Die „Alte Heimat“, das Quartier, das sich zwischen Zschokke-/ Hans-Thonauer-Straße und beidseitig des Kiem-Pauli-Weges erstreckt, ist längst in die Jahre gekommen. Die in den 60er Jahren entstandenen Wohnhäuser bröseln und bröckeln, müssen dringend saniert und zum Teil durch Neubauten ersetzt werden. Ein großes Bauprojekt steht hier bevor, das noch in diesem Jahr begonnen und voraussichtlich erst 2025 beendet sein wird.
Aber auch ein außergewöhnliches Bauprojekt liegt mit der „Alten Heimat“ vor und bedarf einiger Sorgfalt: Die Siedlung wurde einst als Bürgerstiftung für Heimkehrer und ausgebombte Münchner gegründet. Bis heute dienen die Häuser dem Stiftungszweck, der damals festgeschrieben wurde, nämlich bedürftigen Münchnern eine Heimstadt zu bieten. Den baulichen Veränderungen, die nun bevorstehen, sehen die rund 1000 Mieter hier besorgt entgegen: Wo sollen sie für die Zeit der Baumaßnahmen wohnen? Werden sich die Mieten erhöhen, wenn Neubauten im Quartier entstehen? Wie sollen die Umzüge vonstatten gehen? Der Arbeitskreis Alte Heimat (AHA), ein Zusammenschluss von Siedlungsbewohnern, der sich 2012 formiert hat, initiierte nun eine Anwohnerversammlung, bei der die Gewofag und das Kommunalreferat erneut Rede und Antwort standen.
Die Siedlung „Alte Heimat“ liegt im Eigentum der Stadt, die vom Kommunalreferat vertreten wird; verwaltet werden die Wohnhäuser von der Gewofag. Am einstigen Stiftungszweck der Siedlung und am Grundgedanken, hier bezahlbaren Wohnraum zu erhalten und zu schaffen, werde sich nichts ändern, erklärt die Gewofag. Bereits im Juli 2015 hatte der Stadtrat ein städtebauliches Entwicklungskonzept beschlossen, das nun umgesetzt werden soll.
Noch in diesem Jahr sollen die ersten Häuserfassaden im Kiem-Pauli-Weg überarbeitet und neu gestrichen, ebenso die Balkone und Loggien instandgesetzt werden. Bis Herbst 2018 sollen mehrere Häuser-Riegel renoviert sein. „Während der Instandsetzung werden keine Mieterumzüge notwendig“, verspricht Susanne Albert von der Gewofag, die die Projektentwicklung für die Alte Heimat leitet. Falls nötig, werde man versuchen einzelnen Erdgeschoss-Wohnungen auch für Rollstuhlfahrer zugänglich zu machen, barrierefrei werden die Bestandbauten aber nicht, erklärt Susanne Albert.
Und wie sieht es mit einer Mietminderung für den Zeitraum der Bauarbeiten aus? „Das ist noch unklar. Die Detailabstimmung mit dem Kommunalreferat hat dazu noch nicht stattgefunden“, meint Christian Kiefer, Bereichsleiter der Immobilienverwaltung der Gewofag. Die Mietpreise in den Bestandbauten aber werden voraussichtlich auch künftig so bleiben, wie sie sind. Anders wird das bei den geplanten Neubauten aussehen.
Bis 2025 sollen rund 140 Wohneinheiten abgerissen und dafür Neubauten errichtet sein, die sogar zusätzlichen Wohnraum schaffen. „Die Neubauten werden komplett barrierefrei, haben einen Aufzug und sind modern“, erklärt Susanne Kiefer. Geförderter Wohnraum werde hier entstehen – nach welchem Modell aber genau, das stehe noch nicht fest. Auch ist noch unklar, ob nicht auch frei finanziere Wohnungen hier eingeplant werden.
„Ich gehe aber davon aus, dass die meisten einen Wohnberechtigungsschein bekommen. Das Mietniveau wie bisher wird man aber nicht erhalten können“, erklärt Christian Kiefer. Diese für viele Bewohner beängstigende Information mildert die Gewofag jetzt ab und erklärt, dass die Neubauten auch große Gewinne brächten: Barrierefreiheit, mehr Wohnkomfort und auch geringere Heizkosten etwa.
Für den Zeitraum der Abbruch- und Neubauarbeiten, werden die Mieter einiger Wohnblocks, wie zum Beispiel aus der Zschokkestraße, umziehen müssen. Drei Varianten stellt die Gewofag jenen zur Verfügung: 1. Einen Umzug innerhalb der Siedlung in einen Bestandsbau. „Sobald eine Wohnung frei wird, können die Mieter dann da einziehen“, erklärt Christian Kiefer. 2. Betroffene können in einen der Neubauten ziehen, die in einem ersten Neubauschritt, zwischen 2018 und 2020 errichtet werden (hier aber wird auch ein neuer Mietpreis angesetzt werden). 3. Bewohner haben die Möglichkeit in andere Bestände der Gewofag, die auch in anderen Stadtteilen liegen, umzuziehen. Große Sorgen machen sich viele Mieter dabei um den Umzug selbst. Die Kosten, aber auch den Aufwand.
Individuell will die Gewofag die Mieter unterstützen, entweder mit einem finanziellen Zuschuss oder auch mit der Organisation einer Umzugsfirma. „Die Mieter sollen durch den Umzug keinen finanziellen Schaden tragen“, erklärt Christian Kiefer. Obwohl Umzüge erst in einigen Jahren anstehen, will die Gewofag jetzt schon mit den betroffenen Mietern sprechen und Lösungen finden. So wird etwa am Mittwoch, 3. März und auch am Montag, 14. März, im Alten- und Servicezentrum eine Sprechstunde angeboten, bei der Mieter sich informieren können.
Für die Bewohner der „Alten Heimat“ beginnt nun eine lange Zeit der Bauarbeiten und Veränderungen in ihrer Siedlung. Bedenken über die anstehenden Neuerungen bleiben: „Es gibt immer noch Sorgen und Unsicherheiten. Wenn man zum Beispiel in einen Neubau zieht, wird es teurer. Das mit den Mietpreisen ist aber noch nicht richtig klar“, erklärt Georgia Diesener, die sich im AHA engagiert. Der AHA habe das vorgestellte Entwicklungskonzept für die „Alte Heimat“ nun aber abgenickt – und auch manche Erfolge verbucht.
So hatte sich der AHA zum Beispiel dafür eingesetzt, dass die Siedlung städtebaulich nicht stark verändert werde, alte Bäume und auch Grünflächen erhalten bleiben. Im Sanierungsplan werden diese Wünsche nun respektiert. „Die Mieter und auch der Bezirksausschuss waren von Anfang an an Bord. Es wird ein möglichst maßvoller Eingriff. Städtebaulich passiert nicht viel. Die Struktur der Siedlung bleibt im Wesentlichen erhalten“, erklärt Susanne Albert. Ein neues Gesicht wird die Alte Heimat also bekommen, ihr ursprünglicher Charakter und der Stiftungswille aber sollen bleiben.