Eine Razzia in einem Arbeiterwohnheim in Riem hat die Polizei am 1. Juni unternommen. Seit Monaten treten vornehmlich ungarische, rumänische und bulgarische Staatsangehörige in München als Kontoeröffnungsbetrüger auf. Durch organisierte Zwischenmänner werden ganze Gruppen mit gestohlenen Ausweisen ausgerüstet und nach München gebracht. Hier werden zum Schein Wohnsitze angemeldet, um mit gefälschten Gehaltsbescheinigungen bei Banken Konten zu eröffnen.
Ziel der Kontoeröffnungen ist die Erlangung von EC- und Kreditkarten, um betrügerisch ohne Kontodeckung einkaufen zu können. Des Weiteren werden Barkredite erlangt und mittels der EC-Karte Mobilfunkverträge abgeschlossen, um in den Besitz hochwertiger Handys zu gelangen. Auch werden mit den gestohlenen Pässen und den EC- bzw. Kreditkarten Finanzierungsgeschäfte jeglicher Art abgewickelt. In allen Fällen fehlt es letztlich an der Kontodeckung, so dass eine Vielzahl betrogener Geschäfte und Unternehmen übrig bleibt.
Um diesem Phänomen Einhalt zu gebieten, wurde Ende März 2010 bei der Kriminalpolizei eine Ermittlungsgruppe eingesetzt. Die seitdem geführten Ermittlungen ergaben bislang Hinweise auf über 300 tatverdächtige Kontoeröffner, die über 70 Scheinadressen nutzten. In mehr als 50 Fällen gaben tatverdächtige Kontoeröffner ein Arbeiterwohnheim in Riem als Wohnsitz an. Aus diesem Grund führte die Ermittlungsgruppe der Münchner Kriminalpolizei mit Unterstützungskräften am Dienstag, 1. Juni, beginnend in den frühen Morgenstunden, eine Razzia in diesem Wohnheim durch. Angetroffen und kontrolliert wurden nahezu 80 Bewohner bulgarischer Herkunft, von denen 16 vorläufig festgenommen wurden. 13 bulgarische Staatsangehörige im Alter zwischen 22 und 59 Jahren sind des gewerbs- und bandenmäßigen Kontoeröffnungsbetrugs verdächtig. Entsprechende Beweismittel konnten sichergestellt werden.
Die vorläufig Festgenommenen wurden dem Ermittlungsrichter zur Prüfung der Haftfrage vorgeführt.