Der Beiwagen glänzt weinrot. Die Sonne versteckt sich zwar hinter den Wolken, aber immerhin: Es ist trocken. Schnell noch den Sturzhelm aufgesetzt und schon kann's losgehen. Motorradfahren mit Beiwagen – ein super Hobby!
Es ist Aktionstag im ICP (Integrationszentrum für Cerebralparesen) an der Garmischer Straße. Vier Auszubildende haben diesen besonderen Tag vorbereitet. „Die Beiwagen waren ihnen ganz wichtig. Die mussten unbedingt dabei sein”, sagt Dagmar Eikenkötter, Physiotherapeutin im ICP, die das Organisationsteam begleitete.
Thomas Vögele, Mustafa Yarac, Kathrin Leitner und Fabian Heigl machen derzeit eine Ausbildung als Kaufmann bzw. -frau im Büromanagement im Berufsbildungswerk des ICP. Irgendwann hatten sie sich gefragt, warum es eigentlich keinen Aktionstag gibt. Schließlich gebe es ja auch schon die Gesundheitstage im ICP, organisiert von den Auszubildenden im Gesundheitswesen. So etwas in der Art wollten sie auch. „Dann geht zur Schulleitung und fragt nach”, empfahl ihnen Dagmar Eikenkötter. Gesagt, getan. Die vier holten sich grünes Licht und begannen mit den Planungen. Das war vor einem halben Jahr. Als Vorgabe wurden den Auszubildenden das Thema „Neue Hobbys” mit auf den Weg gegeben.
„Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, was wir wollen”, erzählt Thomas Vögele. Viele Ideen habe es gegeben. Man habe abstimmen müssen. Dann galt es, Aktionspartner ins ICP zu bekommen. Es wurde recherchiert und E-Mails geschrieben. Herausgekommen ist dabei ein abwechslungsreicher Tag mit verschiedenen Angeboten für alle 150 Auszubildenden im Haus. Während in der Turnhalle Dart und auf eine Art Torwart Fußball gespielt werden kann, werden im Freien eifrig die Spraydosen geschüttelt. Philip Junk, Künstler aus München, zeigt, wie das funktioniert. Die fertigen Werke lehnen auf der Wiese verteilt an Bäumen oder an der Hauswand. Der Garten wird zum Museum. Und Franziska Baum, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im ICP hofft inständig, dass die Azubis die Bilder nicht gleich mit heim nehmen, sondern noch ein bisschen im Haus lassen. „Die könnte man doch wunderbar bei uns aufhängen. Das bringt Farbe rein”, schwärmt sie.
Im ersten Stock wird derweil ein Fitnesstraining angeboten. Trainer aus dem benachbarten Fitnessstudio body up animieren die Teilnehmer gerade zum Aufwärmen ehe es an die Geräte geht. Neue Hobbys – die Bewegung sollte bei der Themenfindung eine Rolle spielen. Selbst für eine Tombola haben die Auszubildenden gesorgt, haben sich um Sponsoren gekümmert und einfach geschaut, dass alles läuft.
Bei den Motorrädern und Beiwagen herrscht immer noch Ausflugsstimmung. Michael Haas, ehemaliger Schulleiter, ist gerne mit seinem Gefährt dazugekommen, um den Aktionstag zu unterstützen. Ebenso Michael Bausch (Motorrad und Beiwagen) sowie Peter Kleinz (Motorrad). Für den Nachmittag wird noch eine Band erwartet, dann wird der Tag langsam ausklingen. Ob sich der Aufwand gelohnt hat? „Wir sind sehr zufrieden”, ist sich das Organisationsteam einig.