Veröffentlicht am 30.05.2017 12:08

Erinnerungen an viel zu kurze Leben


Von Tanja Beetz
Farben, wie sie Kinder lieben. Die Angehörigen der verstorbenen Babys hinterlassen bunte Andenken auf der Grabanlage. (Foto: tab)
Farben, wie sie Kinder lieben. Die Angehörigen der verstorbenen Babys hinterlassen bunte Andenken auf der Grabanlage. (Foto: tab)
Farben, wie sie Kinder lieben. Die Angehörigen der verstorbenen Babys hinterlassen bunte Andenken auf der Grabanlage. (Foto: tab)
Farben, wie sie Kinder lieben. Die Angehörigen der verstorbenen Babys hinterlassen bunte Andenken auf der Grabanlage. (Foto: tab)
Farben, wie sie Kinder lieben. Die Angehörigen der verstorbenen Babys hinterlassen bunte Andenken auf der Grabanlage. (Foto: tab)

Farbenfrohe Windräder drehen sich im Wind, kleine Engel und Tiere aus Stein säumen den Beetrand, hin und wieder steckt ein Foto zwischen den Blumen – es ist ein bunter Ort hier mitten am Münchner Waldfriedhof, friedlich aber auch traurig. Das zeigt ein Rundgang mit Dietmar Freihalter, Leiter der Friedhofsgärtnerei Kiefl am Lorettoplatz.

„In dieser großen Grabstätte werden Kinder beerdigt, die tot geboren wurden oder kurz nach der Geburt verstorben sind”, sagt Dietmar Freihalter. Höchste Zeit sei es damals gewesen, dass Eltern die Möglichkeit bekommen haben, ihre so früh verstorbenen Kinder zu beerdigen.

Umgeben von Kindern

Seit 2012 gibt es die Grabstätte für die Kleinen. In zwei Einzelanlagen in Form eines Schmetterlings und einer Schnecke werden die Kinder in Einzelgräbern beigesetzt. „Es ist wichtig für die Mütter und Väter und für alle Angehörigen, diesen Platz zum Trauern zu haben”, sagt Dietmar Freihalter. „Früher wurden die totgeborenen Kinder einfach weggeschafft, oft konnten die Eltern sie nicht einmal mehr sehen. Zum Glück ist das heute nicht mehr so.” Der Dipl. Ingenieur für Gartenbau blickt über die Gräber. „Hier sind jeden Tag Besucher und immer wieder gibt es Beerdigungen. Man denkt im eigenen Alltag normalerweise nicht daran, dass bereits auch Kinder sterben. Aber es passiert. Es ist schon sehr bewegend, wenn man zum ersten Mal vor einem kleinen weißen Kindersarg steht. „Es sei ein besonderer Ort für die Eltern. Nicht nur, um ihr totes Kind zu betrauern, sondern auch, um zu sehen, dass sie nicht alleine sind mit dem, was ihnen widerfahren ist. „Hier entstehen Gespräche und Bekanntschaften zwischen den Eltern”, berichtet Dietmar Freihalter.

Stofftiere und Lichter

Gleich nebenan liegt eine Grabanlage für Föten. Hier finden Kinder ihre letzte Ruhe, die bei ihrer Fehlgeburt weniger als 500 Gramm Körpergewicht hatten. Auf einer Säule inmitten der Anlage können die Hinterbliebenen den Namen ihres verstorbenen Kindes eingravieren lassen, auch gibt es die Möglichkeit, Blumen, Lichter oder andere Andenken zu hinterlassen.

Gärtnerisch konzeptioniert wurde dieses Areal von der Friedhofsgärtnerin Barbara Meier, die 2012 im Alter von 47 Jahren verstarb. „Meiner Schwester war es ein Anliegen, sich damit zu beschäftigen, da sie selber Mutter von drei Kindern war und sich überhaupt gerne und viel um die Jugendarbeit unserer Berufsanfänger gekümmert hat”, sagt Elisabeth Meier-Weiderbauer von der Friedhofsgärtnerei Meier in Buchendorf im Landkreis Starnberg. „Nach umfangreichen Planungen mit der Friedhofsverwaltung und der städtischen Bestattung wurde daraufhin eine Anlage errichtet, die als Lebensspirale gestaltet wurde und auch mit Symbolpflanzen wie zum Beispiel Rosen, Gedenkemein, tränendes Herz, Immergrün bepflanzt wurde.”

Die beiden Grabanlagen werden im Auftrag der Städtischen Friedhöfe München gepflegt und gestaltet. Elisabeth Meier-Weiderbauer führt das Vermächtnis ihrer Schwester fort und kümmert sich ehrenamtlich um die Grabstätte für Föten.

Mit dem Leben beschäftigt

Unweit der beiden Bestattungsareale für Babys und der Anlage für Föten findet man die Einzelgräber für ältere Kinder. Hier ist es ebenfalls bunt: Stofftiere und Karten, Blumen und beschriftete Steine zieren die Grabstätten, erinnern an viel zu kurze Leben. „Einige Eltern kommen täglich”, weiß Dietmar Freihalter. „Viele haben auch noch weitere Kinder, um die sie sich kümmern müssen, da ist ein Gang zum Friedhof nicht regelmäßig möglich.” Das bedeute nicht, dass sie ihre Verstorbenen vergessen. „Aber sie sind natürlich auch mit ihrem Alltag, mit ihrem Leben beschäftigt, und das ist gut.”

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