Die Eingangshalle der Jenaer Grundschule war am vergangenen Mittwochabend bis zum letzten Platz gefüllt. Knapp zwei Stunden lang hörten Schüler, Lehrer, Eltern und externe Besucher den schönen und abwechslungsreichen musikalischen Darbietungen der Kinder zu.
Ein Klavierstück von Chopin oder ein Allegro auf dem Cello, Trommelstücke und Kanongesang verzauberten die Zuhörer gleichermaßen. Was die Grundschüler darboten, war eine Klasse für sich. Kein Wunder, einige von ihnen haben bereits Preise bei »Jugend musiziert« gewonnen. Für den schönen Abend gab es am Ende des Schulhauskonzerts sogar Standing Ovations vom Publikum.
Nicht ohne Stolz blickt Direktorin Heidi Haenisch auf ihre Zeit in der Schule zurück und insbesondere auf die musikalische Förderung ihrer Schüler, die ihr immer besonders am Herzen lag. Ihre Tage an der Schule sind gezählt. Nun, nach 41 Jahren Lehrberuf wird sie in den Ruhestand treten. Nicht ohne Wehmut, wie es ihre glänzenden Augen verraten. »Ich war hier wirklich glücklich«, erzählt sie und es bleibt kein Zweifel, dass es so war. In den vier Jahrzehnten ihrer Karriere als Lehrerin hat sie die meisten Schulen in Moosach kennengelernt und selbst darin unterrichtet. An der Jenaerschule war sie quasi von Anfang an mit dabei.
Elf Jahre lang hat sie dort das Grundschulleben geprägt und viele Projekte auf die Beine gestellt. Eine vierseitige Liste des Schulprogramms dokumentiert ihren unermüdlichen Einsatz für die Kinder. Darunter fallen auch Aktionen, die außergewöhnlich sind und nur durch ihre guten Kontakte zustande kamen.
Den Kindern etwas bieten wollen
Wie zum Beispiel die Reisen nach Verona zur berühmten Oper. Häufig kamen bereits bis zu vierzig Grundschüler in diesen besonderen Genuss. Reisekosten, Eintritte und Übernachtungen wurden dabei komplett von einem Sponsor bezahlt. Mathematikprojekt mit der Universität, Sarah-Wiener-Kochkurs, Rhythmikprojekt oder Fotokurse: Haenisch war immer bemüht, den Kindern etwas über die Schulzeit hinaus zu bieten und das möglichst kostenlos.
Wie sie das geschafft hat? »Es hängt mit der Offenheit zusammen, die man selber hat und anderen gegenüber aufbringt«, sagt sie. Mehr noch, es ist ihre Liebe zu den Menschen, die es ermöglichte, viele Türen und Herzen zu öffnen. Immer ein offenes Ohr für jeden zu haben, war ihr wichtig.
So spielte auch der runde Tisch in ihrem Zimmer eine große Rolle. Mit der Begrüßung »an diesem Tisch wird nicht geschwindelt«, wurden dort viele klärende Gespräche zwischen ihr und den Kindern geführt.
Der Rückblick stimmt sie aber auch nachdenklich. Die Schüler hätten sich in den letzten Jahren verändert. Sie würden viel weniger fragen als früher. »Je mehr Fernsehkonsum ich bei den Kindern feststelle, umso unkritischer werden sie«, ist eine ihrer beunruhigenden Beobachtungen.
Deshalb war es ihr so wichtig, die Kinder an das Lesen von Texten heranzuführen, damit diese wieder das kritische Hinterfragen lernen. Vieles sei durch den steten Medienkonsum in den Kindern abgestumpft.
Auf den Ruhestand freut sie sich. Den Luxus »nix zu tun« will sie erst einmal eine Weile auskosten. Vielleicht arbeite sie in Zukunft bei einer Stiftung mit. Das käme ihrer Menschenliebe wieder nahe.
Die jetzige Konrektorin Sabine Dunkelberg wird ihre Nachfolge antreten. Auch darüber ist Haenisch froh, denn viele Maßnahmen, wie die musikalische Erziehung der Kinder, sind auch durch Dunkelberg mitgestaltet worden. Am Mittwoch der letzten Schulwoche wird es wohl Tränen geben, wenn sie im kleinen Kreis verabschiedet wird.
S.Delgado
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