Wochenanzeiger: Was genau darf man sich unter dem Mehrgenerationenprojekt in Karlsfeld vorstellen?
Martin Okrslar: Wir planen ein gemeinschaftliches, generationenübergreifendes Wohnprojekt mit zirka 17 Wohnungen, Gemeinschaftsraum und weiteren Gemeinschaftsflächen. Das Projekt funktioniert nach dem Prinzip „nicht nebeneinander her, sondern mehr miteinander wohnen“. Jeder hat dabei eine eigene, abgeschlossene Wohnung, wobei die Architektur auf Kommunikation der Bewohner in den Bereichen außerhalb der Wohnung ausgelegt ist.
Damit die Bewohnergruppe auch wirklich als Gruppe entsteht und nicht nur als Ansammlung von Leuten, binden wir die künftigen Bewohner schon zirka eineinhalb bis zwei Jahre vor Einzug in das Projekt ein. In dieser Bewohnerbeteiligung können die Bewohner nicht nur Anregungen und Ideen zu Architektur, Grundrissen, Gartengestaltung und Gemeinschaftsraum einbringen, sondern planen auch zusammen mit der Genossenschaft die künftige Bewirtschaftung des Hauses.
Durch diese Gruppenarbeit entstehen im Laufe der Zeit enge und persönliche Bindungen zwischen den Bewohnern. So kommt es dann später auch zu den spontanen Hilfen des Alltags, für die diese Projekte bekannt sind. Wir setzen dabei bewusst nicht auf ein Pflichten-Programm, sondern auf Freiwilligkeit, die aus der persönlichen Beziehung der Bewohner zueinander gespeist wird.
Alle Wohnungen sind genossenschaftliche Mietwohnungen mit einem Wohnrecht auf Lebenszeit. Zirka zwei Drittel der Wohnungen werden öffentlich gefördert sein – über alle Einkommensstufen hinweg.“
Vorgesehen ist auch ein spezielles Mobilitätskonzept. Was genau ist hier geplant?
Zum bezahlbaren Wohnen gehört auch, dass man nicht jeden Bewohner mehr oder weniger dazu zwingt, ein eigenes Auto haben zu müssen. Grundsätzlich ist die Wohnanlage nah zur S-Bahn gelegen. Schon heute gibt es etliche Einkaufsmöglichkeiten im Norden, auf der anderen Seite der S-Bahn, und künftig auch in der südlichen Bayernwerkstraße. Unser Ziel ist, dass die Bewohner diese kurzen Strecken möglichst bequem ohne eigenes Auto bewältigen können.
Dazu planen wir ADFC-konforme Fahrrad-Abstellmöglichkeiten zu schaffen und auf Vermieterkosten ein Lastenradl sowie Radlanhänger beziehungsweise eBikes zu kaufen. Wir bauen oberirdisch eine Radlwerkstatt hin und halten den Innenhof autofrei. Grundsätzlich haben wir eher eine Bewohnerschaft, die nicht so viele Autos braucht. In unseren bisherigen Vorhaben kommen wir auf einen tatsächlich genutzten Stellplatzbedarf von 0,8 Stellplätzen pro Wohnung. Das ist recht wenig.
Gibt es schon einen zeitlichen Ablaufplan für das Projekt?
Leider nicht. Schätzungsweise werden wir im ersten Halbjahr mit der Gemeinde zum Notar gehen – danach dauert es dann zwei bis drei Jahre bis zum Einzug.