Veröffentlicht am 07.09.2017 09:36

Macht, Pracht und kleine Kostbarkeiten


Von Brigitte Bothen
Das Carlhäusl in Obermenzing ist das letzte Tagelöhnerhaus, das an der Würm noch erhalten ist. (Foto: D´Würmtaler)
Das Carlhäusl in Obermenzing ist das letzte Tagelöhnerhaus, das an der Würm noch erhalten ist. (Foto: D´Würmtaler)
Das Carlhäusl in Obermenzing ist das letzte Tagelöhnerhaus, das an der Würm noch erhalten ist. (Foto: D´Würmtaler)
Das Carlhäusl in Obermenzing ist das letzte Tagelöhnerhaus, das an der Würm noch erhalten ist. (Foto: D´Würmtaler)
Das Carlhäusl in Obermenzing ist das letzte Tagelöhnerhaus, das an der Würm noch erhalten ist. (Foto: D´Würmtaler)

Seit der Tag des offenen Denkmals 1993 zum ersten Mal durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz deutschlandweit koordiniert wurde, hat sich die Anzahl der Besucher und die Liste der geöffneten Denkmale mehr als verdoppelt. Waren es im ersten Jahr rund zwei Millionen Menschen und rund 3.500 Stätten, die besucht werden konnten, so wurden 2016 etwa vier Millionen Interessierte gezählt und fast 8.000 offene Bauwerke. In diesem Jahr sind es zwar ein paar weniger, die am kommenden Sonntag, 10. September, in ganz Deutschland zum Rundgang einladen – nämlich rund 7.500 historische Denkmale, Parks oder archäologische Stätten – für die Besucher ist die Fülle dennoch überwältigend.

Heuer steht der Tag des offenen Denkmals unter dem Motto „Macht und Pracht”. Das Thema bezieht sich auf Bauten, die weltliche und religiöse Machtverhältnisse abbilden: prächtige Schlösser, mächtige Kirchen, aufwändig gestaltete Patrizierhäuser oder große historische Fabrikhallen. Es öffnen aber auch Denkmale ihre Türen, an denen sich Machtmissbrauch erklären lässt und solche, die an die Armut und Ohnmacht ihrer Zeit und Bewohner erinnern. Auch Bezüge zum Reformationsjahr 2017 werden gezeigt.

In und um München lassen sich wieder zahlreiche Entdeckungen machen. So gibt es zum Beispiel Führungen durch die Reformations-Gedächtnis-Kirche in Großhadern (Ebernburgstraße 12) und durch die St.-Lukas-Kirche am Mariannenplatz, die größte evangelische Kirche Münchens. Im historistischen Stil vereint sie verschiedene architektonische Einflüsse, romanische und gotische Elemente, Einflüsse aus Venedig und dem Orient.

Blick von oben

Von 14 bis 15 Uhr hat das Hochhaus der Schwesternschule am Rotkreuzplatz geöffnet, man kann mit dem Aufzug weit hinauf über die Dächer Neuhausens fahren. Oben auf dem Dach in rund 60 Metern Höhe stehen Mitglieder der Geschichtswerkstatt Neuhausen für Fragen rund um die Geschichte des Stadtteils zur Verfügung. Wer mag, kann anschließend ein Stück weiter in die Richelstraße 26 gehen und dort die Hausbrauerei im alten Gewölbekeller eines Mietshauses besichtigen. Dass die Bewohner gemeinsam Bier brauen, dürfte auch in der Bierstadt München eine ziemlich einmalige Sache sein.

In Laim sind die Ludwig-Richter-Höfe in der Schedelstraße 5 für zwei Besichtigungen um 11 und 15 Uhr geöffnet. Die in den 1920er Jahren erbaute Wohnanlage besteht aus 27 Mehrfamilienhäusern in zwei Blöcken. Farbig wird es im Archiv Geiger (Muttenthalerstraße 26) in Solln. In den ehemaligen Atelierräumen wird der Nachlass von Rupprecht Geiger (1908-2009) betreut. Am Tag des Denkmals wird untersucht, wie der Künstler die Prachtfarbe Rot zu seinem Markenzeichen entwickelt hat.

Schlösser und Häusl

Natürlich beteiligt sich die Bayerische Schlösserverwaltung ebenfalls am Tag des offenen Denkmals. In München werden in der Schatzkammer der Residenz, in Schloss Nymphenburg mit seinen Parkburgen sowie in Ruhmeshalle und Bavaria Führungen angeboten. In Schleißheim kann an einem Rundgang durch das Neue Schloss teilgenommen werden.

Aber auch einige der Bauten, die den Gegensatz zur Pracht der Reichen und Mächtigen demonstrieren, werden geöffnet. So bietet der Heimat- und Volkstrachtenvereins „D´Würmtaler“ um 10 und 11 Uhr jeweils eine Führung durch das historische Carlhäusl in Obermenzing, das letzte Tagelöhnerhaus an der Würm, an. Das Carlhäusl wurde 1726 erbaut und von den Vereinsmitgliedern 1995 bis 1998 in Eigenleistung renoviert. Seither dient es dem Trachtenverein als Vereinsheim und wird an Obermenzinger Vereine und Bürger als Versammlungs- und Veranstaltungsraum vermietet.

Um 14 Uhr kann der älteste erhaltene Bauernhof Münchens besichtigt werden. Der Derzbachhof (auch Feichtbauernhof) in der Forstenrieder Allee wurde 1751 erbaut und ist wichtiger Bestandteil des denkmalgeschützten Dorfkern-Ensembles mit der spätgotischen Kirche, dem Forstamt, dem Alten Wirt und der Schule. Hier ist eine Anmeldung zur Führung erforderlich unter Tel. (089) 202042123 oder der E-Mail Adresse info@euroboden.de.

Kirche und Museum

In Germering hat das ZEIT+RAUM Museum am Rathaus von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Um 11, 14 und 16 Uhr finden kostenlose Führungen durch die Dauerausstellung statt. Nachmittags ab 14 Uhr kann die 1315 erstmals erwähnte Dorfkirche St. Martin besichtigt werden. Um 15 Uhr gibt es dort ein kleines Konzert: Chordirektor Christian Andreas Schramm spielt auf der Orgel.

Das gesamte Münchner Programm kann unter http://tag-des-offenen-denkmals.de/laender/by/kreisfrei/7244/ eingesehen werden. Viele der Führungen sind kostenlos, bei einigen ist jedoch eine Anmeldung nötig oder eine Teilnahmegebühr zu entrichten.

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