Ein von Menschen in aller Welt erwartetes Ereignis wirft seine Schatten voraus: die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Wie feiern die Schwabinger? Wird es einen WM-Hype geben wie im Jahr 2006? Viele Ortsansässige freuen sich jedenfalls auf das internationale Turnier und werden mitfiebern, entweder in trauter Runde vor dem Fernseher oder beim »Public Viewing«, mal mehr mal weniger wild, in einer Kneipe oder auf der Leopoldstraße.
Auch der Schwabinger Kabarettist und bekennende Löwenanhänger Alexander Liegl wird das eine oder andere Spiel im öffentlichen Raum gucken. Vorzugsweise im »Vereinsheim« an der Occamstraße, die Kneipe, in der er schon bei der WM 2006 die Daumen gehalten hat. Drinnen wie draußen vor der Kneipentür herrsche dann eine Atmosphäre wie auf einer Partymeile, »im positiven Sinne«. Liegl hat aber auch nichts dagegen, mal allein vor dem Bildschirm zu sitzen und freut sich, wenn er von draußen dann den Jubel ausgelassener Fans hört. Sein Favorit beim Turnier ist Spanien, Deutschland siedelt er »ganz grob so wie beim letzten Mal« an, also auf Platz drei. Von Sonntag, 27. Juni, bis Mittwoch, 30. Juni, stehen Alexander Liegl und sein Kabarettpartner Michael Altinger mit ihrem Programm »Platzende Hirsche« jeweils um 20 Uhr auf der Bühne der Lach- und Schießgesellschaft an der Ursulastraße (am Samstag, 12. Juni, um 20.30 Uhr im Lustspielhaus, Occamstraße 8). Dass die Kabarettzuschauer wegen Fußball ausbleiben, glaubt Liegl nicht. Ende Juni sei zwar gerade WM-Achtelfinale, die Spiele seien aber nachmittags und sie würden ja erst abends auftreten. Gern denkt der Schwabinger an den »Fußball-Zauber« von 2006 zurück und er freut sich, wenn es ab Freitag »wieder brodelt«. Und wenn die WM vorüber ist, dann wird Liegl traurig sein, denn dann ist es so, »als hätte man mir ein Spielzeug weggenommen«.
Die WM 2010 in München feiern
München · Fußball gemeinsam erleben Artikel vom 17.06.2010: Public Viewing: Münchner schauen die WM zusammen
In froher Erwartung auf das kommende Sportereignis sind auch die Wahlschwabinger Christian Münch und Christiane Bertram. Anders als Alexander Liegl, der seit 1990 in München lebt und das WM-Treiben in der Landeshauptstadt gut kennt, ist es für die beiden das erste Mal. Der Thüringer Münch, der seit eineinhalb Jahren in Schwabing lebt, will auf jeden Fall »in einer schönen großen Gruppe« auf der Leopoldstraße feiern. Fußball ist für den Schwabinger zwar »nicht die Welt«, er selbst joggt lieber oder versucht sein Glück mit »Slacklining«, eine Trendsportart, bei der man auf einem Gurtband balanciert. Bei der WM packt ihn aber schon die Begeisterung, wobei die Deutschlandspiele gar nicht so im Vordergrund stehen: »Hauptsache guter Fußball«. Für ihn ist Brasilien der große Favorit, Deutschlands Chancen sieht der junge Sportler eher skeptisch, »mit so vielen Ausfällen unter den Fußballern«. Er hofft trotzdem, dass es die heimische Elf bis ins Viertelfinale schafft.
Christiane Bertram hingegen kann sich vorstellen, dass Deutschland Weltmeister wird. »Weil wir bei solchen Turnieren immer aufdrehen.« Schließlich sei es ja 2006 schon so gewesen, dass die deutsche Mannschaft vor der WM »total schlecht« war und dann hätte es ja doch gepasst. Die frühere Weilheimerin lebt seit März in Schwabing. Sie wird sich die Spiele eher in der Kneipe oder im Biergarten ansehen und dann mit Freunden auch kräftig fachsimpeln. »Ich weiß, was Abseits ist«, sagt sie schmunzelnd. Die männlichen Mitglieder ihrer Familie haben sie schon früh gebrieft, »als Kind war ich ein größerer Fußballfan als heute«. Den Trubel auf der Leopoldstraße wird Christiane Bertram eher meiden, »das ist mir dann doch zu viel«. Was auch der alteingesessene Schwabinger Tom nur bestätigen kann.
Denn während der Weltmeisterschaften 2002 und 2006 hat er noch an der Franz-Joseph-Straße, ganz nah an der Leopoldstraße, gewohnt. »Diesen Feierhype muss ich nicht mehr haben.« Gefallen hat ihm an der WM 2006 die schöne Stimmung und das super Wetter. Seine Favoriten sind Spanien oder Brasilien, Deutschland könnte es seiner Ansicht nach bis ins Viertelfinale schaffen.
Die Schwabinger Polizei wird während der WM auch die Leopoldstraße besonders im Auge haben. Offiziell wird es auch heuer keine »Fanmeile« in München geben. Das sei laut Damian Kania von der Pressestelle der Münchner Polizei so lediglich zum Finale der Weltmeisterschaft 2002 der Fall gewesen, mit Leinwand am Siegestor und Absperrung der relevanten Straßen. Dennoch rechne man auch heuer damit, dass nach Siegen der Deutschen und der Mannschaften mit einem hohen Bevölkerungsanteil in München, also zum Beispiel Italien, auf der Leopoldstraße gefeiert werde. Je nach Spielpaarung seien also Einsatzkräfte vor Ort, um die Fahrbahnen von Menschen freizuhalten und den Straßenverkehr so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Kania: »Sollte dies zahlenmäßig nicht mehr möglich sein, so werden wir die betroffenen Straßen sperren müssen, um eine Gefährdung aller Beteiligten auszuschließen.« Auf eine friedliche WM 2010! K. Ossoinig