Bei uns schimmelt nichts“, lacht Reichstein. „Wir können uns hundertprozentig auf die ehrenamtlichen Helfer verlassen“, lobt auch Müller.
Jeden Donnerstagvormittag werden neue Kleiderspenden angenommen, die bis zum nächsten Ausgabetag am darauf folgenden Dienstag durchgesehen und einsortiert werden müssen. „95 Prozent aller Spenden sind ordentliche Kleidungsstücke. Fleckige oder kaputte Dinge wie auch Unterwäsche oder Socken nehmen wir nicht an“, erklärt Reichstein. Es sei aber deutlich zu spüren, dass sich das Caritas-Zentrum im gut situierten Münchner Westen befindet. „Da kommen auch mal Designerstücke oder tolle Herrenanzüge“, sagt sie.
Doch natürlich sind auch unmodische Stücke darunter oder solche, denen man ansieht, dass sie schon viel getragen wurden. „Das meiste findet Abnehmer. Ladenhüter in dem Sinn haben wir eigentlich kaum“, so Reichstein weiter. Trotzdem könne das Zentrum auch Hilfstransporte zum Beispiel nach Russland oder in Krisengebiete unterstützen.