Müssen Kinder Langeweile aushalten können? Christiane Greve, Leiterin des Topolinos Kinderhaus e.V., hat dazu eine klare Meinung:
„Bei der Formulierung schon fällt auf, dass 'müssen' nicht das richtige Wort ist und schon impliziert, dass da etwas ist, was schwierig ist, nicht sein darf ... Es sollte heißen 'Dürfen Kinder Langeweile haben?' und auch nicht 'aushalten'. Aushalten bedeutet ja auch schon, dass es etwas ist, was schwer zu ertragen ist.
Die Wahrheit aber ist, dass Kinder von ihrem Naturell her es schön finden, sich zu langweilen, und - wie wir alle wissen - sich aus dieser 'Langeweile' das kreative Tun entwickelt. Der 'Witz' ist: Jedes Kind liebt es, sich zu langweilen, nicht zu wissen, was gleich kommt, einfach vor sich hinzusummen. Nur wir Erwachsenen haben damit Probleme; denken, dass unsere Kinder Versager sind, wenn sie sich langweilen und nicht in unsere 'produktive Macher-Gesellschaft' passen! Und daher füllen wir all diese vermeintlich langweiligen Zeiten mit irgendwelchen Beschäftigungen.
Ein gutes Beispiel ist der Dampfer am Starnberger See mit seiner Rutsche. Diese ist dazu da, dass sich die Kinder während der Dampferfahrt nicht langweilen. Dass muss man sich vorstellen: Da dürfen die Kinder Dampfer fahren, können dies aber gar nicht erleben und spüren, weil sie sich um die Rutsche streiten müssen. Und ich glaube, dass das ganze Beschäftigungsprogramm sehr auf die Wahrnehmung der Kinder geht und diese beeinträchtigt. Das bedeutet: Kinder können durch Langeweile ihren Körper besser spüren - und spüren, was sie wirklich wollen.
Fazit ist also: Juhu, ja, Kinder dürfen sich langweilen, um eine glückliche Kindheit zu haben!”