Veröffentlicht am 12.09.2013 00:00

Schlagabtausch der Bürgermeisterkandidaten

Georg Reitsberger, Brigitte Littke und Heike Tischler (v. l.) stellten sich den Fragen des Moderators Axel Heise (r.). 	 (Foto: Sybille Föll)
Georg Reitsberger, Brigitte Littke und Heike Tischler (v. l.) stellten sich den Fragen des Moderators Axel Heise (r.). (Foto: Sybille Föll)
Georg Reitsberger, Brigitte Littke und Heike Tischler (v. l.) stellten sich den Fragen des Moderators Axel Heise (r.). (Foto: Sybille Föll)
Georg Reitsberger, Brigitte Littke und Heike Tischler (v. l.) stellten sich den Fragen des Moderators Axel Heise (r.). (Foto: Sybille Föll)
Georg Reitsberger, Brigitte Littke und Heike Tischler (v. l.) stellten sich den Fragen des Moderators Axel Heise (r.). (Foto: Sybille Föll)

Nachdem sich Vaterstettens Bürgermeisterkandidaten bereits in zwei Veranstaltungen persönlich vorstellen sowie ihre Pläne und Ziele darlegen konnten, ging es am vergangenen Mittwoch in die dritte Runde für Brigitte Littke (CSU), Georg Reitsberger (FW) und Heike Tischler (SPD). Diesmal sollte es auf Einladung des Gewerbeverbands um Themen rund um den Gewerbestandort Vaterstetten gehen.

Rund 250 interessierte Bürger waren zu der Podiumsdiskussion in den Saal des GSD Seniorenwohnparks gekommen. Was es heißt, selbstständig zu arbeiten und einen Betrieb zu führen, wissen alle drei Kandidaten: Sie alle wuchsen auf Bauernhöfen auf. »Ich kenne auch die Risiken. Meine Eltern haben versucht, ein Busunternehmen aufzuziehen – leider erfolglos«, erzählte Littke. Tischler gründete nach ihrer Redakteurstätigkeit selbst ein Unternehmen und Reitsberger betreibt seinen Hof seit Jahrzehnten mit immer neuen Ideen. Moderator Axel Heise, Referent für Politik des Bundes der Selbstständigen, stieg gleich mit dem umstrittenen Gewerbegebiet Parsdorf ein. Während sich Littke für die Ansiedlung von ein bis zwei weiteren großen Unternehmen aussprach, um die angestrebten neun bis zehn Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen jährlich zu erhalten, möchte ihre Kontrahentin lieber mittelständische Betriebe etablieren.

»Bei großen Firmen sind anfangs die Abschreibungen sehr hoch, sodass die Gemeinde in den ersten Jahren – statt Einnahmen zu haben – erst einmal Löcher stopfen müsste«, erklärte Tischler. Bei kleineren Unternehmen verteilten sich die Lasten besser. »Sie haben auch einen größeren Handlungsspielraum in Krisenzeiten, da kann ich als Bürgermeisterin einen Weg suchen, bis alles wieder läuft.« Reitsberger plädierte dafür, den Mittelstand in der Gemeinde zu fördern, das bringe auch mehr Einnahmen.

Beim Thema »Neue Ortsmitte« möchte der Landwirt ebenfalls lieber auf bestehende Ressourcen zurückgreifen. Die Zwangspause durch die Insolvenz des favorisierten Bewerbers tue gut. »Im nächsten Anlauf sollten wir mehr Achtung für Gebäude aufbringen, die Ortsgeschichte schreiben.«

Das Rathaus sei seinerzeit eines der modernsten seiner Art gewesen, das müsse man nicht gleich abreißen. »Aber da ›pfeift’s‹ doch schon rein?«, warf Diskussionsleiter Heise ein. »Da appelliere ich an unsere Handwerker in der Gemeinde, aktiv zu werden«, so Reitsberger. Eine befriedigende Lösung, wie es weitergehen könnte, hatte niemand.

»Nur Teile an Investoren geben«

»Eine Variante wäre, den Entwurf einzukaufen, ihn etwas abzuändern, selbst zu bauen und nur Teile davon an Investoren zu vergeben«, erläuterte Littke. Tischler kritisierte, dass zu viele Gelder sinnlos geflossen seien, dass falsche Aussagen seitens der Verwaltung getroffen wurden, beispielsweise über den geplanten Wegzug des REWE-Marktes, und dass beim bisherigen Prozedere die Wünsche der Bürger nicht berücksichtigt worden seien. »Die Frage hätte nicht lauten dürfen: ›Für welchen der drei Entwürfe würden Sie sich entscheiden?‹, sondern ›Mit welchem der drei fühlen Sie sich wohl?‹«. Laut einer persönlichen Umfrage von ihr hätten sich 80 Prozent der Vaterstettener mit keiner Variante identifizieren können. Daher möchte sie das Ganze ohne Investor abwickeln, Arbeitskreise mit allen Bürgern bilden und daraus innerhalb von drei Monaten ein neues Konzept entwickeln.

»Die Ortsmitte ist kein Wohnzimmer, Arbeitsgruppen bilden reicht da nicht«, schoss Littke zurück. Der Prozess sei sehr schön gewesen, auch unter Einbindung der Bürger. Ihre Aussage, dass ein größerer REWE-Markt besser sei, wurde vom Publikum mit Kopfschütteln und Geraune quittiert.

Priorität habe ohnehin zunächst das Schulzentrum an der Gluckstraße, so Littke. Die Finanzierung erfolge über den Verkauf von Grundstücken im Nordwesten von Vaterstetten. Hier befürchtet Tischler jedoch ein explodierendes Wachstum der Gemeinde. »Nicht immer alles auf einen Schlag, genauso wie das Ortszentrum, sondern langsam entwickeln«, ist ihre Devise.

Die Ortsmitte von Baldham wird den künftigen Nachfolger von Robert Niedergesäß ebenfalls beschäftigen: Zur Belebung des wenig frequentierten Marktplatzes könnte sich Littke eine Änderung der Ladengrößen und einen anderen Branchenmix vorstellen, während Tischler den Knackpunkt in den überhöhten Pachten für die Gastronomen im Turm sieht und diesen attraktiver bestücken möchte.

Bei der Frage des Moderators, was gegen den drohenden

»Verkehrsinfarkt« unternommen werden könne, schieden sich ebenso die Geister. »Die Menschen haben Priorität, sie müssen entlastet werden. Geld für Straßen ist da, wir haben viel von Investoren bekommen, daran müssen wir uns nun halten. Die ganze Verwaltung ist dran«, betonte Tischler.

Umgehung näher am Ort

»Jeder Quadratmeter Nutzfläche, der dem Bau einer Straße geopfert wird, tut weh«, sagte hingegen Reitsberger. Er sähe die Umgehungsstraße lieber näher am Ort, sonst könnten sich Fuchs und Hase nicht mal mehr »Gute Nacht« sagen, weil sie überfahren werden.

»Die Menschen müssen sich aber auch noch ›Gute Nacht‹ sagen dürfen«, erwiderte Littke. Ein Fahrbahnteiler in Weißenfeld, wie von Reitsberger gefordert, reduziere den Verkehr nicht. Die Umgehung, die jetzt europaweit ausgeschrieben werden musste und derzeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werde, komme sicher, sie rechne mit einem Baubeginn 2016. Viele Themen, viele Meinungen. Doch: »Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal, warum soll ich Sie wählen?«, wollte eine Zuhörerin abschließend von allen drei Kandidaten wissen.

»Ich habe einen großen Bezug zur Bevölkerung, habe die ganze gemeindliche Entwicklung mitbekommen, bin seit 24 Jahren Gemeinderatsmitglied und möchte unseren Ort erhalten, in dem man gerne lebt«, fasste Georg Reitsberger seine Motivation, Bürgermeister werden zu wollen, zusammen.

»Ich bin die einzige von uns Dreien, die über 23 Jahre Verwaltungserfahrung verfügt, und das ist wichtig, weil alle Abläufe immer komplexer werden. Ich habe ausreichend Führungskompetenz und ich würde mich gerne für Vaterstetten einsetzen, wobei mein Schwerpunkt auf Bildung und Erziehung liegt«, sagte Brigitte Littke. »Ich bin niemandem verpflichtet, setze mich ein, wie mein Herz mich leitet, um den Willen der Bevölkerung umzusetzen«, so Heike Tischler. Bei der Wahl am 22. September müssen sich die Vaterstettener entscheiden.

Von Sybille Föll

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