Veröffentlicht am 25.05.2016 12:25

Probleme zügig lösen

Dipama und Sandra haben sich in Mathematik verbessert, seit sie Schach spielen. (Foto: stift)
Dipama und Sandra haben sich in Mathematik verbessert, seit sie Schach spielen. (Foto: stift)
Dipama und Sandra haben sich in Mathematik verbessert, seit sie Schach spielen. (Foto: stift)
Dipama und Sandra haben sich in Mathematik verbessert, seit sie Schach spielen. (Foto: stift)
Dipama und Sandra haben sich in Mathematik verbessert, seit sie Schach spielen. (Foto: stift)

Strategie, Ausdauer, Kommunikation: Diese Dinge sind gefragt, wenn Schüler eine Ausbildung suchen und dann beginnen wollen. Sie helfen, den Start ins Berufs- und Arbeitsleben vorzubereiten. Das gilt für alle Jugendlichen und natürlich auch für junge Flüchtlinge, die ohne ihre Familie nach Deutschland gekommen sind.

Mit dem Projekt „Schach nach Königsplan“ fördert die Münchener Schachstiftung in der SchlaU-Schule diese Jugendlichen. Dabei werden sie von der SWM-Bildungsstiftung unterstützt, die über ein Schuljahr hinweg 28.500 Euro dafür zur Verfügung stellt.

Seit Oktober 2013 fördert die Münchener Schachstiftung junge unbegleitete Flüchtlinge, die an der SchlaU-Schule ihren Schulabschluss machen, mit „Schach nach Königsplan“. Anfangs als Arbeitsgemeinschaft angeboten, ist es inzwischen aufgrund des Erfolgs als festes Angebot in den Stundenplan integriert. Die Förderung der SWM-Bildungsstiftung ermöglicht 50 Kindern aus vier Schulklassen die Teilnahme an der Schach AG.

Strategien der Großmeister nutzen

„Königsplan“ heißt die Denkstrategie der Schachgroßmeister. Die Münchener Schachstiftung macht diese Strategie auch im Alltag nutzbar, um innerhalb kurzer Zeit gute Problemlösungen in allen Bereichen zu finden. Die Schachgroßmeister Stefan Kindermann und Prof. Robert von Weizäcker haben diese Methode für Führungskräfte entwickelt, unter der Leitung von Dijana Dengler wurde sie dann für Kinder und Jugendliche modifiziert.

Bildungsförderung und Integration durch Schachtraining nach Königsplan vermittelt grundlegende Fähigkeiten, wie strategisches und logisches Denken, Erkennen und Analysieren von Strukturen, Motivation und Ausdauer, Kommunikation und Integration, u.a. durch Mitgliedschaft in Schachvereinen und Teilnahme an Turnieren „Schach nach Königsplan“ erstreckt sich über drei Stufen. Es beginnt mit dem klassischen Schachtraining, dazu kommen Schachyoga und körpersprachliche Darstellungen von Schachideen. In einer zweiten Stufe gehen die Teilnehmer aus dem Spielumfeld heraus und versuchen, die erlernten Ansätze in einen allgemeineren Bereich zu übertragen. Als drittes wird die Methode in konkreten Alltagssituationen angewendet – wie Lösen einer Textaufgabe oder Streitschlichten bei Mitschülern. Junge Flüchtlinge und die Region profitieren.

Lücken schließen helfen

In Deutschland gibt es schätzungsweise 69.000 unbegleitete junge Flüchtlinge. Viele haben einen Elternteil oder sogar die ganze Familie verloren – eine Rückkehr in ihre Heimatländer, in denen meist Krieg herrscht, ist nicht möglich. Sie wollen sich in die deutsche Gesellschaft integrieren und brauchen dabei Unterstützung. In und um München werden Auszubildende dringend gesucht. Junge unbegleitete Flüchtlinge können – die entsprechende Qualifikation vorausgesetzt – dazu beitragen, die Lücke zu schließen.

Hier setzt das Förderkonzept der Schachstiftung an. Es vermittelt jungen Flüchtlingen kognitive und soziale Fähigkeiten und bietet ihnen im Verein und bei Turnieren Gelegenheiten, Kontakte für ihre berufliche Zukunft zu knüpfen. „Schach nach Königsplan“ ist in den regulären Unterricht integriert. Ergänzend bietet die Münchener Schachstiftung in den Schulferien eine Schach-Ferienakademie an. Hier können die jungen Flüchtlinge ihre Kenntnisse und Fähigkeiten durch Schachspielen vertiefen. Zudem haben sie so eine Anlaufstelle, um ihre Ferienfreizeit sinnvoll verbringen können.

Drei Schicksale

Viele Schüler in der Schachklasse kommen aus Afghanistan. Diese drei Schüler nehmen seit Oktober 2013 mit viel Freude an der AG teil. Sie sind so gut, dass sie bei der Deutschen Schulmeisterschaft im Schach in Schwäbisch Hall teilnehmen konnten.

A., 19 Jahre: Der Vater wurde ermordet, als A. neun Jahre war. Seine Mutter erlitt bei einem Selbstmord-Attentat eine Herzattacke, in deren Folge sie kurz darauf starb. Nach nur einem Jahr in Deutschland hat er erfolgreich die Mittlere Reife erreicht und möchte jetzt aufs Gymnasium wechseln.

N., 20 Jahre: Mit neun Jahren hat N. bereits zu arbeiten angefangen. Einen re gelmäßigen Schulunterreicht kennt N. nicht, er war in seinem Heimatland nur rund drei Monate in einer Schule.

E., 16 Jahre: Er hat in seiner Heimat wenige Monate eine Privatschule für Englischunterricht besucht, sonst hat er keinen Schulunterricht erhalten.

Ausgezeichnete SchlaU-Schule

Die SchlaU-Schule (Schulanaloger Unterricht für junge Flüchtlinge) ist eine staatliche anerkannte Schule für junge unbegleitete Flüchtlinge in München. Sie ist innovativ, ihre Art und Ausrichtung sind beispiel- und modellhaft. Auch deshalb hat sie 2014 den Deutschen Schulpreis in der Kategorie „Preis der Jury“ erhalten. Die SchlaU-Schule richtet sich an unbegleitete Flüchtlinge ab 16 Jahren. Ab diesem Alter haben Flüchtlinge nach dem deutschen bzw. bayerischen Schulgesetz keinen Anspruch mehr auf den Besuch einer Regelschule, zugleich dürfen sie aber meist noch nicht erwerbstätig sein.

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