Veröffentlicht am 27.03.2023 11:08

Boulder dich glücklich

Seine Probleme mit an die Wand nehmen und einfach wegturnen - das kann man beim Bouldern zusammen mit anderen Teilnehmern. (Foto: Miriam Mayer)
Seine Probleme mit an die Wand nehmen und einfach wegturnen - das kann man beim Bouldern zusammen mit anderen Teilnehmern. (Foto: Miriam Mayer)
Seine Probleme mit an die Wand nehmen und einfach wegturnen - das kann man beim Bouldern zusammen mit anderen Teilnehmern. (Foto: Miriam Mayer)
Seine Probleme mit an die Wand nehmen und einfach wegturnen - das kann man beim Bouldern zusammen mit anderen Teilnehmern. (Foto: Miriam Mayer)
Seine Probleme mit an die Wand nehmen und einfach wegturnen - das kann man beim Bouldern zusammen mit anderen Teilnehmern. (Foto: Miriam Mayer)

Die Diakonie Hasenbergl startet am 18. April zusammen mit zwei Sport- und Trainingspsychologinnen den Kurs „Boulder dich glücklich”. Jeden Dienstag können bis zu 10 junge Erwachsene ab 18 Jahren in der Element Boulders Halle in der Zielstattstraße 23 gemeinsam bouldern. Die neue Kursreihe richtet sich an junge Menschen im Münchner Norden, die sich mit psychischen Belastungen auseinander setzen müssen. Acht Wochen dauert ein Kurs, jede Einheit zwei Stunden. Alle Teilnehmer benötigen lediglich bequeme Kleidung, in der sie sich gut bewegen können. Kletterschuhe können in der Halle ausgeliehen werden; die Kosten dafür sind im Kurs bereits enthalten. Weitere Informationen erhält man auf der Website https://www.diakonie-hasenbergl.de/boulderprojekt Dort kann man sich auch für den Kurs anmelden.

Gegen Depression und Burnout

Bedächtig klopft Lisa die Hände ab, fein rieselt der Magnesiumstaub auf den Boden. Dann legt sie die Hände um die Griffe und zieht sich zum ersten Mal an die Wand. Sie nimmt jede Woche an einem Boulderkurs für psychisch belastete junge Menschen teil. „Bouldern hilft gegen Stress und Depressionen, das belegt eine umfassende Studie der Uniklinik Erlangen“, erzählt Doris Hailer; die Sozialpädagogin leitet den Sozialpsychiatrischen Dienst München Nord der Diakonie Hasenbergl und weiß: „Ein Großteil der Menschen, die zu uns kommen, hat mit Erschöpfungssymptomen, mit Burnout und Depressionen zu kämpfen. Im Rahmen des Boulder-Kurses können junge Menschen gemeinsam in der Gruppe wichtige Klettertechniken lernen und Strategien für einen achtsamen Umgang mit sich selbst trainieren“.

Positive Veränderungen im Körper

Dass Sport gegen Stress hilft und man damit den Kopf frei zu bekommt, ist bekannt. Die körperliche Aktivität bewirkt positive Veränderungen im Körper, die Hormone Serotonin und Dopamin werden vermehrt ausgeschüttet und auch auf den Stresshormonhaushalt hat körperliche Betätigung einen positiven Einfluss. „Beim Bouldern konzentriert man sich auf das Hier und Jetzt: Wo setze meinen Fuß hin, wohin greife ich als Nächstes mit meiner Hand? Für Gedankenschleifen bleibt keine Zeit. Der Kopf kann sich eine Auszeit nehmen“, erklärt Larissa Kranisch. Sie ist Trainings- und Coachingpsychologin, klettert selbst seit einigen Jahren und weiß, warum eine Boulderwand mit den vielen bunten Griffen die Behandlung von Depressionen unterstützen kann.

Keinen Zeit mehr für Gedankenschleifen

„Worauf wir uns fokussieren, spielt eine große Rolle. Während Sportarten wie Radfahren oder Laufen es erlauben, die Gedanken kreisen zu lassen, müssen wir beim Bouldern auf die Wand fokussiert sein. Gleichzeitig verändert sich die Wahrnehmung, das Körpergefühl wird ‚leichter‘“. Tatsächlich gelingt es den Teilnehmern, die Schwere, die den Körper bei einer Depression überfällt, mit passenden Klettertechniken zu erleichtern. „Auch wenn man sich schwach fühlt, kann man die Wand bezwingen. Dazu ist nicht nur reine Muskelkraft nötig“, verspricht sie.

„Wir beginnen jede Stunde mit einer Achtsamkeitsübung. Das kann eine Gedankenreise durch den Körper sein oder eine Gruppenübung, bei der wir uns auf das Zählen, eigentlich eine ganz simple Sache, konzentrieren.“ Anschließend setzen sich die Teilnehmer mit verschiedenen Themen auseinander - Angst, Erwartungen und Grenzen - und nehmen ihre Erfahrungen mit an die Wand. Wichtig sei, dass man die Themen, die einen beschäftigen, mit dem Bouldern verknüpft. „Schon kleine Erfolge an der Wand haben einen ungeheuren Einfluss auf die Selbstwirksamkeit der Kursteilnehmer. Sie erleben, dass sie ihre selbst gesteckten Ziele erreichen können.” Sie weiß: „Die Teilnehmer motivieren sich gegenseitig. Und natürlich hilft es, mit anderen zusammen zu sein, die ähnliches erleben.“

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