Veröffentlicht am 23.07.2013 00:00

Haidhausen · Kein normaler Zaun

Der ehemalige Münchner Werner Thiel hat nicht nur die Stelle, an der das Foto geschossen  wurde gesucht und gefunden, er ist auch einer der Initiatoren der Gedenktafel.  (Foto: js)
Der ehemalige Münchner Werner Thiel hat nicht nur die Stelle, an der das Foto geschossen wurde gesucht und gefunden, er ist auch einer der Initiatoren der Gedenktafel. (Foto: js)
Der ehemalige Münchner Werner Thiel hat nicht nur die Stelle, an der das Foto geschossen wurde gesucht und gefunden, er ist auch einer der Initiatoren der Gedenktafel. (Foto: js)
Der ehemalige Münchner Werner Thiel hat nicht nur die Stelle, an der das Foto geschossen wurde gesucht und gefunden, er ist auch einer der Initiatoren der Gedenktafel. (Foto: js)
Der ehemalige Münchner Werner Thiel hat nicht nur die Stelle, an der das Foto geschossen wurde gesucht und gefunden, er ist auch einer der Initiatoren der Gedenktafel. (Foto: js)

Die Fotos, auf denen Sophie Scholl ihren Bruder Hans und Alexander Schmorell vor ihrem Einsatz an der Ostfront verabschiedet, gehören zu den bekanntesten Bildern der Widerstandsbewegung »Die Weiße Rose«.

Doch was viele nicht wissen: Die Aufnahmen wurden in der Orleansstraße, ganz in der Nähe des Ostbahnhofs gemacht, und der Originalzaun, der auf den Fotos zu sehen ist, steht noch – seine charakteristischen Spitzen sind unverkennbar. Seit zehn Jahren setzt sich der Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5) dafür ein, dort eine Gedenktafel zu errichten. Am vergangenen Sonntag wurde sie nun endlich aufgestellt.

»Unsere Erinnerung braucht Orte, an denen historische Ereignisse festgehalten werden«, sagte Hildegard Kronawitter, Vorsitzende der Weiße-Rose-Stiftung, die zur Einweihung der Gedenktafel gekommen ist. Auf der Tafel ist das berühmte Foto zu sehen, das die jungen

Sanitätssoldaten Scholl und Schmorell zeigt, als sie

genau an dieser Stelle im Juni 1942 auf den Zug an die Ostfront warteten und Sophie Scholl – auf der anderen Seite des Zauns stehend – sich von ihnen verabschiedet. Die Kriegserlebnisse von Scholl und Schmorell hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass die Gruppe ihren Widerstand gegen das NS-Regime verstärkt habe, erklärte Kronawitter. In den Lazaretten mussten die Medizinstudenten schwerste Verletzungen und Seuchen behandeln: »Sie haben gesehen, wie die russische Bevölkerung entrechtet wurde und Soldaten sinnlos starben.«

Das Vorhaben, an dem historischen Originalschauplatz ein Mahnmal zu errichten, geht übrigens auf eine Initiative eines Bürgers zurück. Bereits 2003 hatte Werner Thiel dies beim BA 5 beantragt und wurde bei dem Anliegen vom Stadtteilparlament über all die Jahre

unterstützt. Die Stadt habe das Projekt jedoch immer wieder »auf die lange Bank geschoben«, rügte die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD). Zwischenzeitlich hatte sogar eine weitere Anwohnerinitiative versucht, die Angelegenheit in die Hand zu nehmen. »Wir wollten an unserem Gebäude eine Tafel anbringen«, berichtete Markus Thierbach, Haussprecher des Gebäudes der Genossenschaft Wogeno in der Orleansstraße 61. Jedoch sei das Projekt des BA zu dieser Zeit schon so weit fortgeschritten gewesen, dass man das Vorhaben abgebrochen habe.

Einer der Gründe, weshalb die Realisierung des Mahnmals so lange gedauert hat, war die Klärung der Frage, wem das Gelände, auf dem der Zaun steht, gehört. Zunächst sei man davon ausgegangen, dass die Bahn Eigentümerin sei, dann sei mitgeteilt worden, eine Tochtergesellschaft des Unternehmens sei zuständig, sagte Kronawitter. Inzwischen ist klar: Das Grundstück ist im Besitz der Immobilienfirma GVG. Der Geschäftsführer des Unternehmens, Thomas Schmid, hat die Platzierung der Gedenktafel auf dem Areal nicht nur genehmigt, sondern sogar finanziert. Mittelfristig soll auf der Fläche zwar ein neues Wohngebiet entstehen. Doch das Mahnmal wird laut Schmid erhalten bleiben. Julia Stark

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