Sichtbare Spuren

In der Orleansstraße wurde ein bekanntes Foto von Sophie und Hans Scholl aufgenommen. Der Zaun muss demnächst weichen, ein neuer Gedenkort soll dafür entstehen. (Foto: bas)
In der Orleansstraße wurde ein bekanntes Foto von Sophie und Hans Scholl aufgenommen. Der Zaun muss demnächst weichen, ein neuer Gedenkort soll dafür entstehen. (Foto: bas)
In der Orleansstraße wurde ein bekanntes Foto von Sophie und Hans Scholl aufgenommen. Der Zaun muss demnächst weichen, ein neuer Gedenkort soll dafür entstehen. (Foto: bas)
In der Orleansstraße wurde ein bekanntes Foto von Sophie und Hans Scholl aufgenommen. Der Zaun muss demnächst weichen, ein neuer Gedenkort soll dafür entstehen. (Foto: bas)
In der Orleansstraße wurde ein bekanntes Foto von Sophie und Hans Scholl aufgenommen. Der Zaun muss demnächst weichen, ein neuer Gedenkort soll dafür entstehen. (Foto: bas)

Vor genau 80 Jahren, am 22. Februar 1943, wurden Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst von der NS-Justiz zum Tode verurteilt und am selben Tag hingerichtet. Die Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose haben auch im Münchner Osten sichtbare Spuren hinterlassen. Bestattet wurden sie auf dem Friedhof am Perlacher Forst, wo am Sonntag, 26. Februar, eine Gedenkfeier stattfindet. In Haidhausen, wo ein bekanntes Foto aufgenommen wurde, soll demnächst ein Gedenkort zur Weißen Rose entstehen.
Am 18. Februar 1943 wurden die 21-jährige Studentin Sophie Scholl und weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime nach einer Flugblattaktion an der Münchner Universität verhaftet. Nur vier Tage später wurde sie zusammen mit ihrem Bruder Hans und ihrem Freund Christoph Probst von den Nationalsozialisten im Gefängnis Stadelheim nach einem Schauprozess hingerichtet. 2023 jähren sich die Ereignisse zum 80. Mal. Bezogen auf das denkwürdige Datum organisiert die Weiße Rose Stiftung Veranstaltungen und ist in die Entwicklung neuer Ausstellungen einbezogen. Diese greifen einzelne Aspekte zur Weißen Rose auf, wie die Volksgerichtshofprozesse gegen die Widerstandsgruppe oder ihre Erinnerungsgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Die Vorsitzende der Weißen Rose Stiftung, Hildegard Kronawitter, hat für ihr langjähriges Engagement vor kurzem das Bundesverdienstkreuz erster Klasse erhalten.

Szenische Lesung am Mittwochabend

Am Mittwochabend, 22. Februar, ab 18 Uhr, veranstaltet die Weiße Rose Stiftung in der Großen Aula der LMU (Geschwister-Scholl-Platz 1) eine szenische Lesung mit Texten und Musik und möchte so die Zeugnisse der Weißen Rose vergegenwärtigen. Gespielt wird dabei auch auf der Weiße-Rose-Orgel, die im Lichthof steht – dem Ort, an dem die Geschwister Scholl damals die Flugblätter verteilten. Die Orgel wurde 1960 in Erinnerung an die Widerstandsgruppe im Lichthof eingebaut. Dazu informiert hier eine Dauerausstellung über die Weiße Rose. Der Eintritt zur Lesung mit Musik ist frei.
Für Sonntag, 26. Februar, ab 10 Uhr, lädt die örtliche SPD anlässlich des 80. Todestags zu einer Gedenkfeier auf den Friedhof am Perlacher Forst ein. Dort sind die Gräber von Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst unter der Nummer 73-1-18/19 zu finden. Wer sich der SPD-Ortsgruppe auf dem Weg zum Grab anschließen möchte, findet sich um 9.50 Uhr am Eingang des Friedhofs an der Stadelheimer Straße, gegenüber dem Supermarkt, ein.

Ein Metallzaun mit Historie

Eines der bekanntesten Fotos der Widerstandsgruppe Weiße Rose ist in Schrittweite vom Münchner Ostbahnhof entstanden: an einem Zaun in der Orleansstraße. Die Aufnahme von Jürgen Wittenstein aus dem Sommer 1942 zeigt eine fröhliche Sophie Scholl, die ihren Bruder Hans und dessen Kommilitonen Alexander Schmorell und Willi Graf zum Einsatz in einer Studentenkompanie an der russischen Ostfront verabschiedet – vor dem besagten Metallzaun, der noch heute an dem Grundstück zwischen der Orleansstraße und den Bahngleisen entlangführt. Allerdings nicht mehr lang: Weil auf dem Gelände das Neubaugebiet Orleanshöfe mit Gewebe und Wohnungen entsteht, muss der Zaun, an dem vor zwei Jahren Gedenktafeln zur Weißen Rose angebracht worden sind, weichen.
Für einen prominenten Gedenkort zur Weißen Rose an dieser Stelle hat insbesondere Werner Thiel, ein Politikwissenschaftler, der einst auf den Zaun und seine besondere Historie gestoßen war, seit langem und mit vielen Aktionen gekämpft. Auch der Bezirksausschuss Au-Haidhausen sprach sich dafür aus – mit Erfolg: Die Baupläne der Stadt sehen vor, jenes Stück des Zauns in der Orleansstraße zu erhalten, vor dem das Foto entstanden ist, und dieses in einen neu zu schaffenden Gedenkort für die Widerstandskämpfer zu integrieren.

Interessierte Schulen erhalten Zaunteile

Die abgebauten Elemente des verrosteten Metallzauns werden kostenlos an interessierte Einrichtungen verteilt, die damit die Geschichte der Weißen Rose ein Stück weit sichtbar und erlebbar machen können. Viele Stücke werden an Schulen gehen, darunter das Sophie-Scholl-Gymnasium in Schwabing. Selbst Schulen aus Berlin, Bremerhaven und Ulm (dort wuchsen die Geschwister Scholl auf) haben sich bei der Weißen Rose Stiftung beworben. Die Christoph-Probst-Kaserne in Garching sowie der Bayerische Landtag haben ebenfalls bekundet, ein Stück von dem historischen Zaun abhaben zu wollen.

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