Der Oertelplatz soll aufgewertet und bis 2018 neu gestaltet werden Der Wettbewerb dazu soll bereits im Herbst beginnen. Hans G. Bauer, langjähriger Einwohner in Allach, meint dazu:
„Besonders schön war er noch nie, der Oertelplatz. Bereits seit Jahrzehnten ist von seinem Umbau die Rede. Jetzt aber geht es ihm massiv an den Kragen.
Der Abriss des alten Bahnhofsgebäudes – für Liebhaber der Nierentischarchitektur der 50er Jahre ein eigentlich zu bewahrender Leckerbissen – dauerte lange. Unerklärlich lange vor dem Abriss musste mein Zeitungs- und Tabakwarenhändler ausziehen, sprich: seine Existenz aufgeben. Beno musste seinen zwar nicht gerade großes Flair ausstrahlenden, aber zu einem Bahnhofsplatz durchaus passenden Bierausschank aufgeben. Und auch der Khebab- bis sonntäglich Frischbrötchenanbieter, der in die alte Bahn-Schalterhalle eingezogen war, in der mir noch Herr K. mit großer Freude Bahnfahrkarten ausstellte, musste verschwinden.
Trotz seines beraubten Lebens bot diese museale Ruine mit ihrer weit ausladenden, gestelzten Dachschürze uns Umsteigern von den Oertelplatzbussen in die S2 auch in diesem Zustand noch eine ganze Weile guten Schutz vor Sonne und Regen. So auch die eigentliche Seele des Oertelplatzes: das Ensemble seiner alten, mächtigen Kastanienbäume. Seltsam schnell, so als wolle man die Erinnerung an sie möglichst schnell dem Gedächtnis entreißen, waren die Kastanien gefällt. Ob man Proteste befürchtete? Ob man durch die eilig errichteten Absperrgitter eine überraschende Rückkehr der Seele verhindern wollte?
Jetzt jedenfalls ist Seelenbrache soweit das Auge reicht. Alles vergittert. Die Umsteigewege wie Laufgitter im Tierpark. Kaum erkennbare Bushaltestellenverlegungen, kein Schutz, keine Bank mehr, aber fast täglich andere Gitterlaufwege. Die letzten Spuren eines den Menschen dienlichen Ortes getilgt. Wie es scheint, kann man „Baustelle“ offenbar immer nur als größtmögliche Zumutung denken. Der 'Park&Ride'-Parkplatz ist ersatzlos verschwunden, die Radler hängen ihre Gefährte zunehmend an den Bauzäunen an – hoffnungsfroh, sie am Abend dann dort wieder zu finden.
Ein dankbarer Blick hinüber zur 'Olive' und den Pizza-Angeboten unter den Biergartenkastanien auf der anderen Straßenseite – die überdies der Haltestelle dort drüben Schatten spenden, und einen rettenden Rest von Ambiente für den Oertelplatz. Ich danke auch immer dem Bittl-Outlet unten im alten Postgebäude für die jedenfalls gelegentlich schattenspendende oder regenschützende Markise. Und freue mich über den Erhalt und die farbenfreudige Umwandlung der alten Post – auch wenn mir ihre einem Bahnhofsplatz einfach zugehörige Dienstleistung fehlt .
Ob es den Gedanken irgendwo auch gibt, eine Baustelle nicht nur technisch zu organisieren, sondern auch menschenfreundlich, gestalterisch-improvisierend? So dass Behinderte und Alte trotzdem nahe an den S-Bahneingang fahren können etwa. Trotzdem immer wieder mal ein paar selbst nur kurzfristig zur Verfügung stehende Parkplätze ausweisen, ein mobiles Buswartehäuschen etwa oder eine Sitzbank (wo sind denn die alten unter den Kastanien denn hingeraten?), nicht nur abgeschaltete Busanzeigen, gelegentliche kundenfreundliche Hinweise auf Veränderungen, Verlegungen - und die vielleicht sogar so, dass nicht nur wir sie, sondern auch die in unserem Quartier zunehmenden ausländischen Mitmenschen finden und verstehen.
An den Baugittern lese ich immer wieder den Namen der Firma 'Eco-Soil'. Dass da viel an bezüglich kontaminierter Böden getan werden muss, verstehe ich sehr gut. Aber wie wär’s mit etwas 'Human Soil' zur Schaffung eines guten Bodens für einen neuen Oertelplatz schon jetzt, in der Baustellenphase?”