„Essen verbindet die Menschen und die Kulturen“, betonte Monika Ried vom Pfarrgemeinderat St. Martin Untermenzing im Rahmen des „Interreligiösen Dialogs“, den die katholische Pfarrei zusammen mit dem Pfarrgemeinderat Maria Himmelfahrt und dem Türkisch-Islamischen Verein München-Allach regelmäßig veranstaltet. „Ich empfinde die Veranstaltung als sehr wichtig. Christen und Muslime aus dem Stadtteil haben hier die Möglichkeit sich näher zu kommen und können Ängste abbauen. Wir haben mehr gemeinsam als viele denken.“
„Religion und Ernährung“ lautete dementsprechend das diesjährige Motto des „Interreligiösen Dialogs“, der heuer im Pfarrheim St. Martin Untermenzing in der Eversbuschstraße stattfand. Dort wurden die unterschiedlichen Speisen auch im Vorfeld von einer Kochgruppe bestehend als Christen und Muslimen vorbereitet. „Das gemeinsame Kochen hat toll funktioniert“, so Rita Baier, die Vorsitzende Pfarrgemeinderat St. Martin Untermenzing. Das Thema der Veranstaltung wurde schon im Vorfeld von allen Beteiligten festgelegt. „Unser Essen ist geprägt durch die Tradition und wir haben uns überlegt, wie wir das Ganze organisieren“, erzählte Monika Ried. „Wir Christen haben gesagt, dass wir nicht mit Fleisch kochen. Deswegen haben wir darauf verzichtet und uns auf Käse, Gemüse und Fisch beschränkt. Die Muslime haben dafür die Fleischspeisen übernommen.“
Der „Interreligiöse Dialog“ zwischen Christen und Muslimen aus Allach-Untermenzing fand bereits zum sechsten Mal statt. „Ich kann mich noch gut an die ersten Begegnungen erinnern. Das waren schüchterne Versuche der Annährung“, erklärte Recep Yerlikaya. „In der Zwischenzeit hat sich das Ganze sehr vertieft, wir sind Freunde geworden. Hätten wir diese Begegnungen schon vor 30 Jahren begonnen, denn die muslimischen Türken sind ja schon ein halbes Jahrhundert in Deutschland, wäre uns die Annäherung wahrscheinlich leichter gefallen.“ Es gehe nur miteinander, nicht gegeneinander, so der 1. Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde München-Allach.
„Wir möchten zusammen nicht das Trennende in der Vordergrund stellen sondern das Verbindende“, sagte auch Peter Hillebrand vom Pfarrgemeinderat Maria Himmelfahrt. Besonders wichtig sei das gemeinsame Gespräch und der Austausch untereinander. „Wir haben den Dialog ins Leben gerufen, weil wir festgestellt hatten, dass kaum Verbindungen zwischen Christen und Muslimen bestehen. Wir leben zwar im selben Stadtteil, hatten aber keine Gemeinsamkeiten. Mittlerweile wissen wir sehr viel über einander. Der Austausch zwischen Christen und Muslimen im Stadtviertel funktioniert sehr gut.“
„Ernährung betrifft jeden. Esskultur und Religion sind unzertrennliche Elemente, da Essen in vielen Religionen ein Teil der religiösen Praxis ist und stets kulturelle Identität darstellt“, so Peter Hillebrand. In den drei großen monotheistischen Religionen, sprich dem Christentum, dem Islam und dem Judentum, gebe es zwar keine einheitlichen Regeln was das Essen betrifft, „allerdings gibt es Überschneidungen. Wobei man sagen muss, dass es im Christentum insgesamt weniger Speisevorschriften gibt.“ Und Ömer Cavusoglu, 2. Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde München-Allach, betonte: „Essen verbindet uns alle. Im Islam ist das Essen streng gehandhabt. Man könnte das Ganze natürlich theoretisch vertiefen, aber das würde hier sicherlich den Rahmen überschreiten.“
Für alle Beteiligten war der „Interreligiöse Dialog“ wieder ein großer Erfolg. „Es ist schön, dass auch in diesem Jahr zahlreiche Christen und Muslime aus dem Stadtviertel an der Veranstaltung teilgenommen haben“, freute sich Martin Joseph, der Pfarrer des Pfarrverbandes Allach-Untermenzing. Und Monika Ried ergänzte: „Es hat super viel Spaß gemacht das Ganze vorzubereiten. Wir hatten ein tolles Team, eine schöne gemeinsame Zeit und haben beim Essen zusammen gute Gespräche geführt.“ Das sieht Elif Yildirim ähnlich: „Es ist wichtig, dass wir etwas zusammen machen und uns austauschen – das geht beim gemeinsamen Kochen und Essen besonders gut“, so die Frauenvorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde München-Allach.
Die Resonanz auf die Veranstaltung sei wieder sehr gut gewesen, betonte Peter Hillebrand. „Dass so viele Leute gekommen sind zeigt auch, dass die Menschen ein Bedürfnis haben miteinander zu sprechen. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass die Religionen aufeinander zugehen – und zwar in Form der Menschen. Das ist auch für das Gemeinwesen im Viertel sehr bedeutend, denn so lassen sich Toleranz und Offenheit in der Praxis umsetzen. Es geht um die Achtung und den gegenseitigen Respekt untereinander.“