Veröffentlicht am 07.02.2006 00:00

Garching/Innsbruck-Igls · Der Porsche im Eiskanal

Von Platz zwei auf Platz eins: Florian Becke sitzt als Anschieber gleich hinter dem Piloten.  (Foto: H. Becke)
Von Platz zwei auf Platz eins: Florian Becke sitzt als Anschieber gleich hinter dem Piloten. (Foto: H. Becke)
Von Platz zwei auf Platz eins: Florian Becke sitzt als Anschieber gleich hinter dem Piloten. (Foto: H. Becke)
Von Platz zwei auf Platz eins: Florian Becke sitzt als Anschieber gleich hinter dem Piloten. (Foto: H. Becke)
Von Platz zwei auf Platz eins: Florian Becke sitzt als Anschieber gleich hinter dem Piloten. (Foto: H. Becke)

Garching/Innsbruck-Igls · Für die aktuelle Wintersport-Saison hatte sich der Garchinger Bob-Fahrer Florian Becke eigentlich nur eines vorgenommen: Endlich wieder ganz gesund werden. Nach einem Autounfall im Sommer 2004 laboriert der 22-jährige Garchinger Stadtrat und Sportsoldat immer noch an einem komplizierten doppelten Wadenbruch.

Und trotzdem: Florian Becke verwirklichte sich einen Traum, an den er selbst schon fast nicht mehr glauben mochte. Am vergangenen Wochenende wurde Becke zusammen mit seinen Anschieberkollegen Michail Makarow und Benjamin Mielke unter dem Bob-Piloten Manuel Machata vom Team »Deutschland 1« des WSV Königssee Weltmeister der Vierer-Bob-Junioren.

»Die Quälereien haben sich gelohnt«, atmete Becke im Gespräch mit der Münchener Nord-Rundschau auf. Gemeint hat er dabei allerdings nicht nur die Strapazen und Anstrengungen im Laufe des Trainings und der Kur an seinem lädierten Bein, sondern auch ein bisschen die nervlichen Anspannungen während des Wettkampfes. Noch Sekunden vor dem Start am vergangenen Sonntag, 5. Februar, kam gefährliche Unruhe in der Mannschaft auf: Becke sebst verwechselte den Wettkampfpulli. Wenige Augenblicke vor Rennbeginn herrschte noch hektisches Treiben um die verwechselte Kleidung. Trotzdem konnten sich die vier Königsseer in der Bahn noch behaupten, lagen nach dem ersten Lauf nur drei Hundertstel Sekunden hinter dem erstplatzierten Team »Deutschland 2«. »Die Konkurrenz war sehr gut aufgestellt«, so Becke.

Denn wegen der bevorstehenden olympischen Winterspiele in Turin waren die Teilnehmer der Junioren-WM nicht nur körperlich in einer herausragenden Verfassung, sondern auch technisch auf den neuesten Stand getrimmt. Vor allem das Team »Russland 1« war der große Favorit im Rennen. Allerdings patzten die Sportler um Dimitry Abramovich trotz besserer Startzeiten im Kanal und landeten nur auf Platz vier. »Die Bahn in Igls (Innbruck) ist sehr schnell aber auch sehr ruppig. Etwa so, als würdest du mit dem Porsche durchs Gelände fahren. Da schüttelts einen kräftig durch«, erklärt Becke.

Nicht nur die fünf Sekunden am Start prägten den Lauf, sondern auch das Verhalten der Mannschaft im Bob. »Man muss schnell einsteigen und sich gut einkeilen, um den Schlitten nicht ins schlingern zu bringen.«

Und obwohl Mielke erst seit zwei Wochen im Quartett um Machata mitfährt – das Team »Deutschland 2« musste heuer einige Personalwechsel hinnehmen – hielten sich die drei grippegeschwächten Anschieber wacker fest. Nach dem zweiten Lauf brausten sie mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 116 Stundenkilometern und einer Gesamtzeit von 1:44,85 Minuten hauchdünne neun Hundertstel vor »Deutschland 2« ins Ziel.

»Ich will schon einmal bei den Großen mitfahren«, hat sich Becke vorgenommen. Allerdings knüpft er seine Pläne an eine Bedingung: »Ich werde dem Team treu bleiben.« Eine Saison ohne Verletzungen und in einem eingespielten Team, stelle er sich für 2006 vor. »Je besser man aufeinander eingespielt ist, desto souveräner fährt man auch die Bahn. Und ich glaube schon, dass wir dann den ›Großen‹ ein paar

Hundertstel abknüpfen können.«

Gerald Feind

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