Veröffentlicht am 07.12.2010 00:00

Harlaching · Spektakulärer Bau

Während die denkmalgeschützten Altbauten des Krankenhauses erhalten bleiben, müssen die meisten anderen Bestandsbauten weichen.	 (Foto: Hettich)
Während die denkmalgeschützten Altbauten des Krankenhauses erhalten bleiben, müssen die meisten anderen Bestandsbauten weichen. (Foto: Hettich)
Während die denkmalgeschützten Altbauten des Krankenhauses erhalten bleiben, müssen die meisten anderen Bestandsbauten weichen. (Foto: Hettich)
Während die denkmalgeschützten Altbauten des Krankenhauses erhalten bleiben, müssen die meisten anderen Bestandsbauten weichen. (Foto: Hettich)
Während die denkmalgeschützten Altbauten des Krankenhauses erhalten bleiben, müssen die meisten anderen Bestandsbauten weichen. (Foto: Hettich)

Jetzt ist es raus: das Klinikum Harlaching soll in den kommenden Jahren zu größten Teilen neu gebaut werden. Für die Zeit zwischen 2012 und 2020 ist die spektakuläre Maßnahme in zwei Bauabschnitten auf einem Terrain hinter dem Sanatoriumsplatz und auf zwei Flächenstücken zur Geiselgasteig- und zur Seybothstraße zugewandt geplant.

Entstehen sollen laut Klinik GmbH »zurückhaltend gestaltete Gebäude mit höchstens fünfstöckigen Einheiten und bis zu zweistöckigen Untergeschossen. Damit sollen die Neubauten auch entsprechend der Wünsche seitens der städtischen Lokalbaukommission nicht höher werden als die bestehenden, denkmalgeschützten und zu erhaltenden Altbauten auf dem Terrain.

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Nach Angaben von Klinikum-Pressesprecher Michael Rodzynek soll das gesamte Projekt rund 200 Millionen Euro kosten. Laut Rodzynek erwartet das Klinikum umfangreiche Fördergelder vom Freistaat. »Wir erhoffen uns eine Zusage bis 2012.« Über die avisierte Zuschusshöhe mochte Rodzynek noch keine Angaben machen. Beim Neubau sollen mit Ausnahme des neuen Laserzentrums und zweier denkmalgeschützter Anwesen auf dem Gelände alle anderen Klinikgebäude abgerissen werden. »Doch für die derzeit rund 33.000 Patienten pro Jahr wird es keine Beeinträchtigungen geben«, versicherte der GmbH-Sprecher. »Die Baumaßnahme wird Zug um Zug die Altbauten durch neu konzeptionierte Areale ersetzen.« Im Gegenteil: Die Klinik-GmbH verspricht den Patienten künftig mehr Komfort. »In den neu arrangierten Häusern werden Vier- und Fünfbettzimmer endgültig der Vergangenheit angehören«, so Rodzynek. Ein- und Zwei-Bett-Räume würden künftig zum festen Standard.

Ob sich auch für die Mitarbeiter vor Ort etwas ändert und deren in die Jahre gekommenen Wohneinheiten ebenfalls saniert oder sogar neu gebaut würden, darüber mochte Rodzynek noch keine Auskünfte geben. »Das geht schon zu sehr ins Detail, derzeit steht nur das Rohkonzept für die Maßnahme«, warb er um Geduld. Im kommenden Jahr allerdings soll dann auch das endgültige »Fein-Tuning« für das Vorzeige-Großprojekt stehen. Klar ist: nach intensiver Ortsbeschau sind die seit 1999 betriebenen Planspiele einer bloßen Generalsanierung vom Tisch – statt des Liftings wird Harlachings Klinikum ein ganz neues Antlitz erhalten.

Doch einige Zahlen und Fakten kann die Klinik-GmbH in diesen Tagen bereits offerieren: danach soll sich der Neubaukomplex über eine Nutzfläche von rund 40.000 Quadratmetern erstrecken. Eine von aktuell 930 auf später 744 reduzierte Planbettenzahl, 56 Tagesklinikplätze sind ebenso vorgesehen wie 13 Allgemeinstationen je mit 33 bis 35 Betten – dazu neun OP-Säle, fünf Kreißsäle, zwei Herzkatheter sowie eine ausreichende Zahl an Intensivversorgungseinheiten. »Die Verantwortlichen der Geschäftsführung und des Klinikums haben zusammen mit Vertretern aus Medizin und Pflege intensiv eine idealtypische Betriebsorganisation entwickelt«, vergisst der Kliniksprecher nicht, das Klinik-Konzept zu loben.

Rückenwind scheint es aber bei der Maßnahme auch bereits aus dem für die Förderung zuständigen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit zu geben. »Hier wurden die Planungen für den zukünftigen Krankenhausbetrieb und dessen Gebäude als schlüssiges und überzeugendes Konzept gewürdigt«, dürfen sich Rodzynek und Co. am Ende eines mit Blick auf die Klinik-GmbH skandalträchtigen und umtosten 2010 auch über positive Kritiken freuen.

Richtig ernst in Sachen Bau wird es nach den Planungen der Verantwortlichen ab 2012. Im ersten Los sollen dann bis 2015 die operativen Bereiche ebenso wie das Zentrum für Mütter, Kinder und Familie entstehen. Im Erdgeschoss des neuen Baukörpers ist eine umfassende Diagnostik-Ebene zusammen mit Notfallaufnahme, einer vollständigen Röntgendiagnostik sowie einer Aufnahmestation vorgesehen. Die Therapieebene darüber soll den zentralen OP-Bereich, die Entbindungsabteilung mit angeschlossener Intensivstation für Frühchen des Perinatalzentrums sowie die Intensivmedizinischen Einheiten für erwachsene Patienten beherbergen. In den weiteren Geschossen des neuen, fünfstöckigen Gebäudekomplexes werden das Zentrum Mutter, Kind, Familie mit den Fachbereichen Geburtshilfe, Frühchenversorgung, Kinderklinik, Kinder- und Jugendpsychosomatik beheimatet sein – dazu die anderen operativen Fächer wie Unfallchirurgie, Allgemein- und Thoraxchirurgie, Gynäkologie und Urologie. In der weiteren Baufolge – geplant ab 2015 – sollen dann Gebäudeeinheiten für die Neurologie einschließlich der Stroke –Unit mit Intensivbereich sowie Einheiten für Frühreha, Kardiologie, Gastroenterologie, Pulmologie sowie für Nephrologie realisiert werden.

Die stark frequentierte Notfallaufnahme wird während der gesamten Bauphase funktionstüchtig erhalten. Nicht realisiert wird indes in Harlaching ein aus dem Architektenwettbewerb von 2004 erarbeiteter Vorschlag, die Neubauten nach dem Vorbild des Klinikums Großhadern in einem rund 300 Meter langen Gebäuderiegel zu vereinen. Zu lange Wege in den Betriebsabteilungen sowie eine zumindest partiell notwendige Einstellung des Klinikbetriebs in der Bauphase hat die Macher von diesem Modell abrücken lassen. Der Riegel entlang des Klinikparcours bleibt somit aber auch den Harlachingern erspart – dementgegen entstehen jetzt aufgelockerte Gebäudekomplexe.

Zudem erfreulich: das Parkgelände der Klinik, zu großen Teilen nach hinten zum Perlacher Forst ausgerichtet, soll durch die moderat arrangierten Neubauten noch größer ausfallen als bislang. Für Besucher positiv: das schon seit vielen Jahren bestehende Parkdesaster entlang der Seybothstraße soll durch den zusätzlichen Bau eines neuen Parkdecks entschärft werden. Weniger dagegen dürfte die Anwohner der Umstand erfreuen, dass der bislang im hinteren Bereich des Klinik-Parks fast schon versteckte Hubschrauber-Start- und Landeplatz auf das Dach des Neubaus an der Geiselgasteigstraße verlegt werden soll. Mit vermehrt auftretenden Rotorengeräuschen ist also wohl zu rechnen. Immerhin: der ADAC-Hubschrauberlandeplatz bleibt nach Klinikinformationen im hinteren Parkbereich.

Erfreuliches in Sachen Energie und Umwelt: die neuen Klinikbauten sollen nach den Plänen der Betreiber als energie- und ressourcenschonende Passivhäuser entwickelt werden.

Wie gesagt: kein Lifting steht auf dem Harlachinger Klinikgebäude an – das Krankenhaus bekommt gleich ein ganz neues

Gesicht. Harald Hettich

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