Der Sendlinger Bezirksausschuss (BA 6) hat einstimmig seinen Willen bekräftigt, das Volkstheater auf dem bisherigen Areal der Großmarkthalle unterzubringen. Dafür sollen sowohl die denkmalgeschützte Halle 1 als auch die nicht geschützten Hallen 2 bis 4 genutzt werden. „Die Hallen wären für das Theater optimal”, meinte BA-Vorsitzender Markus Lutz, „und sanieren muss die Stadt die Halle mit oder ohne Theater.” Teuer werde das auf jeden Fall, auch wegen der statischen Probleme im Keller der Halle 1.
Die Stadt möchte das Volkstheater hingegen auf dem nahen Viehhofgelände haben - und stößt damit bei den Bürgern auf Widerstand. Diese fürchten nicht nur den Verlust des besonderen Charmes ihres Viertels am Schlachthof, sondern kritisieren auch die Größe, mit der das Theater derzeit geplant wird. Von „Gigantomanie” sprach im BA 6 Elisabeth Robles-Salgado (Grüne). „Ich erschrecke darüber”, sagte sie, „es wird immer mehr.” Wer das Volkstheater nicht in der Großmarkthalle haben wolle, müsse endlich verraten, welche Alternativpläne er für Halle 1 habe. „Oder sollen da Luxuswohnungen rein, damit die Superreichen während der Wiesn übernachten können?” fragte sie.
Dass die Halle 1 für das Theater zu klein ist, weiß auch der BA 6. Ernst Dill (SPD) unterstrich daher, dass man auch die Flächen der drei Hallen daneben für das Volkstheater nutzen könne. Dann stünden insgesamt ziemlich genau 10.000 qm Fläche zur Verfügung. „Halle 1 könnte nur das Entree für das Volkstheater werden”, ergänzte Markus Lutz.
Wie die Großmarkthallen genutzt werden, wenn die Händler ausgezogen sind, ist noch völlig unklar. Für die wird an der Thalkirchner Straße eine neue Halle errichtet. Das Büro Ackermann ist derzeit mit der Vorplanung des 500 m langen Bauwerks beschäftigt, erklärte Markthallen-Chef Boris Schwartz dem Bezirksausschuss. Im Moment wird u.a. überlegt, in wieviele Bauabschnitte man den Ablauf einteilt. Schwartz rechnet damit, dass der Stadtrat Ende 2016 den Projektauftrag erteilen kann.
Der lange Riegel - in den das alte Kontorhaus integriert werden soll - dient künftig auch als Lärmschutz für das Quartier an der Thalkirchner Straße. Die Andockstationen für die Lkw werden sich allesamt auf der Rückseite befinden, die Zufahrt nur noch über die Schäftlarnstraße möglich sein. Kleinere Fahrzeuge wie Sprinter werden in der Tiefgarage unter der Halle beladen. Hier werde es 850 Parkplätze geben. Allein 85 Plätze werden als Ladestationen für Elektrofahrzeuge eingerichtet, erläuterte Annegret Rempel (Kommunalreferat): „Die Großmarkthalle wird Münchens größte Elektro-Tankstelle werden!” Elektro-Stationen werde es auch für große Kühl-Lkw geben, so dass die ihre Aggregate nachts nicht laufen lassen müssen.
Der aktuell nicht öffentlich nutzbare Abschnitt der Thalkirchner Straße soll, wenn die neue Halle steht, für Fußgänger und Radler geöffnet werden. In die Fassade werden an dieser Seite Sichtöffnungen integriert, damit die Sendlinger nicht auf einen abgeschotteten Klotz starren. Es ist sogar daran gedacht, Randbereiche der Halle zum Viertel zu öffnen und z.B. Cafes oder Imbisse an der Thalkirchner Straßenseite einzurichten. Einzelhandel lehnen die Händler im Großmarkt jedoch ab. „Die Halle wird kein Sendlinger Einkaufszentrum werden”, so Schwartz.
Die alte Tankstelle an der Schäftlarnstraße wurde bereits abgerissen, um 2016 Fernwäremeleitungen verlagern zu können. Auf dem Areal werde es bald eine neue, kleinere Diesel-Tankstelle geben, sagte Schwartz. Auch eine öffentliche Tankstelle wolle man am Großmarkt wieder haben, allerdings sei dies ein „sehr langfristig” angelegter Wunsch.
Noch in diesem Winter wird das Habitat für die geschützten Eidechsen vergrößert, indem die Thalkirchner Straße in diesem Bereich rückgebaut wird. Wenn die Zäune entfernt sind, entstehen auch für die Nachbarn neue Erholungsflächen.
„Wie sieht es mit dem Timing aus?” wollte Ernst Dill (SPD) wissen. Boris Schwartz gab eine klare Antwort: „Derzeit ist keine Einschätzung möglich.” Die Planer hoffen, dass der Stadtrat Ende 2016 den Projektauftrag erteilt. Dann müssten Projektgenehmigung und Ausführungsgenehmigung folgen. Das Kommunalreferat würde die Arbeiten dann gerne an einen Generalunternehmen vergeben, um den Bau zu beschleunigen. Noch sind viele Fragen zu klären. Bis Ende nächsten Jahres der Stadtrat über das Projekt entscheide, werde man aber erste Kostenschätzungen vorlegen können, sind sich die Planer sicher.