Bereits im Grundschulalter haben viele Kinder ihr erstes eigenes Smartphone. Die Familien verfügen über Tablets und Laptops und smarte Fernseher. Die Verbreitung digitaler Geräte steigt dynamisch. Zu den Weihnachtsgeschenken zählen sicherlich auch dieses Jahr wieder digitale Medien. Die Kinder freuen sich z.B. über die neuen Spielkonsolen. Später kommt dann das Erwachen. Es gibt Streit, weil die Kinder die Geschenke über die Maßen nutzen. Die lange Verweildauer der Kinder mit dem Smartphone oder einem Game treibt Eltern in die Verzweiflung. Deshalb gilt gerade zur Weihnachtszeit „Erst denken, dann schenken“!
Ein Kind, das ein Smartphone geschenkt bekommt, betrachtet es als sein persönliches Eigentum, über das es eigenständig verfügen kann. Deshalb ist es ratsam, an ein solches Geschenk eine Nutzungsvereinbarung zu koppeln. Dabei sollte man aber nicht das Diktieren von Regeln in den Mittelpunkt stellen, sondern das gemeinsame Aushandeln, wo, wann und wie oft die Nutzung erfolgen kann. Eine gemeinsam getroffene Vereinbarung wird eher eingehalten als eine starre Vorgabe, deren Sinn das Kind nicht verstehen kann.
In vielen Familien gibt es die so genannte 30-Minuten-Regelung. Jeden Tag darf 30 Minuten lang gespielt werden, dann ist Schluss. Eine solche Regelung ist nicht immer sinnvoll und führt zwangsläufig zu täglichen Konflikten; z.B. wenn das Kind das Spiel sofort beenden soll, jedoch kurz davor ist, eine Runde zu beenden. Besser ist es, ein zeitliches Wochenkontingent der Nutzung zu vereinbaren. An manchen Tagen ist es besonders schön, sich mit Medien zu vergnügen. Da kommen die Freunde zu Besuch und gemeinsam erkunden die Kinder die digitalen Welten. Draußen ist schauderhaftes Wetter, die häuslichen und schulischen Pflichten sind erledigt oder haben z.B. wegen der Ferienzeit keine so große Bedeutung. An solchen Tagen dürfen die Kinder auch mal längere Zeit mit den Medien verbringen.
An anderen Tagen ist es viel schöner draußen zu sein, oder am nächsten Tag steht eine Schulprobe an. An solchen Tagen ist es angemessen, überhaupt keine Zeit mit einem Game zu verbringen. Ein zeitliches Wochenkontingent bezüglich der Verweildauer mit digitalen Medien schafft eine zeitliche Flexibilität und reduziert tägliche Streitereien.
Es ist eine Binsenweisheit, dass die Eltern eine Vorbildfunktion haben. Dies gilt natürlich auf im Hinblick auf die Mediennutzung. Eltern, die beispielsweise ihre Kinder von einer Bildungseinrichtung abholen mit dem Smartphone am Ohr, zeigen ihren Kindern eine Art der Mediennutzung, die weniger schön ist. Besser ist es, Wege aufzuzeigen, wie man digitale Medien aktiv und kreativitätsfördernd nutzen kann. Gerade zur Weihnachtszeit, wenn es draußen schneit und kalt ist, genießen wir Menschen das gemeinsame Miteinander. Da kann man auch mal mit der Tochter oder dem Sohn einen medialen Jahresrückblick erstellen. Das geht sehr einfach. Schon mit einem Textprogramm können Bilder eingefügt und mit Textzeilen versehen werden. Die Klicks durch die im Jahr angesammelten Familienbilder schaffen eine familiäre Gemeinsamkeit. Welche Bilder sind die schönsten, originellsten oder coolsten?
Wenn wir selbst an unsere schönsten Medienerlebnisse in der Kindheit zurück denken, dann sind das oftmals gemeinsam Erlebnisse. Viele Erwachsene können sich an den ersten Kinofilm erinnern. Es wurde dunkel und man hat gemeinsam eine mediale Geschichte genossen. Gemeinsam gelacht, getrauert oder sich gefreut.
Die Weihnachtszeit ist es wert, das gemeinsame Miteinander zu genießen. Dazu gehört auch, dass Medien nicht zu einer familiären Vereinzelung führen. Es ist schön, auch im Hinblick auf die Zeit mit Medien die Gemeinsamkeit zu beachten – nicht nur, aber gerade zur Weihnachtszeit.
Hans-Jürgen Palme ist geschäftsführender Vorstand von „SIN – Studio im Netz“. Das ist eine seit 1996 bundesweit agierende medienpädagogische Facheinrichtung mit dem Schwerpunkt auf dem Bereich „Kinder, Jugendliche und digitale Medien“. Der Verein SIN ist als gemeinnützige Einrichtung und als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt und hat seinen Sitz in Hadern. Info unter www.studioimnetz.de im Web.