Veröffentlicht am 02.12.2012 00:00

Moosach · Moosach in der NS-Zeit

Die Vertreter des Moosacher Geschichtsvereins zusammen mit Dr. Andreas Heusler (1. r.) und Volker Laturell (2. hinten l.). 	 (Foto: Verein)
Die Vertreter des Moosacher Geschichtsvereins zusammen mit Dr. Andreas Heusler (1. r.) und Volker Laturell (2. hinten l.). (Foto: Verein)
Die Vertreter des Moosacher Geschichtsvereins zusammen mit Dr. Andreas Heusler (1. r.) und Volker Laturell (2. hinten l.). (Foto: Verein)
Die Vertreter des Moosacher Geschichtsvereins zusammen mit Dr. Andreas Heusler (1. r.) und Volker Laturell (2. hinten l.). (Foto: Verein)
Die Vertreter des Moosacher Geschichtsvereins zusammen mit Dr. Andreas Heusler (1. r.) und Volker Laturell (2. hinten l.). (Foto: Verein)

»Moosach im Nationalsozialismus – Auf den Spuren jüdischen Lebens«, mit diesem Vortrag hatte der Geschichtsverein Moosach ins Pelkovenschlössl geladen.

Dr. Andreas Heusler, Historiker und Leiter des Sachgebietes Zeitgeschichte und Jüdische Geschichte am Stadtarchiv München, lieferte Einblicke in das jüdische Leben in Moosach während dem Nationalsozialismus. »Einem Teil der Geschichte, der bis heute noch wenig erforscht ist und dem Geschichtsverein ein besonderes Anliegen ist«, erklärte die Vorsitzende Johanna Salzhuber.

Moosach ist historisch gesehen, neben Pasing und Neuhausen, einer der drei besterforschtesten Stadtteile in München, was auch den beiden Moosachchronisten Volker Laturell und dem bereits verstorbenen Georg Moos-eder zu verdanken ist, die umfangreiche Bücher zur Geschichte des Stadtteils veröffentlicht haben. So ist darin auch die Moosachs umfangreiche und unrühmliche Verwicklung im dritten Reich beschrieben.

Aufgrund der vielen Industriebetriebe wie der Firmen Rathgeber (heute Meiller), BWM oder Südbremse (heutige Knorrbremse), die Rüstungsgüter herstellten, gab es hunderte ausländische ZwangsarbeiterInnen, die in Arbeitslagern unter widrigen Umständen untergebracht waren. An besonderer Schwere sticht hier das sogenannte Arbeitserziehungslager der Gestapo auf dem heutigen Gelände des Schulzentrums Gerastraße heraus. Hier sollten sogenannte »Arbeitsscheue« zum Arbeiten »erzogen« werden. Oftmals starben die Häftlinge dabei aufgrund der schweren Arbeitseinsätzen, durch Folter oder an Hunger. Von diesen zahlreichen Lagern sind heute keine Spuren mehr im Stadtteil zu erkennen. Nur schwer sind auch die Spuren jüdischen Lebens in Moosach wiederzufinden.

Doch dank einer neuen Datenbank, gibt es nun mehr Anhaltspunkte. Im sogenannten »Biographischen Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945« sind Daten und Schicksale von Münchner Juden gesammelt und können online per Straßennamen abgerufen werden.

Hier ist beispielsweise auch die Geschichte von Ludwig Flörsheim zu finden, der eine Metallfabrik mit 400 Beschäftigen in der Netzerstraße besaß, aber 1935 von den Nazis enteignet wurde und später in die USA emigrierte. Außerdem besaß die Familie eine umfangreiche Kunstsammlung, die ebenfalls konfisziert wurde. Oder Betty Hoffmann, die 1934 nach München zog und erst in der Hagenbucherstraße, dann in der Dachauer Straße wohnte. Sie wurde später nach Theresienstadt deportiert und im KZ in Minks ermordet. »Das sind nur einige von vielen Schicksalen, die sich in Moosach ereigneten und wo nun weitergeforscht werden kann,« erklärte Andreas Heusler.

Gemeinsam mit vielen Stadtteilpolitikern und der SPD-Landtagsabgeordneten des Münchner Nordens Diana Stachowitz ist es dem Geschichtsverein Moosach ein großes Anliegen, die nationalsozialistische Vergangenheit im Stadtteil weiter aufzuarbeiten, gegen heutiges rechtes Gedankengut und einen Beitrag zur kollektiven Erinnerung zu leisten – auch in Hinblick auf die 100-jährige Eingemeindungsfeier Moosachs im kommenden Jahr.

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