Das neue Gemeindezentrum der evangelisch-methodistischen Erlöserkirche München entsteht derzeit an der Hanauer Straße 54 südlich vom Olympia-Einkaufszentrum. Kurz vor Weihnachten ist die feierliche Eröffnung und Einweihung geplant.
Schon in zwei Wochen muss die christliche Kirchengemeinde ihr jetziges Domizil in der Innenstadt aufgeben und hält vom 1. April an vorübergehend ihre Gottesdienste in der evangelisch-lutherischen Heilig-Geist-Kirche an der Hugo-Troendle-Straße 53 in Moosach ab.
Ein Dreivierteljahr lang werden also Protestanten und Methodisten unter einem Dach ihre Gottesdienste feiern: und zwar immer sonntags, erst um 9.30 Uhr die Kirchengemeinde Heilig-Geist München-Moosach, dann um 12 Uhr die evangelisch-methodistische Erlöserkirche München. Deren Pastor Dr. Friedemann Burkhardt begrüßt diese neue Form der Ökumene: »Ich freue mich sehr, dass es eine offene evangelische Kirche ist und ich freue mich auf die Zusammenarbeit.« Diese will Burkhardt auch nach der Eröffnung des eigenen Gemeindezentrums an der Hanauer Straße fortsetzen. Die Moosacher Kirchengemeinde Heilig-Geist »ist uns sehr entgegen gekommen«, lobt der Pastor das geplante Interims-Quartier.
Auch Pfarrerin Sabine Nagel von der Moosacher Heilig-Geist-Kirchengemeinde ist vorab begeistert: »Für uns ist es selbstverständlich, unseren ökumenischen Geschwistern Gastrecht zu gewähren, und zwar umsonst.« Die Moosacher Protestanten wollten in diesem Jahr auch den einen oder anderen Gottesdienst gemeinsam mit den Methodisten feiern: Der erste werde am Pfingstmontag, 28. Mai, um 9.30 Uhr stattfinden, kündigte Nagel an.
Dauerhaft sei zudem die lettische Gemeinde in der Heilig-Geist-Kirche zu Gast. Und die Katholiken von der nahe gelegenen Kirche St. Mauritius, die heuer renoviert werde, bekämen ab Frühjahr/Sommer vorübergehendes Gastrecht wie bald schon die Methodisten. Dann werden kurzfristig immerhin ein paar Monate lang vier christliche Kirchengemeinden unter einem Dach ihre Gottesdienste feiern.
Zur evangelisch-methodistischen Erlöserkiche München gehören etwa 400 Personen aus dem ganzen Stadtgebiet. Die Methodistische Kirche in Deutschland sei aus der Reformation im angelsächsischen Bereich, also aus der anglikanischen Kirche entstanden, erläutert Pastor Burkhardt.
Man orientiere sich an der Bibel und Jesus sei Mittelpunkt des Lebens. Hauptaufgabe der Kirche sei die Weitergabe des Evangeliums und die Mission. Diesen urchristlichen Geist spiegele auch die Kirchenordnung der Erlöserkirche München wider, die ihre Gemeindezugehörigkeit mit den »Sieben Gs« beschreibt: Gnade erfahren, Glaube wagen, Geistlich leben, Gottes Wort gehorchen, Gemeinschaft praktizieren, Gabenorientiert leben, Geben.
Die feierliche Eröffnung des neuen Gemeindezentrums an der Hanauer Straße sei am dritten Advents-Wochenende geplant, kündigte der Pastor bei einer Baustellenbesichtigung in der vergangenen Woche an. Die Arbeiten lägen im Zeitplan, der strenge Winter vor ein paar Wochen habe zu keiner Verzögerung geführt. Wenn weiterhin alles glatt läuft, soll das moderne, große Gemeindezentrum Mitte Dezember seine Arbeit aufnehmen.
Auf dem knapp 3500 Quadratmeter großen Grundstück entsteht derzeit ein längliches Gebäude mit drei Trakten. Im vordersten zur Straße hin kommt das eigentliche Gemeindezentrum mit Multifunktionssaal unter, im mittleren Trakt wird die Kirche selbst, der Gottesdienstraum, sein, und im hintersten Gebäudeteil ist der Kinder- und Jugendbereich mit Atrium im Freien geplant ihn wollen die Methodisten am neuen Standort in Moosach viel größer und schöner gestalten als in den beengten Räumen des jetzigen Gemeindezentrums an der Enhuberstraße. Die Erlöserkirche München ist dort seit 85 Jahren ansässig und gibt den Standort Ende März auf.
In Moosach wird alles nicht nur größer und schöner, »auch die Lage ist ideal«, schwärmt Pastor Burkhardt. Das Grundstück sei einerseits nahe am Mittleren Ring gelegen und habe andererseits einen sehr guten Anschluss an die U-Bahn (U 1 und U 3) sowie an das Busnetz.
Eineinhalb Jahre habe man schwerpunktmäßig im Münchner Nordwesten gesucht dass man sich nun in Moosach ansiedele, sei purer Zufall. Der neue Standort bedeute künftig eine wesentliche Verbesserung für die Kinder-, Jugend- und Sozialarbeit, von der auch die Moosacher Bevölkerung profitieren solle. »Wir wollen dem Stadtteil dienen«, sagt der Pastor. So wird es direkt im Keller unter der Kirche ein großzügiges Sportangebot geben, etwa wöchentliche Taekwondo-Kurse für alle. Am Standort in der Innenstadt habe man leider über keinen eigenen Sportraum verfügt und deshalb anderswo Turnhallen der Stadt anmieten müssen, so Burkhardt. Auch das Gotteshaus werde großzügiger und wird Platz für 250 bis 300 Gläubige bieten. Das jetzige Domizil in der Innenstadt platzt längst aus allen Nähten.
Das Bauvorhaben in Moosach ist mit 6,2 Millionen Euro veranschlagt (inklusive Grundstück) und wird durch Spenden und Fremdkapital finanziert. Wally Schmidt