Veröffentlicht am 21.08.2012 00:00

Kirchheim · Nette Art zu morden

Ein Mops spielt eine wichtige Rolle in dem Erstlingskrimi von Friedlind Lipsky aus Kirchheim (links) und Ingeborg Struckmeyer aus München-Moosach.	 (Foto: cs)
Ein Mops spielt eine wichtige Rolle in dem Erstlingskrimi von Friedlind Lipsky aus Kirchheim (links) und Ingeborg Struckmeyer aus München-Moosach. (Foto: cs)
Ein Mops spielt eine wichtige Rolle in dem Erstlingskrimi von Friedlind Lipsky aus Kirchheim (links) und Ingeborg Struckmeyer aus München-Moosach. (Foto: cs)
Ein Mops spielt eine wichtige Rolle in dem Erstlingskrimi von Friedlind Lipsky aus Kirchheim (links) und Ingeborg Struckmeyer aus München-Moosach. (Foto: cs)
Ein Mops spielt eine wichtige Rolle in dem Erstlingskrimi von Friedlind Lipsky aus Kirchheim (links) und Ingeborg Struckmeyer aus München-Moosach. (Foto: cs)

Manchmal, nein eigentlich fast immer, muss es eben ein Krimi sein, wenn die Leseratten Friedlind Lipsky und Ingeborg Struckmeyer ins Bücherregal greifen. Weil sie dieses Genre lieben, haben die beiden jetzt unter dem Pseudonym Frida Mey gemeinsam einen Kriminalroman geschrieben: »Manchmal muss es eben Mord sein«. Die beiden Autorinnen werden ihr Erstlingswerk am Samstag, 6. Oktober, ab 19.30 Uhr bei einer öffentlichen Lesung im Räter-Park-Hotel vorstellen und signieren.

Ab 8. Oktober ist der Büro-Krimi dann in allen Buchhandlungen und als E-Book erhältlich. Und eine Fortsetzung ist auch schon geplant: Mit »Manchmal muss es eben Mord sein« startet der renommierte Aufbau-Verlag in Berlin eine Serie mit Cosy-Crime im Büro, »gemütliche« Verbrechen zwischen Ablage und Aktenordnern, in denen die Heldin Elfriede Ruhland auf ihre Weise für Ordnung sorgt. »Eine nette Art zu morden«, wie es Friedlind Lipsky ausdrückt. »Wir schreiben keine blutrünstigen Psychothriller«, beteuert sie. »und garantieren für heiteren Lesespaß, der sich durchaus auch als Bettlektüre eignet ohne Folgen für eine ungetrübte Nachtruhe«. Vielleicht kann man Elfies Büro-Leichen demnächst sogar im Fernsehen oder im Kino begutachten. Beim jüngsten Münchner Filmfest hat ein Vertreter des Verlages den Erstlingskrimi vorgestellt und gleich jede Menge Visitenkarten einschlägiger Produzenten eingesammelt.

Kennen gelernt haben sich die 69-jährige Ingeborg Struckmeyer aus München-Moosach und die 54-jährige Friedlind Lipsky aus Kirchheim bei den »Mörderischen Schwestern«. Das ist ein »Netzwerk deutschsprachiger Krimi-Autorinnen, Bücherfrauen und Leserinnen«, bei dem die Mitglieder auch mal einen gemeinsamen Ausflug ins Münchner Polizeipräsidium unternehmen, um sich über die kriminalistische Arbeit zu informieren.

Ingeborg Struckmeyer ist gelernte Bibliothekarin und schreibt seit zwanzig Jahren Kurzkrimis, mit denen sie bereits einige Preise einheimste. 2004 zog sie – nach dem Tod ihres Mannes – von Bottrop zu ihrer Tochter nach München. »Schon immer gerne gelesen, die ganze Gemeindebücherei rauf und runter«, hat die Kirchheimerin Friedlind Lipsky. Sie stammt aus Hameln und kam zum Studium der englischen und französischen Sprache nach München. »Ich tauche in ein Buch ein wie in eine fremde Welt, dann höre und sehe ich nichts anderes mehr«, sagt sie.

In ihrem Haus in Kirchheim, in dem sie mit Ehemann Helmut und – bis vor kurzem – den beiden Kindern Philip (23) und Isabell (20) lebt, gibt es keinen Fernseher. Geschrieben hat sie bislang weniger Fiktives, sondern, für den Lokalteil einer überregionalen Tageszeitung, ganz reale Geschichten aus dem Kirchheimer Gemeindeleben. »Wenn man jeden Tag die Abgründe der Kommunalpolitik erlebt, dann verfällt man ganz automatisch aufs Krimi-Schreiben«, sagt sie augenzwinkernd. Im Kirchheimer Gemeinderat werden zwar regelmäßig die Messer gewetzt und nicht selten möchte einer dem anderen an die Gurgel springen, zu Mord und Totschlag ist es allerdings bislang noch nicht gekommen. Aber »man muss das Erlebte nur in der Phantasie etwas weiterspinnen«.

Aus diesen Lebenserfahrungen haben sich Lipsky und Struckmeyer zu Frida Mey – gebildet aus Bestandteilen ihres Namen – zusammengetan. »Zu zweit zu arbeiten, das bringt nur Vorteile, das ist etwas ganz Tolles«, sagen die Freundinnen unisono.

»Wir werfen uns gegenseitig die Bälle zu und haben bei unseren Entwürfen und Ideen den ersten Lektor gleich an der Hand.« Gearbeitet wird – jede für sich – am häuslichen Schreibtisch. Zur Besprechung trifft man sich alle ein bis zwei Wochen in der Caféteria eines großen Münchner Kaufhauses bei Kaffee und Kuchen. Wenn es sein muss bis zum Ladenschluss. Und falls ein fremder Gast Mäuschen spielte, wenn die »mörderischen Schwestern« ihre teuflischen Pläne entwickeln, dann könnte er leicht auf falsche Gedanken kommen. »Einmal sind zwei Polizisten erschienen, da haben wir gedacht, wir werden gleich verhaftet«, erinnern sie sich. Gemeinsam sind sie jetzt nach Berlin gefahren, um ihre Agentin und die Lektorin des Aufbau-Verlages persönlich kennen zu lernen. »Dort hat man uns förmlich den roten Teppich ausgerollt. Das alles hat zu zweit viel mehr Spaß gemacht.

«Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg, denn »ein Buch schreiben, dass ist die eine Sache. Einen Verleger zu finden ist ungleich schwieriger.« Den beiden war klar: »Wenn du als Nobody ein Manuskript an einen Verlag schickst, dann kommt es sofort wieder zurück, und du hast null Chancen.«

Also musste eine Agentur her, die die schwierige Aufgabe des Vermarktens für die Autorinnen übernimmt. Struckmeyer und Lipsky hatten auf Anhieb Glück mit einer Agentin, die den Markt für Kriminalliteratur aus dem Effeff kennt. Sie fand das Manuskript gut, aber zu eigenwillig. Nach ein paar Pinselstrichen nahm die Fachfrau die beiden Münchnerinnen schließlich unter ihre Fittiche und gewann den Berliner Aufbau-Verlag als Verleger für den ungewöhnlichen Büro-Krimi. Auch die dortige Lektorin hatte noch einige gute Ideen. Lipsky: »Sie hat gesagt, das ist eine tolle Geschichte, und gefragt, ob wir bereit wären, an der einen oder anderen Stelle etwas zu ändern.

Unser Buch hat dadurch kontinuierlich gewonnen.« Während viele Schriftsteller, verliebt in ihre Formulierungen, sich kaum von längeren Textpassagen trennen könnten, musste »Manchmal muss es eben Mord sein« an der einen oder anderen Stelle sogar verlängert werden. Lipsky: »Unser Buch lebt von der Handlung. Wir wollen den Leser ja nicht langweilen.«

Beim zweiten Werk, da sind sich die beiden Spätberufenen sicher, wird vieles leichter, weil sie aus Irr- und Umwegen gelernt hätten. Auch dabei wird Elfie wieder für Ordnung sorgen im Büro, dieses Mal – soviel sei schon verraten – in einem Bestattungsunternehmen. Vergnügliche Lektüre ist dennoch garantiert.

Claudia Schmohl

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