Die kalte Jahreszeit rückt näher. Wie geht man mit der Ansteckungsgefahr durch Grippe- und Erkältungsviren am besten um? Prof. Dr. med. Wolfgang Wagner (Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie am Klinikum Schwabing) gibt Tipps.
Wie unterscheide ich eine echte Grippe von einer Erkältung?
Prof. Wagner: Die echte Grippe wird durch sogenannte Influenza-Viren ausgelöst, während der grippale Infekt (auch als banale Erkältung bezeichnet) durch sogenannte Rhinoviren entsteht, von denen es etwa 200 verschiedene gibt. Auf den ersten Blick ähneln sich die typischen Symptome von Grippe und Erkältung, in einigen Punkten unterscheiden sich die Krankheitsbilder jedoch deutlich. Bei der echten Grippe treten die Beschwerden plötzlicher und mit größerer Schwere auf als bei einem grippalen Infekt, häufig entsteht innerhalb von einigen Stunden hohes Fieber, während ein grippaler Infekt meist nur erhöhte Temperaturen bis max. 38 Grad verursacht. Auch die anderen Symptome wie Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und allgemeine Schwäche sind bei einer echten Grippe deutlich heftiger und für die meisten Patienten aus ihrer Krankheitsgeschichte her daher ungewohnt. Während ein grippaler Infekt typischerweise nach einer Woche deutlich abklingt, ist dies nach einer echten Influenzagrippe nicht der Fall, diese klingt erst nach zwei bis drei Wochen ab.
Wann kann man mit einer Erkältung noch zur Arbeit, wann gehört man definitiv zuhause ins Bett?
Prof. Wagner: Wenn, wie oben beschrieben, die Symptome schlagartig mit großer Heftigkeit einsetzen, sollte man an die Möglichkeit einer echten Grippe denken und daher zum Arzt gehen. Generell gilt, dass man mit Fieber ab 38 Grad zu Hause im Bett bleiben sollte. Auch ein allgemeines Schwächegefühl, das mit einer produktiven Arbeit nicht vereinbar ist, sollte die Meldung einer Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben. Hier hört man am besten auf die Warnsignale des Körpers. Ein weiterer Aspekt ist die Frage, ob man durch eine ständige Sekretion aus der Nase, Niesreiz und / oder Husten eine Infektquelle für die Kolleginnen und Kollegen ist. Dies hängt auch von der Arbeitssituation ab, weil es natürlich ein Unterschied ist, ob ich alleine in einem Büro sitze oder auf engstem Raume mit anderen Mitarbeitern arbeite.
Türklinken, U-Bahn, Aufzugknöpfe, Händeschütteln: Überall kommen wir mit Bakterien und Viren anderer Leute in Kontakt: Wie schützt man sich effektiv vor Ansteckung? Sind Türklinken gefährlich?
Prof. Wagner: Händewaschen ist eine einfache und wichtige Maßnahme, sich und andere vor Grippeviren zu schützen, denn die Hände verbreiten Krankheitserreger. Auch das Anniesen anderer Menschen sollte man vermeiden. Mit diesen Maßnahmen schützt man die Gesundheit anderer. Sich selbst schützt man am besten ebenfalls, indem man den direkten „Tröpfchenkontakt“ mit offensichtlich erkälteten Personen meidet. In Situationen räumlicher Enge wie z.B. in der U-Bahn kann dies u.U. schwierig sein.
Heute wischen wir ja ständig über Smartphone- und andere Displays: Verbreiten wir dadurch Krankheitserreger schneller als früher?
Prof. Wagner: Viren haben auf offenen Flächen typischerweise eine kurze Überlebenszeit, sodass eine Ansteckung z.B. über eine Handyoberfläche nur dann denkbar wäre, wenn jemand z.B. auf das Handy niest und jemand unmittelbar darüber wischt, was selten vorkommen dürfte.
Reicht es, sich die Hände zu waschen oder soll man sie desinfizieren?
Prof. Wagner: Unter normalen Umständen ist das Waschen mit Wasser und Seife völlig ausreichend. Besondere Maßnahmen wie eine Händedesinfektion sind in erster Linie in medizinischen Bereichen, wie dem Krankenhaus oder einer Arztpraxis, wo zum einen mit einem erhöhten Keimaufkommen und zum anderen mit krankheitsgeschwächten Personen zu rechnen ist, angezeigt.
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