Veröffentlicht am 20.01.2017 00:00

Wie man im Ehrenamt glücklich werden kann

Das ist die Botschaft, für die Martin Brög, Sandra E. Bauer, Gerlinde Wouters und Mischa Kunz (Münchner Freiwillige – Wir helfen e.V., v. li.) stehen: Engagiere Dich!	 (Foto: cr)
Das ist die Botschaft, für die Martin Brög, Sandra E. Bauer, Gerlinde Wouters und Mischa Kunz (Münchner Freiwillige – Wir helfen e.V., v. li.) stehen: Engagiere Dich! (Foto: cr)
Das ist die Botschaft, für die Martin Brög, Sandra E. Bauer, Gerlinde Wouters und Mischa Kunz (Münchner Freiwillige – Wir helfen e.V., v. li.) stehen: Engagiere Dich! (Foto: cr)
Das ist die Botschaft, für die Martin Brög, Sandra E. Bauer, Gerlinde Wouters und Mischa Kunz (Münchner Freiwillige – Wir helfen e.V., v. li.) stehen: Engagiere Dich! (Foto: cr)
Das ist die Botschaft, für die Martin Brög, Sandra E. Bauer, Gerlinde Wouters und Mischa Kunz (Münchner Freiwillige – Wir helfen e.V., v. li.) stehen: Engagiere Dich! (Foto: cr)

Martin Brög ist »Ehrenamtler«. Sein Job: Wohnungen suchen. In München. Für anerkannte Asylbewerber. Aussichtslos? Keineswegs.

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So seh ich das! Zum Thema: Ehrenamt Artikel vom 20.01.2017: Samstagsblatt München-Redakteur Carsten Clever-Rott über Wollen und Können

»Im Grunde gibt es für Vermieter nichts Besseres als an anerkannte Asylbewerber zu vermieten«, berichtet Brög. Der Kontakt zwischen Mietern und Vermietern läuft über ihn. Er trifft auch eine Vorauswahl und weiß, welche Wohnung für welchen Mieter geeignet ist. Nicht zuletzt ist das Risiko eines Mietausfalls für den Vermieter gleich Null, denn die Miete trägt der Staat. Trotzdem muss Martin Brög die Wohnungen mit der Lupe suchen, die Vermieter erst recht.

Dabei hat er bisher praktisch ausschließlich gute Erfahrungen mit seinen »Klienten« gemacht: »Wenn sie (die Asylbewerber) drei Wochen in einer eigenen Wohnung sind, sind sie selbstständig. Traut den Leuten was zu!«, lautet sein Appell. Klar gebe es in der Gesellschaft Vorbehalte, doch die gingen durch den persönlichen Kontakt zwischen Mietern und Vermietern schnell verloren.

Es ist ein ungewöhnlicher Job. Keine Arbeit, an die man sofort denkt, wenn man »Ehrenamt« hört. Das Ehrenamt deckt alle Bereiche des Zusammenlebens ab, wobei der soziale Charakter sehr ausgeprägt ist und weiter in den Vordergrund rückt. So sei in den letzten Jahren die Hospizarbeit in München stärker im Fokus als früher. Ein Beispiel von vielen, die man bei der 11. Münchner Freiwilligenmesse am Sonntag, 22. Januar, zwischen 10 und 17 Uhr im Gasteig findet. Der Eintritt ist frei.

Eine aktuelle Erhebung zum Thema »freiwilliges Engagement« nennt optimistische Zahlen. 43 Prozent der Bevölkerung würden sich demnach für ihre Mitmenschen ehrenamtlich engagieren. Bisher war man von »nur« 33 Prozent ausgegangen und die aktuellen Zahlen sind noch nicht solide verlässlich. Entscheidend ist aber viel mehr, dass sich ein weiteres Drittel der Bevölkerung gerne mehr im Ehrenamt betätigen möchte, aber entweder keine passende Aufgabe oder keinen passenden »Anbieter« findet. Genau für diese Menschen ist die Freiwilligenmesse die optimale Anlaufstelle. Man kann sich unverbindlich informieren und hat dann im Grunde zwei Möglichkeiten: Es passt oder es passt nicht.

Gepasst hat es auch bei Marius Cziriak. Sein Weg ins Ehrenamt war geradezu klassisch. Erst kam die Schule mit dem Abitur und währenddessen die Frage: »Was kann ich danach machen?« Cziriak hat sich für ein freiwilliges soziales Jahr bei der Offenen Behindertenarbeit (OBA) entschieden. Es waren »schwierige Aufgaben«, wie er selbst beschreibt, aber: »Ich bin daran gewachsen.«

Als das Jahr vorüber war, begann Cziriak ein Studium in Heidelberg. Doch die Bindung zu den Menschen und seiner Tätigkeit in München war so groß, dass er auch hier weitermachen wollte. Heute begleitet er Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung einmal im Jahr in den gemeinsamen Urlaub. Außerdem gibt er bei der OBA Englischkurse.

Einmal im Ehrenamt, können die Engagierten nicht sich selbst überlassen werden. Sie brauchen einen Ansprechpartner, mit dem sie über Aufgaben und Probleme sprechen können. Dafür gibt es immer mehr Ehrenamtskoordinatoren. Conny Bliemel übt diese Tätigkeit bei der OBA aus. Hier sind rund 170 Ehrenamtliche im Einsatz, die koordiniert, angeleitet und betreut werden wollen. Die Botschaft ist klar: Ihr seid nicht allein. Selbstständigkeit ist fürs Ehrenamt eine hilfreiche Eigenschaft, aber Ehrenamt ist eben keine ausschließlich selbstständige Tätigkeit.

Das Angebot nimmt zu, die Nachfrage hält sich konstant auf einem stattlichen Niveau. Während sich die Besucherzahl der Freiwilligenmesse in den vergangenen Jahren bei 5.000 bis 6.000 eingependelt hat, steigt die Zahl der Organisationen, die sich für eine organisierte Beschäftigung von Freiwilligen interessieren. Auch die Messe bekommt das zu spüren. Über 80 Aussteller präsentieren sich am Sonntag im Gasteig, etwa 40 Organisationen musste der Veranstalter FöBE ablehnen. FöBE, das bedeutet »Förderung Bürgerschaftlichen Engagements«. Hauptsächlich kümmern sich Dr. Gerlinde Wouters und Sandra E. Bauer um die Freiwilligenmesse. Die ersten Vorbereitungen haben im Juni begonnen.

Unterstützt wurden sie dabei von ehrenamtlichen Helfern. Zentraler Veranstaltungspunkt der Messe sind neben den Ausstellungsständen die Infoblöcke mit Freiwilligen-Agenturen um 11.30 und 15.00 Uhr. Freiwillige erzählen von ihren Erfahrungen.

Im Rahmen der Eröffnung um 10 Uhr singt der Syrische Friedenschor, ein Chorprojekt, in dem junge Menschen aus Syrien, die jetzt in München leben, für Frieden und Freiheit singen. Zwei Ziele, die auch das bürgerschaftliche Engagement erreicht. Von Carsten Clever-Rott

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